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Bombardier in Aachen

Gegen die Schließung!

Peter Lenz, Neue Internationale 175, Dezember 2012/Januar 2013

Von wohlmeinenden Argumenten der Vertreter lokaler und Landesbehörden lassen sich die Bombardier-Bosse nicht beeindrucken. Der Waggonbaubetrieb soll geschlossen werden, weil angeblich Folgeaufträge fehlen. Aktuell arbeiten in Aachen 400 fest angestellte ArbeiterInnen und 200 LeiharbeitInnen.

Bombardier beschäftigte 2011 ca. 70.000 LohnarbeiterInnen in 60 Ländern, davon ca. 5.700 in Deutschland. Der Bruttoumsatz lag 2008 bei 17,5 Mrd. US-Dollar. In Deutschland hat Bombardier 8 Standorte.

Bombardier ist der weltweit drittgrößte Flugzeughersteller nach Boeing und Airbus. Der Luftfahrtsektor trägt mehr als 50 Prozent zum Gewinn bei. Bombardier ist Partner von Siemens bei den aktuellen ICE-Aufträgen und hat Bestellungen der DB für Doppelstockzüge. Weitere Milliardenaufträge liegen vor.

Die Werke in Kassel, Hennigsdorf und Görlitz sind für Jahre ausgelastet. Bombardier will sogar LeiharbeiterInnen einstellen, um die Aufträge abzuarbeiten. Die Auftragslage ist gut, auch in Aachen, wo noch zwei Großaufträge abzuarbeiten sind.

Dem Konzern geht es aber um überdurchschnittlichen Profit. Wenn der nicht durch den Staat gewährleistet wird, schaltet Bombardier sofort auf Kurzarbeit, Entlassungen und Stilllegungen um.

Gegenwehr auf reformistische Art

Die Empörung in Aachen ist groß. Die Region ist ohnedies gebeutelt von Entlassungen und Arbeitslosigkeit. Die Unterschriftenlisten zur Solidarität füllen sich: Am 19. November 2012 sind es schon 22.000. Aber das wird nicht reichen, genügend Druck zu erzeugen. Es gibt viel Solidarität, weil es in anderen Aachener Betrieben ebenfalls Probleme gibt und die Arbeitslosigkeit überdurchschnittlich hoch ist. So demonstrierten 2.000 am 13. November.

Ein Betriebsrat schlägt Dienst nach Vorschrift vor. Eine Sonderschicht wurde verweigert. Dabei ist die Lage für Streikaktionen im Gesamtkonzern sehr gut. Die Reformisten argumentieren damit, dass ja Streik außerhalb von Tarifrunden verboten sei. Daher werden Solistreiks an anderen Standorten als ungesetzlich abgelehnt.

… oder mit Klassenkampf

Aber genau das wäre ein effektives Druckmittel - erfordert aber solidarisches Handeln zwischen deutschen und ausländischen Betriebsteilen. Notwendig wäre ein Streik bzw. die Besetzung des Aachener Betriebs. Eine andere Sprache versteht die Konzernleitung nicht. Das hat sie bei einem Runden Tisch Anfang November unter Beweis gestellt, als Sie Lokal- und Landespolitiker sowie den Aachener Oberbürgermeister eiskalt abblitzen ließen und nicht bereit waren, die Schließung zurückzunehmen oder auch nur darüber zu verhandeln.

Wenn insgeheim auf eine „sozial abgefederte“ Schließung hingearbeitet wird, werden die Methoden von Bombardier weiter Schule machen. Inzwischen verfährt ja General Motors ebenso mit dem Werk in Bochum, das in den Planungen von GM mit keinem Wort mehr erwähnt wird.

Dass es auch anders geht, zeigen 330 Bombardier-KollegInnen in Kanada, wo ein Werk in LaPocatiere bestreikt wird. Am 22. November haben die ArbeiterInnen in La Pocatiere ein Angebot des Konzerns für neue Arbeitsverträge abgelehnt. In Wichita streikten die Bombardier-ArbeiterInnen über 5 Wochen, bevor sie stark verbesserte Arbeitsverträge annahmen.

In Deutschland ist es Aufgabe der Gewerkschaften, in diesem Fall der IG Metall, den Widerstand zu organisieren und den gemeinsamen Kampf mit den KollegInnen in aller Welt zu koordinieren. Dazu wäre der erste Schritt, eine Konferenz aller Standorte zu organisieren, die gemeinsame Kampfmaßnahmen berät und beschließt. Es steht aber zu befürchten, dass die IGM-Führung genau dies vermeiden will.

Wir schlagen die sofortige Besetzung des Betriebes vor, um eine Machtmittel in der Hand zu haben. Die Geschäftsführung von Bombardier muss gezwungen werden, die Geschäftsbücher zu öffnen, und zwar nicht nur die der deutschen Konzernteile. Wenn Bombardier auf Entlassungen beharrt, muss der Betrieb unter Arbeiterkontrolle verstaatlicht werden - ohne Entschädigung. Auch die bereits Entlassenen müssen wieder eingestellt werden.

Letztlich kann aber nur eine geplante Wirtschaft dafür sorgen, dass die Frage der Enteignung mit der Reorganisation des Verkehrssystems gemäß den Bedürfnissen der Bevölkerung und dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen verbunden wird.

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Nr. 175, Dez. 2012/Jan. 2013
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*  Firenze 10+10: Treffen der Totengräber?
*  Generalstreik in Spanien: Ein Signal an Europa
*  Heile Welt
*  Flüchtlingscamp am Berliner Oranienplatz: Ein zweites Leben
*  Streik bei Neupack: Gemeinsam gegen Krüger
*  IT-Industrie: Neue Entlassungen
*  Warnstreik Buchhandel und Verlage: Ein guter Anfang
*  Bombardier in Aachen: Gegen die Schließung!
*  Syrien: Sieg der Revolution! Nein zur US-Intervention!
*  Palästina: Brüchiger Waffenstillstand
*  Ägypten: Der 18. Brumaire des Mohammed Mursi