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Sri Lanka

Gewerkschafter enthüllen Wahrheit über Lager

Bericht aus Sri Lanka, Neue Internationale 141, Juli/August 2009

Kein sauberes Wasser, zu wenig Kleidung, keine sanitären Anlagen und Hunger - bei einer Tagesration von weniger als 30 Gramm Getreide. Das ist die bittere Realität für zehntausende TamilInnen, die von der sri lankesischen Regierung in riesigen Konzentrationslagern gehalten werden.

Seit dem endgültigen Sieg über die Tamil Tigers (LTTE) halten Präsident Mahindra Rajapakse und sein Bruder, der Verteidigungsminister, die Zustände in den Lagern streng geheim. Es wird humanitären Organisationen wie dem Roten Kreuz nicht gewährt, zu sehen, was dort wirklich vor sich geht. Aber sogar Konzentrationslager werden von ArbeiterInnen beliefert und gewartet, unter welchen sich Gewerkschafter befinden, die von dem, was sie dort gesehen haben, empört sind.

PD Saranapala, ein Funktionär der Joint Health Service Workers Union (SHSWU), hörte von einem Gewerkschafter in Vavuniya aus erster Hand von den Bedingungen in vier der Lager in jenem Gebiet. In drei dieser Lager (zwei Männer- und ein Frauenlager) befinden sich jeweils 1.400 Personen, die von der Regierung für wirkliche oder vermeintliche LTTE-KämpferInnen gehalten werden. Das vierte Lager ist für sonstige Gefangene.

Für je 3-4 Gefangene gibt es nur ein Stück Stoff, welches sie in kleine Fetzen reißen müssen, um überhaupt irgendeine Form von Bekleidung zu haben.

Etwa 15 Kilometer von Vavuniya entfernt befindet sich die Stadt Setticulam, ein Ort an dem noch größere Not herrscht. Dort befinden sich auch vier Lager, in denen sich jedoch zwischen 40 und 50.000 Menschen drängen. Das sind die Überlebenden der letzten Enklave. Laut Regierung sind sie „alle Mitglieder der Tigers.“ Die dort Inhaftierten zu kontaktieren, gestaltet sich sogar noch schwieriger als in Vavuniya. Die Lieferungen werden alle von der Armee kontrolliert. Besucher, die Nachrichten von ihren Verwandten wollen, müssen oft bis zu drei Tage warten, weil die Zuständigen keine Aufzeichnungen darüber haben, wen sie eigentlich gefangen halten. Stattdessen wird der Name per Lautsprecher ausgerufen und die Verwandten müssen sich darauf verlassen, dass sich die Nachricht durch Mundpropaganda im Lager verbreitet.

Unter den Gefangenen in den Lagern bei Vavuniya befinden sich auch etwa 300 zivile Sanitäter. Die Gewerkschaft startet eine Kampagne, um die Erlaubnis zu bekommen, ihre Ausbildung und Erfahrung dafür einzusetzen, um für ihre Mitinhaftierten zumindest eine medizinische Grundversorgung zu gewährleisten. PD Saranapala hat bereits dem Leiter des Gesundheitswesens seines Bezirks und dem Leiter der Menschenrechtskommission vorgeschlagen, diese Ärzte, Krankenpfleger etc. an den allgemeinen Krankenhäusern in Mannar, Vavuniya, Setticulam und Murungan anzustellen.

Die Gewerkschaft unterstützt auch die Forderung, dass wenigstens zivile Verwaltungsbeamte das bestehende Militärregime ersetzen.

In einem Interview mit Saranapala über die Solidaritätskampagne der sri lankesischen Gewerkschaften bezog er sich auf eine der letzten Reden Rajapakses, in welcher er behauptete, dass er und seine Regierung „mit den Tamilen Freundschaft schließen möchten“ und kommentierte: „Wenn das wirklich wahr wäre, könnte er zumindest damit beginnen, diesen Sanitätern zu erlauben, medizinische Hilfe in den Lagern zu organisieren.“

In der Hauptstadt Colombo ist die Gewerkschaft, welche sowohl tamilische als auch sinhalesische ArbeiterInnen vertritt, schon im Namen der Sanitäter auf das „Ministerium für Wiederaufbau“ und das Gesundheitsministerium mit der Forderung nach einer zivilen Verwaltung zugegangen.

Saranapala erklärte, sein Schwerpunkt läge darin, innerhalb der Arbeiterklasse für die  Unterstützung der Inhaftierten in den Lagern einzutreten. „Wir würden sogar eine sehr notdürftige medizinische Versorgung als ein Beispiel dafür ansehen, was alles möglich wäre, wenn die ArbeiterInnen die Dinge selbst in die Hand nehmen. Es wäre ein erster Schritt in Richtung Selbstverwaltung der Inhaftierten in den Lagern, sie sind obdachlose Menschen, Flüchtlinge, keine Kriminellen und wir unterstützen ihr Recht, sich zu organisieren und Kontrolle zu übernehmen.

Mehr Infos und Nachrichten: www.arbeitermacht.de/thema/asien-australien

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Nr. 141, Juli/Aug. 2009
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