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LL-Demo 2006

Klassenkampf gegen Krieg und Imperialismus!

Martin Suchanek, Neue Internationale 106, Dezember 2005/Januar 2006

Völlig zu Recht werden Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mit der revolutionären Tradition der Arbeiterbewegung in Deutschland und vor allem mit der Gründung der KPD verbunden. Ihre Namen sind ebenso untrennbar mit dem Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus verbunden wie mit dem Kampf gegen den Opportunismus und den Verrat der deutschen Sozialdemokratie.

Wie wenige andere hat Luxemburg den inneren Zusammenhang von Krise, Imperialismus und Krieg in den Vordergrund gerückt. Gleich Lenin, Leo Trotzki und den Bolschewiki erblickte sie im Imperialismus, in der globalen Herrschaft des Finanzkapitals keine „falsche“ oder „schlechte“ Politik, sondern den Beginn einer neuen Epoche der kapitalistischen Entwicklung; einer Epoche, die mit Krieg, Revolution und Konterrevolution schwanger geht; einer Ära, in der die kapitalistische Produktionsweise und ihr Träger, die Bourgeoisie, ihre fortschrittlichen Potentiale erschöpft haben.

Ihre berühmte Alternative „Sozialismus oder Barbarei“, die Aktualität der sozialistischen Revolution ergibt sich für Luxemburg aus der zunehmenden Krisenhaftigkeit des Kapitalismus, aus den Zusammenbruchstendenzen des Kapitalismus selbst. Der imperialistische Krieg ist ein  Ausdruck dieser Entwicklung und der immer schärferen Konkurrenz. Kapitalismus und Imperialismus werden zur Fessel für die Entwicklung der Produktivkräfte, sie drohen, die Menschheit in den Abgrund von Barbarei und Katastrophen zu stürzen.

Karl Liebknecht

Karl und Rosa waren wichtige Persönlichkeiten der Linken in der SPD und der sozialistischen Internationale. Schon früh machte Liebknecht als Agitator und Rhetoriker von sich reden. Er spielte eine wichtige Rolle im Kampf gegen den zunehmenden Militarismus und die Aufrüstung des deutschen Imperialismus an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.

Gleichzeitig war er als Mitbegründer der sozialistischen Jugendinternationale als Organisator tätig. Zu einem kommunistischen Führer internationalen Ranges wurde Liebknecht in der Stunde des historischen Verrats der deutschen Sozialdemokratie, als Vorkämpfer gegen den drohenden imperialistischen Krieg und als revolutionärer Agitator während des Ersten Weltkrieges und in der deutschen Revolution.

Als Agitator und Führer war Liebknecht eine internationale Größe und ist bis heute ob seines Heroismus, den er mit dem Leben bezahlen musste, eine Symbolfigur, ein Vorbild für KlassenkämpferInnen in aller Welt.

Rosa Luxemburg

Anders als Liebknecht war Luxemburg schon zu Beginn des 20. Jahrhundert eine anerkannte politische Größe der internationalen Sozialdemokratie. Sie war Führerin der Sozialdemokratischen Partei der Republik Polens und Litauens) und Sprecherin und Theoretikerin der Linken in der Sozialistischen Internationale.

Sie war - anders als Liebknecht, der eher Kantianer als historischer Materialist war - eine der großen MarxistInnen des letzten Jahrhunderts. An politischer Größe und historischer Bedeutung überragt sie Liebknecht ohne Zweifel.

Rosa Luxemburg hat zu allen wichtigen politischen und theoretischen Auseinandersetzungen der Sozialdemokratie und des Kommunismus vor und während des Ersten Weltkrieges wichtige Beiträge geliefert.

Im Revisionismusstreit unterzog sie Bernstein und andere sozial-reformerische Theoretiker einer scharfen und vernichtenden Kritik, indem sie die marxistische Analyse der historischen Entwicklungstendenzen des Kapitalismus verteidigte, den schärfer werdenden Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und deren privater Aneignung aufzeigte.

Luxemburg trug viel zur Herausarbeitung der Bedeutung und Verteidigung revolutionärer Formen des Klassenkampfes wie des Generalstreiks bei. Allerdings weisen ihre Imperialismusanalyse ebenso wie ihre Kritik an einigen Aspekten der Politik der Bolschewiki in der russischen Revolution einige theoretische Schwächen auf.

Doch große Geister zeigen sich nicht daran, dass sie nie irren, sondern daran, dass sie ungeachtet ihrer Schwächen, ja teils mit ihren Irrtümern verwoben, wirklich Bleibendes geleistet haben. Vor allem aber war sie trotz aller Kritik immer eine glühende Verteidigerin der sozialistischen Revolution in Russland und ihre kompromisslose Kritik richtete sich stattdessen gegen die Kapitulanten an der Spitze der deutschen Sozialdemokratie. Wenn sie demokratische Prinzipien verteidigte, dann nie abstrakt, sondern vor allem unter dem Aspekt der Entwicklung des Klassenkampfes und des Vorantreibens der Revolution.

