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WMF Geislingen

Luftballons reichen nicht

Tom Bielski, Infomail 767, 13. August 2014

Am Samstag, dem 19. Juli 2014 haben nach Schätzungen der IG-Metall 2.500 Menschen ihren Protest gegen die Pläne des Finanzinvestors KKR, dem Mehrheitseigentümer von WMF, deutlich gemacht. Von Daimler Sindelfingen kam ein Solidaritätsdelegation. Unterstützung gab es auch durch ca. 30 Motorrad fahrender Metaller, "Workers Wheels". Anwesend waren auch KollegInnen des Stuttgarter Metallertreffs von Arbeitermacht, DIDF, DKP, SDAJ und der "Initiative Klassenkampf". Solidarität kam auch von KollegInnen umliegender Unternehmen und aus anderen Regionen. So waren Busse aus Reutlingen, Esslingen, und Ulm gekommen.

Die Aktion begann mit einer Auftaktkundgebung bei WMF vor Tor 1, auf der verschiedene Betriebsräte sprachen und einige ihre persönliche Situation schilderten. Der amerikanische Investor KKR (Kohlberg Kravis Roberts & Co.) will jährlich 30 Mill. Euro einsparen und in der wmf group über 700 Arbeitsplätze vernichten. Durch Verschiebungen von Tätigkeiten innerhalb des Konzerns sind aber weitaus mehr Beschäftigte betroffen. Bernd Rattay, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Göppingen-Geislingen, verdeutlichte nochmal die Forderungen der IG Metall:

Erhalt aller Arbeitsplätze an den jeweiligen Standorten;

Investitionen in die Zukunft statt Einsparungen zur Profitmaximierung;

ein „arbeitsorientiertes“ Konzept, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht;

Zur Marke WMF gehört traditionell Silberware, deshalb muss die Kompetenz der Oberflächenveredlung durch die Galvanik erhalten bleiben.

Doch die IG Metall schwächst ihre eigenen Forderungen aber auch gleich wieder ab, wenn sie in ihrem Flugblatt schreibt: "Notwendige Veränderungen bedürfen Beschäftigungsperspektiven an allen deutschen Standorten. Deshalb: Keine betriebsbedingten Kündigungen sondern Beschäftigungssicherung durch Investitionen in alternative Arbeitsplätze unter tariflichen Bedingungen."

Hiermit wird schon mal die Hintertür für Verhandlungen weit aufgestoßen und den KollegInnen vermittelt, dass Veränderungen notwendig seien und akzeptiert werden müssten. Hierzu passt dann auch die lahme Aktion, mit der das Ganze durchgeführt wurde. Es gab eine Menschenkette mit IGM-Luftballons. Diese Aktion bewirkt letztendlich nichts, schadet niemand und die IGM-Bürokratie kann - nachdem sie wieder einmal ihre Mitglieder verkauft hat - sagen, dass sie doch was gemacht haben. Aber letztlich wird bei jeder "Kampfaktion" unter der Führung der Bürokraten dasselbe rauskommen wie bei dieser Luftballon-Aktion: heiße Luft und ein Haufen von Leuten, aus dem nachher ganz schön die Luft raus ist … Natürlich hatte Bernd Rattay von der IG Metall nichts dazu zu sagen, wie denn der Kampf gewonnen werden kann.

Wir von der Gruppe Arbeitermacht und der Jugendorganisation Revolution haben deshalb 500 Flyer (http://www.arbeitermacht.de/infomail/764/wmf.htm) produziert und verteilt, in denen dazu u.a. erklärt wird:

„Der WMF-Vorstand wird vielleicht jetzt ein paar schöne Worte finden, um Zeit zu gewinnen. Aber er wird hintenherum versuchen, Fakten zu schaffen, die seine Pläne voran bringen. Auch Verhandlungen mit Betriebsräten und der IG Metall werden ihn davon nicht abhalten.

Es gibt nur einen Weg, dieses böse Spiel zu stoppen: Streiken, bei gleichzeitiger Besetzung des Betriebes, damit die Handlanger des Vorstandes keine Maßnahmen ergreifen können, während die Belegschaft draußen steht. Mit der großen Solidarität aus der Stadt und der Region lässt sich das durchführen.

Dabei kommt es darauf an, die gesamte Belegschaft und die Bevölkerung aktiv in den Kampf einzubinden. Der Kampf muss unter Kontrolle der Beschäftigten geführt werden durch Vollversammlungen und die Wahl von Verhandlungsdelegationen und Streikleitungen.

Unterstützung durch ‚die Politik’ ist sicher willkommen. Doch Versprechungen, wie wir sie bei vielen früheren Kämpfen gehört haben, reichen und helfen nicht. Entscheidend sind Taten. Sollte das Unternehmen seine Kürzungspläne nicht zurücknehmen, hunderte Beschäftigte entlassen, geht es nicht darum, darüber „zu verhandeln“, sondern das Unternehmen zu enteignen und unter der Kontrolle der Beschäftigten weiterzuführen.

Für diese Forderungen, für einen solchen Kurs ist auch die IG Metall gefordert - nicht nur im Kreis Göppingen, sondern landesweit und letztlich auch international, indem Verbindung zu anderen Standorten in Deutschland und global aufgebaut werden, um Solidaritätsaktionen bis hin zu Arbeitsniederlegungen zu organisieren und somit zu verhindern, dass die KollegInnen an verschiedenen Standorten gegeneinander ausgespielt werden.

Nur so kann die Kraft von 2.500 kampfbereiten bzw. solidarischen Kolleginnen und Kollegen auch wirksam eingesetzt werden.“

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