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Internationales Jugendcamp in Prag

Ein Sommer für die Revolution

Wladek Flakin, Neue Internationale 83, September 2003

Vom 6. bis zum 10. August versammelten sich in der Nähe von Prag etwa 100 AktivistInnen der internationalen Jugendorganisation REVOLUTION. Das war das REVOCAMP 2003, wo Jugendliche aus ganz Europa zusammenkamen, um die Weltrevolution vorzubereiten - und dabei auch Spaß zu haben.

REVOLUTION-Gruppen aus England, Schweden, Deutschland, Österreich, Tschechien, und der Slowakei waren gekommen sowie einzelne UnterstützerInnen aus Spanien, Italien, und Frankreich.

Es gab zahlreiche Referate über revolutionäre Theorie (Was ist Marxismus?, Arbeiterklasse heute), Geschichte (russische Revolution, spanischer Bürgerkrieg, Che Guevara) und die Aufgaben von RevolutionärInnen heute (Faschismus in Europa, palästinensische Intifada, Aufbau einer neuen Internationale). Es gab auch praktische Workshops zur Taktik auf Demos (wie man GenossInnen in Polizeihaft "ent"haften oder wie man in Keilformation eine Polizeikette durchbrechen kann) und Selbstverteidigung gegen Nazis.

Am besten war ein Rollenspiel über die russische Revolution, wo kleine Gruppen regionale Verbände der bolschewistischen Partei "spielen" konnten. Da gab es lange Debatten über den Kornilow-Putsch, die konstituierende Versammlung und den Sowjetkongress. Am Ende haben wir den Aufstand zwei Wochen früher angefangen als die Bolschewiki damals, aber die Revolution war trotzdem ein Erfolg.

Der härteste Workshop auf dem Camp war wohl "Fahnen basteln". Da konnten die TeilnehmerInnen aus erster Hand Erfahrungen über Arbeitsbedingungen in Sweatshops sammeln - sie waren stundenlang mit Siebdruck beschäftigt und haben dafür keinen Cent Lohn bekommen! Aber es war in dem Fall ja alles für die Sache und nicht für Profit.

Unsere roten REVO-Fahnen sind europaweit bekannt. Die Idee ist ganz einfach: eine große rote Fahne mit dem Wort 'REVOLUTION'. Man fragt sich, warum niemand anders sie hat?! Diese Fahnen sorgen für große Aufregung auf fast jeder Demo. Jugendliche wollen sie haben ("Bitte, ich gebe euch 10 Euro dafür!"), Gewerkschaftsfunktionäre dagegen wollen sie lieber weg haben ("So was hat keinen Platz auf einer DGB-Demo!"). Aus beiden Gründen werden sie ständig geklaut. Bei fast jedem öffentlichem Auftritt verlieren wir einige - wir haben sogar welche auf einer internationalen Demo in Prag gefunden, die man auf einer internationalen Demo in Florenz geklaut hatte!

Auf dem REVOCAMP haben wir über hundert solcher Fahnen produziert. Das war ein schöner Anblick: ein ganzer Raum voll roter Fahnen! Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn innerhalb von vier Wochen alle wieder weg wären.

Nach so vielen Diskussionen und Aktionen musste einfach auch gefeiert werden. Ein halber Liter Bier kostete nur 50 Cent und jeden Abend hat DJ Don aus Newcastle/England Platten aufgelegt. Am letzten Abend kamen zwei tschechische Rapper und haben gemeinsam mit DJ Don eine HipHop-Freestyle-Party veranstaltet.

Freitagabend kamen zwei Prager Punk-Bands, Freunde der tschechischen REVO-Gruppe, und das ganze REVOCAMP füllte sich mit Punks. Anfangs waren sie etwas skeptisch gegenüber den "autoritären" KommunistInnen, aber bald hatten alle als Eintrittsstempel Hammer und Sichel auf dem Arm und innerhalb kürzester Zeit haben "Kommis" und "Anarchos" gemeinsam getanzt, gesoffen und - diskutiert.

Dann signierten alle eine REVO-Fahne. Sie wurde an unseren Genossen Mario Bango von REVOLUTION Slowakei geschickt. Mario sitzt seit zwei Jahren im Knast in Bratislawa, weil er sich, seine Mutter und seinen Bruder gegen einen faschistischen Angriff zur Wehr setzte. Der Faschist ist zwei Wochen später wegen eines Kunstfehlers der Ärzte im Krankenhaus gestorben. Trotzdem ist Mario von der rassistischen Justiz schwerer Körperverletzung mit Todesfolge beschuldigt worden.