Imperialismus und Zusammenbruch

Deshalb wurden für sie die sozialistische Revolution, der Aufbau einer revolutionären Partei und Internationale ein Gebot der Stunde, eine aktuelle Aufgabe.

Wie sehr Rosa mit ihrer Einschätzung der Entwicklungstendenzen Recht hatte, haben zwei Weltkriege und Abermillionen Tote gezeigt. Der „lange Boom“ der 50er und 60er Jahre - selbst nur vor dem Hintergrund geschichtlicher Katastrophen und Niederlagen der Arbeiterklasse möglich - ist eine Ausnahme in der Entwicklung des Imperialismus.

Wenn auch in anderer Form und auf höherem Niveau nähern wir uns heute erneut einer Zuspitzung der geschichtlichen Entwicklung, wie sie Luxemburg auch in der Dekade vor dem Ersten Weltkrieg sah.

Der „Kampf gegen den Terror“ und die permanenten Kriege zur Niederhaltung und verschärften Ausbeutung und Erniedrigung der Massen in den Halbkolonien der „Dritten Welt“; der Generalangriff auf die Arbeiterklasse in den imperialistischen Kernländern; die repressive Aussonderung eines großen Teils der Lohnabhängigen durch Rassismus, Repression und Ausschaltung demokratischer Rechte - all das sind keine „falschen Entscheidungen der Politik“, sondern notwendiger Ausdruck der Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Weltsystems.

Sicher: Wir stehen heute nicht unmittelbar vor einem neuen imperialistischen Weltkrieg wie 1914. Doch auch Luxemburg und Liebknecht arbeiteten die Entwicklungstendenzen des Imperialismus nicht erst 1913 heraus. Die Aufrüstung der deutschen Flotte, die Niederschlagung des Boxeraufstandes, der Völkermord an den Herero, die Balkankriege sowie die russische Revolution von 1905 signalisierten die Zuspitzung des innerimperialistischen Widersprüche, das Herannahen einer historischen Katastrophe.

Revolutionäre Partei

Doch Luxemburg und Liebknecht wollten nicht nur Alternativen aufzeigen. Sie wollten darauf in erster Linie praktische revolutionäre Antwort geben.

Das heißt auch, dass sie die notwendigen Mittel zur Befreiung der Arbeiterklasse schaffen wollten. Die Gründung der KPD, die Gründung einer Partei, welche die Arbeiterklasse zur Revolution führt, war für Karl und Rosa eine unabdingbare Notwendigkeit.

Zweifellos hätte der politische Kampf in der SPD (ähnlich dem Kampf der Bolschewiki in Russland) schon in der Vorkriegsperiode einen fraktionellen Charakter annehmen müssen. Damit hätte sich schon früher ein breiterer, reiferer Führungskader und die organisatorische Struktur der zukünftigen kommunistischen Partei besser entwickeln können. Aber in jedem Fall kommt Luxemburg und Liebknecht das Verdienst zu, die Gründung schließlich vollzogen zu haben.

Die deutsche Revolution erlitt eine Niederlage, Luxemburg und Liebknecht wurden ermordet - unter kräftiger Mithilfe der SPD, die endgültig zum linken Flügel des Imperialismus geworden war.

Noch zu ihren Lebzeiten hatte die Gegenrevolution zum Schlag ausgeholt und „die Ordnung“ in Berlin wieder errichtet. Doch gerade die Bewertung solcher Niederlagen zeigt den revolutionären Geist Rosa Luxemburgs sehr deutlich:

„’Ordnung herrscht in Berlin!’ Ihr dumpfen Schergen! Eure ‚Ordnung’ ist auf Sand gebaut. Die Revolution wird sich morgen schon ‚rasselnd wieder in die Höh’ richten’ und zu eurem Schrecken mit Posaunenklang verkünden: Ich war, ich bin, ich werde sein!“

(Luxemburg, Die Ordnung herrscht in Berlin, in: Die Rote Fahne, 14. 1. 1919)

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Nr. 106, Dez 2005/Jan 2006

*  LL-Demo 2006: Klassenkampf gegen Krieg und Imperialismus
*  Linkspartei-Fusion: WASG-Berlin sagt NEIN
*  Strategie- und Aktionskonferenz: Die Koalition greift an - die Konferenz zaudert
*  Aktionen gegen Studiengebühren: Über Gebühr teuer
*  Heile Welt
*  Politisch-ökonomische Perspektiven: Krise und Klassenkampf
*  Frauen und prekäre Arbeit: Küche, Krise, Kapital
*  Israel/Palästina: Alles nur Lüge
*  Ausnahmeszustand in Frankreich: Der Aufstand der Jugend und die Linke