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Internationaler Frauentag am 8. März

No Sweatshops!

Gerald Waidhofer, Neue Internationale 78, März 2003

Rund hundert Jahre nach Entstehung des Internationalen Frauentags gibt es genügend Anlass, am 8. März auf die besondere Unterdrückung und Benachteiligung von Arbeiterfrauen hinzuweisen.

Auch heute sind es besonders Frauen, die unter schlechten Arbeitsbedingungen leiden, die niedrigere Löhne haben und vorzugsweise in prekäre Arbeitsverhältnisse gedrängt werden. An der Doppelbelastung durch Beruf und Haushalt hat sich wenig geändert.

Nachdem von etlichen Konzernen Produktionsteile in Billiglohnländer der "Dritten Welt" verlagert wurden, haben Textilarbeiterinnen von Indonesien bis Mexiko inzwischen begonnen, sich gegen physische Übergriffe, Beschimpfungen, Unterbezahlung, Vorenthaltung von Löhnen und sonstige Schikanen wie versperrte Notausgänge (die bei Bränden schon zu etlichen Toten geführt haben) zur Wehr zu setzen und sich dafür in unabhängigen Gewerkschaften zu organisieren.

Dabei treffen sie auf erbitterten Widerstand - sowohl des Managements, das an seinen Auftraggebern und Abnehmern, den großen Markenfirmen wie Nike, Adidas, Puma etc., hängt, als auch der Staatsorgane, die sehr repressiv gegen die Arbeiterinnen vorgehen und mit den Kapitalisten zusammenarbeiten.

Die großen Markenfirmen waschen ihre Hände in Unschuld, indem sie großartige "selbstverpflichtende" Verhaltenskodizes zur Beruhigung des Gewissens der KonsumentInnen verfassen. Selbst in diesen meist wirkungslosen Fetzen Papier können sich die Großkonzerne nicht einmal zu einem Lippenbekenntnis zum Recht auf unabhängige gewerkschaftliche Organisierung durchringen. Ein Beweis auch dafür, wie sehr sie die eigenständige Organisierung der ArbeiterInnen fürchten!

Wo unabhängige Gewerkschaften durchgesetzt werden konnten, wurde zumindest eine gewisse Erhöhung des Lebensstandards erreicht. Neben Streiks, Besetzungen und der unabhängigen Organisierung der ArbeiterInnen selbst sind internationale Solidaritätskampagnen wie NoSweat, Clean Clothes oder United Students Against Sweatshops eine notwendige Ergänzung, um der Überausbeutung durch die Weltkonzerne zu begegnen.

Am 16. Januar gab es eine Anfrage der Kampagnen gegen Sweatshops beim Sportartikelriesen Puma wegen des Konfliktes im Matamoros Garment Werk in Puebla/Mexiko, einem Zulieferer von Puma. 190 ArbeiterInnen streikten, weil sie wochenlang keinen Lohn erhalten hatten und wiederholt zu Überstunden gezwungen worden waren. Man sperrte sie in der Fabrik ein (um die Arbeitsdisziplin zu erhöhen, wie ein führender Kopf von Puma erläuterte), beschimpfte sie und verweigerte ihnen das Recht, sich in einer unabhängigen Gewerkschaft zu organisieren, indem die Geschäftsleitung Abkommen mit der gelben Gewerkschaft FROC-CROC machte.

Die Bekleidungsindustrie im Bundesstaat Puebla hat in den letzten Jahren viel Aufsehen erregt. So streikten 2001 z.B. die ArbeiterInnen des Kukdong (jetzt Mexmode)-Werkes und konnten trotz physischer Attacken durch die gelbe Unternehmergewerkschaft auch wegen einer starken internationalen Solidaritätskampagne eine Reihe von Forderungen durchsetzen: die Anerkennung ihrer unabhängigen Gewerkschaft sowie eine Reallohnerhöhung. Ein Erfolg, der alle ZweiflerInnen Lügen straft, die meinen, man könne ohnehin nichts tun, selbst wenn man sich organisiert.

Als vor zwei Jahren die Beschäftigten von Matamoros Garment die Auszahlung ausstehender Löhne forderten, wurden der friedliche Protest von Spezialeinheiten gestürmt und zahlreiche ArbeiterInnen verwundet. Viele, die an diesem Protest teilgenommen hatten, wurden entlassen und erhielten ihre ausstehenden Löhne nicht.

Matamoros Garment ist in US-Besitz und stellt u.a. Sportbekleidung für Puma her. Die Löhne liegen mit 39 Pesos für einen 10-Stunden-Tag nicht nur unterhalb des Mindestlohnes von 52,10 Pesos für NäherInnen für einen 8-Stunden-Tag, sondern sogar noch unterhalb des gesetzlichen Mindestlohnes für die "Zone C" mit 40,30 Pesos am Tag.

Als Puma am 17. Januar versprach, sich der Sache anzunehmen, wurden die Beschäftigten bedroht. Sie sollten sich von der unabhängigen Gewerkschaft SITEMAG (Sindicato Independiente de Trabajadores de la Empresa Matamoros Garment) distanzieren, oder Puma würde seine Aufträge zurückziehen. Einen Tag später teilte das Management mit, dass die Aufträge bereits zurückgezogen worden sind.

Dieses Beispiel zeigt, wie Puma seinen Netto-Profit von € 84,9 Mio. (ein Plus von 114% im Vergleich zum Vorjahr) er"wirtschaften" konnte.

Der internationale Druck veranlasste Puma dann aber immerhin, Imagepflege zu betreiben und den Manager Dr. Hengstmann in das Werk zu schicken.

Das Europäische Sozialforum, das im November in Florenz getagt hat, hat den 8. März als Kampftag gegen Sweatshops ausgerufen. Wenn die Konzerne ihre Macht international ausspielen, muss auch unser Kampf international sein! Machen wir den diesjährigen Frauentag zum NoSweat-Tag!

 

Brief der ArbeiterInnen der Bekleidungsfirma Matamoros:

Wir haben uns entschlossen, aufgrund folgender Unregelmäßigkeiten die Arbeit einzustellen:

1. ausständige Löhne für dreieinhalb Wochen
2. ungesunde Cafeteria
3. erzwungene Überstunden
4. Freiheitsberaubung (Eingesperrtsein im Werk)
5. kein Recht auf Vereinsbildung
6. verbale Beschimpfungen
7. mangelhafter Transport

Aus diesem Grund brauchen wir die Solidarität verschiedener Organisationen, die Arbeits- und ArbeiterInnenrechte unterstützen.

Die ArbeiterInnen, die für die Marken Puma und Angelica arbeiten, fordern, dass Puma

wieder Aufträge an Matamoros Garment erteilt;
Verhaltenskodizes und international anerkannte Arbeitsstandards einhält;
eine unabhängige Überwachung der Einhaltung durch ArbeiterInnen und ihre Organisationen wie CAT garantiert ist.

 

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Nr. 78, März 2003

*  Irak-Krieg: Krieg dem Imperialismus!
*  Offener Brief: Für eine bundesweite Aktionskonferenz
*  Antikriegsaktivität: Was tun wir?
*  Antikriegsbewegung: Der nächste Schritt
*  Deutsche Linke und der Krieg: Nur Frieden?
*  Arbeiterbewegung in den USA: Doppelter Krieg
*  Krise und Krieg: Welt am Wendepunkt
*  Massenproteste in Bolivien: Krieg den Palästen
*  Stiftung Warentest: Vorsicht Falle!
*  Heile Welt
*  Internationaler Frauentag am 8. März: No Sweatshops!
*  Arbeiterklasse in Deutschland: Vertreibung aus dem Paradies?