HaHo, Neue Internationale 161, Juli/August 2011

Der 13. August ruft wieder die nationalen und demokratischen Jubilierer auf den Plan, die anlässlich des Baus der Mauer 1961 deren Fall 1989 feiern. Nach dem Verschwinden der innerdeutschen Betonwand im Orkus der Geschichte zerbröselt nun auch langsam das Gebäude des „Sozialstaats“ und das „Haus Europa“ droht ganz und gar einzustürzen.

Beim Bau der Mauer wurden außer Ziegeln, Stacheldraht und Mörtel auch Mythen gebraucht. Für den obersten Spitzbart der DDR (Walter Ulbricht, nicht das Sandmännchen) schützte die Mauer angeblich vor dem Faschismus und dem Jäh, Jäh, Jäh der Beatmusik.

Aber auch den Herren in Bonn kam die Mauer nicht ganz ungelegen, konnten sie doch so die Schuld für die Spaltung Deutschlands der SED in die Schuhe schieben, während die separate Währungsreform u.a. einheitsfördernde Maßnahmen des Westens damit auch gleich zubetoniert waren. Natürlich diente das alles nur der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Deren Grund ist v.a. der Boden, auf dem die privaten Unternehmen stehen.

Nach 1989 sind nun endlich alle frei: die Reichen sind fast frei von Steuern, die Billigjobber sind fast frei von Einkommen, die Arbeitslosen sind frei von Arbeitsplätzen. Und wenn die Griechen noch ein paar Schulden mehr aufnehmen, sind sie bald schuldenfrei.

Etwas weniger Freiheit haben allerdings Leute, die nach Europa wollen, weil sie vor Gewalt, Krieg und Elend fliehen, die sind eher vogelfrei. Denn die EU fördert weltweit die Demokratie, von der Beförderung von Flüchtlingen ist nirgends die Rede. Dafür mehr von der Beförderung von Öl in die Raffinerien europäischer Raffkes.

Nicht nur die Berliner Mauer wäre weg, meinen die Meinungsmacher. In Deutschlands schöner sozialer Marktwirtschaft gäbe es auch die Mauer zwischen Oben und Unten nicht mehr. Auf jeden Fall könnten wir die nicht einfach abreißen - wir können nur die Oben stürzen.

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