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Filmbesprechung “we want sex equality” Made in Dagenham Zora Zelano, Neue Internationale 157, März 2011 Wann haben wir aufgehört zu kämpfen?“ fragt Rita O'Grady (Sally Hawkins), welche als ungeladene Besucherin mit ihren Kolleginnen in den Gewerkschaftskongress hereinplatzt, als sie auf der Bühne Gehör findet. Mit ihrer Rede erntet die Hauptdarstellerin des Film „We want sex“ großen Applaus und nimmt der trägen Gewerkschaftsbürokratie den Wind aus den Segeln, welche zuvor versuchte, den Frauenstreik im Ford-Werk Dagenham herunterzuspielen und als aussichtslos zu erklären. In ihre Rolle als Streikführerin stolpert die anfangs schüchterne Rita nur zufällig hinein und ahnt noch nicht, dass sie, angestachelt durch den Gewerkschaftler Albert, an der Spitze der Frauenbewegung für gleiche Entlohnung stehen wird, welche 1970 zum „Equal Payment Act“ führt. Auflehnung ungelernter Arbeiterinnen Die Auflehnung gegen eine Herabstufung der Autositz-Näherinnen des Ford-Werkes Dagenham zu ungelernten Arbeitskräften und die miserablen Arbeitsbedingungen werden hier zur Schule des Kampfes und nähren das Selbstbewusstsein und den Kampfgeist der Frauen. Sie geben sich schon nach Kurzem nicht mehr mit dem Verteidigungskampf allein zufrieden, sondern setzen die Forderung nach der Gleichstellung der Frau auf dem Arbeitsmarkt an die Spitze ihrer Agenda. Gegen die Versuche der Konzernleitung, Frauen als Streikbrecherinnen zu gewinnen, indem sie ihnen Werbemodelljobs anbieten, widersetzen sie sich ebenso geschickt wie den leeren Kompromissen der Gewerkschaftsführung, welche unter dem Druck der Konzernleitung zu Co-Management neigt. Sehr schön sind die Versuche der Spaltung der Arbeitenden auch im Verhältnis der männlichen Arbeiter des Werkes zur Frauenbewegung angelegt. Anfangs überrascht, dann schmunzelnd unterstützend, macht sich der Unmut der Männer mit Fortschreiten des Streikes mehr und mehr bemerkbar. Sie seien die Ernährer und bräuchten das Gehalt, was nach Stillstand der Bänder nicht mehr ausgezahlt wird. Dass auch Frauen als Ernährerinnen dienen können und dass sie allgemein mit Solidarität mehr erreichen könnten scheint ihnen nicht begreifbar zu sein. Hier wird ein ganzes Rollengefüge in Frage gestellt und die Männer werden mit dem Erlernen des Kampfwillens ihrer Frauen zur Anpassung an die neue Emanzipation “gezwungen”. Die Solidarität der Frauen hingegen wird überzogen klassenübergreifend dargestellt, indem sich die Streikführerin mit der unterdrückten Frau des Chefs anfreundet und die Arbeitsministerin sich dem Druck und Aufschrei der Wirtschaftsbosse widersetzt, welche bei Erfolg des Streiks, einen enormen Anstieg der Lohnkosten und eine Ausbreitung der Proteste befürchten. So kommt es zu Verhandlungen zwischen dem Streikteam und der Ministerin, aus welchem die Frauen mit dem Versprechen herausgehen, vorerst 92% des Gehalts der Männer und langfristig völlig gleiche Entlohnung zu bekommen. Fazit Diese sehr pathetisch dargestellte Szene entspricht nicht ganz der Geschichtsschreibung, doch haben die Verhandlungen tatsächlich 1970 zur Verabschiedung des „Equal Payment Acts“ geführt. Was, entgegen den Aussagen am Ende des Filmes, bis heute nicht dazu geführt hat, dass wir 40 Jahre später sagen könnten, wir wären bei einer gleichen Entlohnung angelangt - von den Zuständen in den Halbkolonien, wo die klassischen Näherinnen heute zu Dumpinglöhnen arbeiten ganz zu schweigen. Doch der Dagenhamstreik von 1968 war ein Meilenstein. “Made in Dagenham“, wie der Film im Original heißt, ist und bleibt nun mal ein Spielfilm - ein sehr unterhaltsamer - und es erscheint doch sehr passend zum bevorstehenden Weltfrauentag, am 8. März, eine Sozialkomödie in den Programmkinos zu zeigen, welche sich mit herrlichstem englischen Humor mit dem nach wie vor aktuellen Thema des Kampfes um Gleichstellung beschäftigt. Auch auf DVD kommt der nur im Deutschen so Thema verfehlend und doch nicht deutsch betitelte Film „We want sex“ schon im April heraus. Führen wir den Kampf für gleiche Entlohnung auch heute weiter. Für den Aufbau einer proletarischen Frauenbewegung! Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! |
Nr. 157, März 2011
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