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Indien

AutomobilarbeiterInnen schlagen zurück

Ahsan Raza, Neue Internationale 163, Oktober 2011

Die Stadt Gurgaon steht stellvertretend für das Wirtschaftswachstum des Landes. Nur rund 30 Kilometer von Dehli entfernt wird ihre Skyline von den Bürotürmen verschiedener Multis beherrscht, von IBM, Nokia, Honda, Bank of America.

Nicht so sichtbar sind jene, die den Reichtum der Stadt hervorbringen, die rund zwei Millionen ArbeiterInnen der Region. Die Hälfte von ihnen ist in der Autoindustrie beschäftigt, zum größten Teil in den Zulieferbetrieben der großen Konzerne. Ihre Arbeitsbedingungen sind erbärmlich. Nur wenige Fabriken sind gewerkschaftlich organisiert. Mehr als 90% der Beschäftigten arbeiten in 12-Stunden-Schichten für 5.000 Rupien pro Monat - das sind rund 80 Euro!

Und selbst unter diesen Bedingungen kommt es noch zu Verlagerungen der Produktion, um noch mehr Profit zu machen. So wurden die von Maruti Suzuki 2009 zu großen Teil von Gurgaon nach Manesar - einer Industriestadt im Bezirk Gurgaon - verlagert.

Streik bei Maruti Suzuki

Die ArbeiterInnen von Maruti Suzuki Manesar haben nun den Kampf für die Rechte der Beschäftigten aufgenommen. Sie müssen bis zu 16 Stunden arbeiten, haben keinen Urlaub und müssen wegen der leichtesten Verletzungen der Vorschriften Sanktionen fürchten. Bisher wurden sie von der unternehmergesteuerten Gewerkschaft MUKU „vertreten“. In den letzten Monaten haben sie eine kämpferische Gewerkschaft, die „Gewerkschaft der Beschäftigten bei Maruti Suzuki“ (Maruti Suzuki Employees Union, MSEU) gegründet.

Im Juni führte sie einen Streik an. Seither versucht das Management - unterstützt von der Regionalregierung - mit allen Mitteln, die Gewerkschaft zu zerschlagen. So haben die Regierungsbehörden die offizielle Registrierung der MSEU am 15. August abgewiesen und erklärt, dass sie keine zweite Gewerkschaft zulassen würden.

Dabei hatten die ArbeiterInnen im Juli die Wahlen von Gewerkschaftsvertretern bei MSEU boykottiert. Daraufhin hatte die Geschäftsführung die AnführerInnen der MSEU u.a. Beschäftigte entlassen. Bis Ende August sind so insgesamt 84 Beschäftigte gekündigt worden. Außerdem forderte das Management, dass die Beschäftigten einen „Verhaltenscodex“ unterzeichnen müssten, demzufolge sie auf das Streikrecht „freiwillig“ verzichten. Wer nicht unterschreiben würde, wäre automatisch „im Streik“. Trotzdem hat niemand unterschrieben. 1.100 „regulär“ Beschäftigte und 2.000 LeiharbeiterInnen und ArbeiterInnen in Probezeit befinden sich nun im Arbeitskampf.

Seit dem 29. August sperrt das Management, unterstützt von der Polizei, aus. Weitere 23 ArbeiterInnen wurden entlassen, 26 suspendiert. Trotzdem steht die Kampffront.

Am 18. September haben Geschäftsführung und Regionalregierung zu einem weiteren Schlag ausgeholt. Der Vorsitzende der Gewerkschaft MSEU, Sonu Gujiar, ihre Generalsekretäre Shiv Kumar und Ravinder Kumar wurden nach einer angeblichen „Verhandlung“ festgenommen.

Doch die Fabrik in Manesar steht weiter still. Die MSEU kämpft für die sofortige Freilassung ihrer VertreterInnen, für die Wiedereinstellung aller entlassenen und suspendierten ArbeiterInnen, für die Rücknahme aller „Verhaltenskodizes“ und die Anerkennung der Gewerkschaft.

Gurgaon steht beispielhaft für die Brutalität und Überausbeutung, auf der das indische „Wirtschaftswunder“ basiert - sie steht aber auch für eine neue Arbeiterbewegung, die den Profiteuren ebendieses „Wirtschaftswunders“ den Kampf ansagt.

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Nr. 163, Oktober 2011
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