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WMF (Württembergische Metallwarenfabrik)

Kampf geht weiter!

Kuno Benz, Neue Internationale 191, Juli/August 2014

Am 3. Juli fand in Stuttgart ein Solidaritätstreffen des „Zukunftsforums Gewerkschaften“ in Stuttgart mit KollegInnen von WMF statt. Jürgen Peters, Vertrauenskörperleiter und Betriebsrat bei WMF, erläuterte noch einmal die Situation bei WMF. Dabei wurde klar, dass der geplante Stellenabbau von 700 KollegInnen womöglich nicht das letzte Wort sein wird, sondern dass die Zerschlagung des Unternehmens droht.

Bericht

Peters stellte dar, dass der Widerstand der Belegschaft durchaus vorhanden ist und es bereits verschiedene Aktionen gab, z.B. fortgesetzte Betriebsversammlungen, dass sich die Kampfbereitschaft der KollegInnen jedoch noch steigern könne. Er erwähnte dabei „verschiedene Geschwindigkeiten“ im Bewusstsein der KollegInnen. Insbesondere die Angestellten, die früher so gut wie gar keine Kampfbereitschaft zeigten, würden jetzt auch „erwachen“, weil sie erkennen, dass es jetzt auch um ihre Arbeitsplätze geht. Man dürfe bei den Aktionen nichts überstürzen, könne aber die Kampfkraft in Aktionen „trainieren“. So wurde die „Roadshow“ der IG Metall zur Europawahl genutzt, um mit 500 KollegInnen in die Fußgängerzone zu marschieren, immer mehr verließen ihren Arbeitsplatz, um sich anzuschließen.

Eine ehemalige Betriebsrätin von Telenorma berichtete, wie der Fonds KKR, der jetzt WMF ausplündern will, dies schon mit Telenorma gemacht hatte. Alles Verwertbare, wie Immobilien und Eigenkapital, wurde abgezogen, Bereiche wurden ausgegliedert und Arbeitsplätze vernichtet, der Rest wurde dann „aufgehübscht“ und weiterverkauft.

Es wurde berichtet, dass das Flugblatt des Metallertreffs Stuttgart (she. Bericht in NI 190) gut ankam. Der Vorschlag, ein Aktionskomitee zu gründen, war sofort umgesetzt worden. Dieses Komitee bereitet die nächsten Aktionen vor und überlässt es nicht einfach nur dem IG Metall-Bevollmächtigten. Im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner dem Fonds KKR ist die Stärke der IG Metall wichtig, aber sie muss auch eingesetzt werden und darf sich nicht auf symbolische Akte beschränken.

Positiv ist der gute Kontakt zur Presse und unterstützenden Politikern und Vereinen. Dies gilt es auszunutzen und zu erweitern.

In der Diskussion berichteten viele KollegInnen von ihren Erfahrungen, z.B. bei Telenorma, Behr Werk 8, Norgren. Dort gab es Kämpfe, die letztendlich verloren gingen, auch wenn die offiziellen Verlautbarungen der Gewerkschaft dies gern als „Teilerfolge“ darstellen. Ein Problem ist, dass in keiner Gewerkschaft die Problematik „Wie kämpfen gegen Betriebsschließungen?“ wirklich diskutiert wird, geschweige denn unter Einbeziehung der Betroffenen.

Keine Zugeständnisse

Die KollegInnen bei WMF haben jetzt erst begonnen, sich zu wehren und sind noch auf einem guten Weg. Sie können dabei von den Erfahrungen der Belegschaften anderer Betriebe profitieren. Dafür sind solche Treffen wie in Stuttgart wichtig. Um die Dynamik zu erhalten und auszubauen, ist es daher wichtig, dass nicht bereits jetzt Zugeständnisse gemacht werden. Die Forderung auf dem IG Metall-Flugblatt nach „Beschäftigungssicherung durch Investitionen in alternative Arbeitsplätze“ wurde deshalb kritisiert, weil dies schon die Aufgabe von bedrohten Arbeitsplätzen andeutet. Dies wäre der Anfang vom Ende eines erfolgreichen Widerstands.

Das gleiche gilt für die Forderung: „Notwendige Veränderungen bedürfen Beschäftigungsperspektiven an allen deutschen Standorten!“. Wer entscheidet, welche Veränderungen notwendig sind? Der IG Metall-Bevollmächtigte, die Geschäftsführung oder die Belegschaften der verschiedenen Konzerngesellschaften? Wir als Ortsgruppe der Gruppe Arbeitermacht wollen dies mit den KollegInnen weiter diskutieren.

Das nächste Datum im Widerstand steht: Eine große Solidaritätsaktion in Geislingen am 19. Juli. Thema: Wie kämpfen für den Erhalt aller Arbeitsplätze? Dazu gibt es eine Kundgebung und eine Menschenkette um das Werkgelände.

Die anwesenden KollegInnen des Metallertreffs Stuttgart beschlossen spontan eine Aktion vor der WMF-Filiale in Stuttgart, um dorthin zu mobilisieren.

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Nr. 191, Juli/Aug. 2014
*  Europäische Union: Juncker über alles?
*  Mindestlohn: Ein roter fauler Apfel
*  Tarifergebnis Zeitungsverlage: Verleger setzen sich durch
*  Streikrecht: Wie weiter gegen die 'Tarifeinheit'?
*  Kampf der Refugees in Berlin: Zwei Grüne am Werk
*  Britannien: Missbrauch im Abschiebeknast
*  WMF: Der Kampf geht weiter
*  100 Jahre Erster Weltkrieg: Sozialismus oder Barbarei
*  Putsch in Thailand: Bourgeoisie entzweit - Militär übernimmt
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*  Irak: Hintergründe des ISIS-Vormarsches
*  Ukraine: Der Westen will alles