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IG Metall und ver.di

Tarifrunde zur Kampfrunde machen!

Martin Suchanek, Neue Internationale 166, Februar 2012

Am 7. Februar entscheidet der Vorstand der IG Metall über die Tarifforderung 2012. Zwei Tage später wird die Bundestarifkommission von ver.di die Forderungen für Bund und Kommunen festlegen.

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit findet derzeit die Diskussion in den Gewerkschaften statt. In Baden-Württemberg hat die Tarifkommission für die Metall-und Elektroindustrie ihre Empfehlung am 25. Januar beschlossen. Sie lautet etwas seltsam „maximal (!) 6,5 %“, auch wenn sie als Forderung nach 6,5 % durch die Medien ging und für die Bosse „natürlich“ allemal zu viel ist.

Dabei hatten die VertreterInnen einiger Betriebe deutlich mehr gefordert: Porsche plus 9,5 %, Mahle 7,5 bis 8, Daimler Untertürkheim plus 8.

Aber der Bürokratie gelang es, eine deutliche Mehrheit für ihren Vorschlag zu erhalten - bei dem mit dem Wort „maximal“ auch schon der Wille zum Nachgeben eingerechnet ist.

Dafür gibt es keinen Grund. Das letzte Jahrzehnt war für die Lohnabhängigen  ein verlorenes Jahrzehnt. Laut ILO (Internationale Arbeitsorganisation) gingen die Reallöhne seit 2000 im Durchschnitt um 4,5 Prozent zurück. Bei den unteren Einkommen, nicht-tariflich und prekär Beschäftigen ist diese Entwicklung noch weit schlechter als im Durchschnitt. Die Armutsquote erreichte dafür satte 15,5 % - was nur wenig unter dem EU-Durchschnitt von 16,3 % liegt.

Dabei haben die Tarifrunden 2012 weit über die mehr als berechtigten Forderungen nach höheren Einkommen und Übernahme von Auszubildenden hinaus Bedeutung. Sie stellen auch ein wichtiges gesamtgesellschaftlichen Kräftemessen dar gegen eine Regierung und Unternehmerschaft, die die Kosten der Krise der Arbeiterklasse aufhalsen will. Eine kampfkräftige Tarifbewegung und Mobilisierung kann daher zu einer wichtigen Sammlung der Kräfte, für die Erprobung neuer KämpferInnen werden.

Dass wir uns dabei auf die Bürokratie, auf die Spitzenfunktionäre weder verlassen können noch dürfen, zeigt nicht nur das Wort „maximal“ in der baden-württembergischen Empfehlung.

2009 - also am Höhepunkt der Krise - verzichtete die IG Metall gleich ganz auf konkrete Lohnforderungen und schloss einen Tarifvertrag von 23 Monaten Laufzeit ab! Die für zwei Jahre vereinbarte Lohnerhöhung lag bei 2,7 Prozent - also unter der Preissteigerung. Im Öffentlichen Dienst lief es ähnlich.

Um dieser Entwicklung, um neuerlichen langen Abschlüssen mit mageren Prozenten vorzubeugen, gilt es auch die Tarifrunde zu politisieren und zu radikalisieren und für die Kontrolle und Lenkung der Bewegung durch die Basis zu kämpfen.

Der Arbeitsausschuss der Gewerkschaftslinken hat dazu am 15. Januar Eckpunkte für das Eingreifen zur Tarifrunde beschlossen. Wir unterstützen diesen Beschluss und veröffentlichen ihn hier.

Wir fordern alle aktiven, kämpferischen GewerkschafterInnen auf, auf dieser Grundlage in der Tarifrunde aktiv zu werden und so eine Basis für eine bessere Organisierung und Koordinierung alle klassenkämpferischen KollegInnen zu legen.

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Nr. 166, Februar 2012
*  Dresden: Kampf dem Faschismus
*  Antifaschismus: Schafft die Arbeitereinheitsfront
*  Heile Welt
*  Skandal um Bundespräsidenten: Ein Stich ins Wespennest
*  FDP-Krise: Neoliberale Bruchlandung
*  Film: Und dann der Regen
*  Vernetzungstreffen in Frankfurt: Startschuss in alle Richtungen
*  IG Metall/ver.di: Tarifrunde zur Kampfrunde machen
*  Gewerkschaftslinke: Eckpunkte Tarifrunde 2012
*  Italien: Generalangriff auf die Arbeiterklasse
*  Sri Lanka: Schikanen gegen Protestbewegung
*  Ägypten: Wahlen stärken die Konterrevolution
*  NATO-Krieg in Afghanistan: Kein Ende der Besatzung