Mario, der als Roma seit seiner Jugend unter rassistischen und faschistischen Attacken leiden und sich gegen Faschisten wehren musste, hat die erste REVOLUTION-Gruppe in der Slowakei gegründet, nachdem er mit der Kommunistischen Partei wegen ihres Reformismus gebrochen hatte. REVOLUTION Slowakei geht jedoch ohne ihn weiter - laut Berichten auf dem Camp haben sie bereits drei Ortsgruppen und eine weitere revolutionär-sozialistische Organisation in der Slowakei möchte WORLD REVOLUTION beitreten.

Es hat bereits mehrere internationale Kampagnen für seine Freilassung gegeben. Diese Kampagne sowie Aktionen gegen Rassismus und Faschismus werden im nächsten Jahr ein Schwerpunkt für alle REVO-Gruppen sein.

Dieses REVOCAMP war ein wichtiger Schritt, um REVOLUTION als einheitliche internationale Organisation aufzubauen. Nach sechsstündiger (!) intensiver und anstrengender Debatte wurde ein internationales Manifest beschlossen, das die Politik von der Organisation zu Fragen wie Gewerkschaften, Frauenunterdrückung, Rassismus, Faschismus, Drogen, und die Medien festlegt. Es wurde ebenfalls beschlossen, ein virtuelles (d.h. per E-mail tagendes) internationales Koordinationskomitee aufzubauen, damit REVOLUTION in Zukunft über alle Grenzen hinweg funktionieren kann.

Die nächste große Mobilisierung wird das europäische Sozialforum vom 12.-16. November in Paris sein. Dort werden REVOLUTION-AktivistInnen aus ganz Europa mit ungefähr 100.000 anderen AntikapitalistInnen zusammenkommen und einen großen Workshop über die zukünftigen Möglichkeiten der Zerschlagung des Kapitalismus durchführen.

REVOLUTION/berlin ist im Vergleich zu den britischen, schwedischen und tschechischen Gruppen noch jung und relativ klein. Doch die CampteilnehmerInnen aus Berlin waren beeindruckt, was eine internationale Organisation alles auf die Beine stellen kann. So sind z.B. in England bereits über 80 Ausgaben der Jugendzeitung REVOLUTION erschienen. Deshalb haben wir beschlossen, in Berlin auch eine kleine REVO-Zeitung rauszubringen sowie kleine Solidaritätsaktionen für die palästinensische Intifada durchzuführen.

Falls Du das Camp verpasst hast: keine Angst, das vierte REVOCAMP wird schon vorbereitet. Ob es in der britischen Hauptstadt, an der schwedischen Küste oder nochmals bei Prag stattfinden wird, steht noch nicht fest. Sicher ist nur, dass es noch größer, noch politischer und noch lustiger sein wird.

Was machen die REVOLUTION-
Gruppen nach dem Camp?

Kamini aus London/England:
Wir werden unsere Kampagne gegen die Lügen fortsetzten, die in den Medien und seitens der Regierung über AsylbewerberInnen verbreitet werden. Wir planen eine Demo gegen eine rassistische Zeitung.

Mats aus Stockholm/Schweden:
Unsere erste Priorität ist Anti-Faschismus. Die Faschisten in Stockholm haben zur Zeit Zulauf, aber immer mehr Leute wollen etwas dagegen tun. Im Herbst wird es viele Demos gegen die Nazis geben.

Francisca aus Berlin/Deutschland:
Wir werden eine neue Zeitung machen, neue Flyer und sie an junge Leute verteilen, um sie für revolutionäre Politik zu gewinnen. Wir werden auch Solidaritätsaktionen für Palästina durchführen.

Lisi aus Wien/Österreich:
Wir werden uns am internationalen Aktionstag gegen die Besatzung im Irak und Palästina beteiligen und dafür in den Schulen mobilisieren.

Lubos aus Jièim/Tschechien:
Wir nehmen viel Energie vom Camp mit, die wir in unsere Herbst-Kampagne stecken wollen - Solidarität mit den streikenden Lehrern. Das wollen wir mit der Forderung nach freiem Zugang zur Bildung für alle kombinieren.

Martin aus Prievidza/Slowakei:
Unsere wichtigste Mobilisierung wird die anti-faschistische Demonstration im Herbst sein, die am Gedenktag des Aufstandes gegen die Nazi-Okkupation 1944 stattfinden wird.

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Nr. 83, September 2003

*  Agenda 2010: Stoppt die Sozialräuber!
*  IG Metall Gewerkschaftstag: Wohin geht die IG Metall?
*  Gewerkschaften: Für eine revolutionäre Fraktion!
*  Heile Welt
*  Agenda 2010 und die Linke: Magerer Inhalt, fette Form
*  65 Jahre Vierte Internationale: Aufstieg und Fall
*  Ausstellung "Kunst in der DDR": 40 Jahre kein Sex
*  Socialist Alliance (Britannien) am Ende: Muezzin statt Marx
*  Internationales Jugendcamp in Prag: Ein Sommer für die Revolution
*  Afghanistan, Irak, Palästina: Imperialistische Besatzer raus!