Arbeitermacht
Liga für die fünfte Internationale

Nord & Südamerika Europa Asien & Australien


google.de arbeitermacht.de

Heile Welt

HaHo, Neue Internationale 154, November 2010

Obwohl es die Grünen damals noch nicht gab, kannte Brecht seine Pappenheimer, als er sinngemäß schrieb: Nur die allergrößten Kälber wählen ihren Schlichter selber. Was Geisler in Stuttgart überhaupt schlichten soll, ist schwerer vorstellbar als eine funktionierende Klimaanlage im ICE. Was wäre wohl ein Kompromiss zwischen Bauen und Nichtbauen - ein halbversenkter Bahnhof? Sicher ist nur: Mit dem Bahnhof sollen v.a. Milliarden versenkt werden. Unterirdische Gleise, überirdische Gewinne.

Auch Stuttgarts OB folgt dem alten Motto: Schuster, bleib bei den Deinen, die sich was leisten können. Für die SPD dagegen gilt: Erst hat sie aufs falsche Pferd gesetzt, nun wird dem Protest-Zug hinterher gehetzt.

Doch in der Versenkung könnte auch bald die Bewegung gegen S 21 verschwinden, wenn sie aufs Verhandeln setzt, statt aufs Blockieren. Das muss sie begreifen. Schließlich hat auch Mappus dazugelernt: Wasserwerfer erhitzen die Gemüter, während Tinte unter Kompromisspapieren beruhigt.

Jeder Modelleisenbahner weiß auch ohne Demo-Erfahrung, dass Züge, die sich nicht weiter bewegen, auf dem Abstellgleis landen. Seit Grimms Märchen wissen wir auch, dass ein Dialog zwischen Wölfle und Geisler nicht gut ausgeht.

Die Bahn macht dem Namen ihres Chefs Grube alle Ehre, indem sie überall Milliarden versenkt. In Berlin baute sie z.B. ein Riesen-Shopping-Center mit Gleisanschluss, fälschlicherweise Hauptbahnhof genannt. Von Erfurt nach Nürnberg soll eine ICE-Strecke führen, bei der eine alte Baukultur aus Goethes Zeiten neu belebt wird: die Ruinen-Kultur.

So wächst im DB-Planungssumpf

Brückenstumpf um Brückenstumpf.

Die Bahn ist traditionsbewusst. Auch bei Pünktlichkeit und Fahrzeiten orientiert sie sich am Niveau vergangener Jahrzehnte. Dafür ist sie bei den Fahrpreisen ihrer Zeit weit voraus.

Den Hauptgrund für S 21 hat nun Kanzlerin Merkel benannt: Damit es aufwärts geht in Deutschland, muss es in Stuttgart bergab gehen.

Leserbrief schreiben   zur Startseite


Nr. 154, Nov. 2010
*  Angriffe in Europa: Kämpfen wie in Frankreich!
*  Heile Welt
*  Massenbewegung am Scheideweg: Verhandeln oder Besetzen?
*  Stuttgart 21: Wie kann die Bewegung siegen?
*  Stuttgart 21: Bullen knüppeln, Regierung lügt
*  Gewerkschaftliche Aktionswochen: Kühler Herbst
*  Behr Werk 8: Der Kampf geht weiter
*  Aktionstag Esslingen: Weg mit der Agenda!
*  Autoindustrie: Kapitalistische Wunder?
*  Die Grünen: Bald stärkste Opposition?
*  Integrationsdebatte: Christdemokratische Hassprediger
*  Frankreich: Bewegung am Scheideweg
*  Präsidentschaftswahlen in Brasilien: Zwischen Boom und Massenelend
*  Venezuela: Opposition gewinnt an Boden
*  Pakistan: Widerstand gegen Privatisierung
*  Anti-Atom-Bewegung: Castor blockieren, Regierung atomisieren!