HaHo, Neue Internationale 171, Juli/August 2012

Bisher gab sich der neue Bundespräsident als Lautsprecher der Freiheit. Nun ist klar, welche Freiheit er meint. Z.B. jene, welche deutsche Soldaten in Afghanistan verteidigen. Die Nachfolger der Landser, die schon öfter nach Osten marschiert waren, nennt Gauck nun „Mutbürger“. Vielleicht wäre „Übermut-Bürger“ besser, denn solchen braucht man wohl, wenn man sich für die Interessen des deutschen Kapitals in seinen Arsch freiwillig ein paar zusätzliche Löcher schießen lässt.

Dank Joachims hilfreicher Sprüche denken wir bei „Mutbürgern“ nun an die Bundeswehr und nicht etwa an die Leute auf dem Kairoer Tahir-Platz oder dem Athener Syntagma-Platz - oder an die Bürger an der SPD-Spitze, die sehr mutig Politik gegen die eigene Basis machen.

Als Pfarrer weiß Gauck, wie man Worte wählt: „Mutbürger“ klingt nach „Wutbürger“, was einen guten Klang hat, seit sich Leute in Stuttgart dagegen gewehrt haben, dass sie einen unterirdischen Bahnhof und die S21-Lobby überirdische Profite erhalten.

Was dagegen die guten Buben von der Bundeswehr oder Bob, der NATO-Baumeister, in Afghanistan aufgebaut haben, ist allenfalls in den Propagandaträumen von Politikern zu besichtigen. Mancherorts wurde immerhin Baufreiheit geschaffen, indem Dörfer zerbombt wurden. Jedenfalls konnte unter der Besatzung der Opium-Anbau massiv ausgeweitet werden - und die Demokratie, die aber nicht so genau nachweisbar ist wie ein Krankenhaus oder eine Schule.

In einem aber irrt unser Freiheits-Prediger. Er meint, ein „Nicht-wissen-wollen“ der Bevölkerung in punkto Afghanistan zu bemerken. Doch weit gefehlt! Eine klare Mehrheit der Bevölkerung ist nämlich gegen diesen Bundeswehreinsatz. Und sie wissen auch warum: Weil Hartz IV eben auch mit Leopard II zu tun hat und mit Abzugs-Perspektive nur der Finger am Abzug gemeint ist.

Statt als Freiheits-Prediger hat sich Gauck als „Staatsbürger“ entpuppt - und für seine politische Rhetorik verdient er den Titel „Cheese-Burger”.

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