HaHo, Neue Internationale 162, September 2011

Schlichter Heiner Geissler hat sich das Bundesverdienstkreuz verdient! Ihm gelang es nicht nur, massenhafte Proteste durch ein massives Palaver zu ersetzen; er hat sich auch als Erfinder des Halb-oben-halb-unten-Bahnhofs einen Namen gemacht. Die Milliarden sind jedenfalls futsch.

Das Gefühl, dass etwas fehlt, haben auch die meisten Müllers oder Meiers, wenn sie die Flaute in ihrer Geldbörse sehen.

Dafür geht es an den Aktienbörsen hoch her - oder besser: tief runter. Angeblich spielt ja die Psychologie an der Börse eine unerhört wichtige Rolle. Dass es im Kapitalismus schon immer Krisen gab, lässt vermuten, dass dieser eine äußerst psychologische Wirtschaftsordnung ist.

Momentan erinnert die Seelenlage der Aktionäre an die Passagiere auf der Titanic: Zwar droht der ganze Kahn zu sinken, aber solange die Kapelle noch spielt ... Die ersten Geigen im finanzpolitischen Panikorchester spielen derzeit Obama und Merkel. Sie verbreiten immer neuen Optimismus - offenbar hat der alte nicht lange vorgehalten.

Unbeirrt optimistisch geben sich auch die Sozialdemokraten in SPD und Linkspartei. Je weniger es danach aussieht, desto fester glauben sie an die Reformierbarkeit des Systems. Das nennt man dann wohl reformistisches Bewusstsein, also Ideen, die sehr hoch über und fernab der Realität angesiedelt sind. Insofern sind Gabriel und Gysi nicht so weit weg vom Papst, der ja auch denkt, dass etwas Neues aus der Vereinigung von Maria mit dem Heiligen Geist entstand.

Etwas wirklich Neues aber könnte entstehen, wenn der Papst statt den Bundestag die Frankfurter Börse besuchen würde. Denn das Einzige, das gegen die Krise in Tokio, an der Wall Street und anderswo noch helfen kann, ist Benedicts Zuspruch aus Rom. Benedicere heißt ja auch preisen oder segnen oder mit anderen Worten: die Scheiße schönreden. Amen!

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