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Tarifrunde Metall

Nein zu den faulen Angeboten der Unternehmerverbände!

2,2 Prozent reichen nicht!

Gegenwehr! Betriebs- und Gewerkschaftsinfo der Gruppe Arbeitermacht, Infomail 799, 10. Februar 2015

Das bisherige Angebot der Unternehmerseite lautet 2,2 % bei zwei Nullmonaten. Südwestmetall-Chef Wolff schafft es sogar, das auf über 2,5% hochzurechnen, denn die letzte Tariferhöhung vom Mai 2014, ebenfalls 2,2%, würde ja noch nachwirken.

Rückwirkend wird also eine Laufzeit des alten Tarifvertrags bis Ende April unterstellt! Damit erinnert er uns allerdings nur daran, dass die Erhöhung im Jahr 2014 ärgerlich niedrig war!

Der IG Metall-Bezirksleiter von Baden-Württemberg, Zitzelsberger, meinte gegenüber den Stuttgarter Nachrichten zu diesen 2,2%: „Tatsächlich handelt es sich nicht um die übliche Provokation mit einer 1 vor dem Komma.“ Wenn man allerdings diese 2,2% auf 12 Monate verteilt, dann sind es tatsächlich nur 1,83%.

Doch: das bisherige Angebot ist eine Provokation: Weil unsere Kosten steigen, Inflationsrate hin oder her! Weil in den Betrieben der Druck immer mehr zunimmt! Weil die Arbeitszeiten immer unmöglicher werden! Weil überall gedrückt und gekürzt wird! Und auch, weil der letzte Abschluss für das Jahr 2014 mit nur 2,2% unsere Erwartungen bei weitem nicht erfüllt hatte! Erneut wurden wir in der Boomphase kurz gehalten, aber die nächste Krise kommt -  früher oder später. Umso wichtiger wäre jetzt ein echter Lohnaufbau!

Deshalb heißt die Forderung auch 5,5% und verglichen damit ist ein Angebot von 2,2% so oder so eine Provokation!

5,5% gibt´s nur mit Streik!

Die IG Metall-Führung orientiert jedoch auf rasche Verhandlungen, obwohl sich bundesweit  hunderttausende Kolleginnen und Kollegen an den bisherigen Warnstreiks beteiligt haben. So hat die Bezirksleitung NRW nach dem ersten Angebot der Arbeit“geber“ eine Streikpause bis zum 18. Februar verkündet.

Ganz offensichtlich nimmt auch der Bezirksleiter aus Baden-Württemberg, Zitzelsberger, die Forderung nicht ernst in dem Sinne, dass er sie durchsetzen will. Damit ist er nicht allein. Viele Kolleginnen und Kollegen rechnen schon bei der Forderungsaufstellung, dass die Hälfte oder höchstens zwei Drittel dabei rauskommen.

Wie zum Beispiel beim letzten Abschluss: 5,6 bei einer Laufzeit von 19 Monaten machen real - also berechnet auf 12 Monate - nur 3,53% aus. Da sind 64%. Wenn aber 2,2% „keine Provokation“ sind, sind die IGM-Chefs wohl diesmal zu noch weniger bereit.

Wenn aber Mitglieder oder Vertrauensleute das einem IG Metall-Sekretär sagen, ist die Aufregung groß: „Natürlich könne man nie alles erreichen, aber ohne Kampf würde gar nichts erreicht.“  Oder: „Wegen ein paar Zehntel Prozent können wir nicht streiken.“ Oft sagen sie auch: „Die Belegschaften wollen ja nicht streiken.“

Die massive Beteiligung bei den Warnstreiks zeigt, dass MetallerInnen kämpfen können und auch wollen - weil wir mehr Geld brauchen! In den Betrieben ist schon viel zu viel verzichtet worden - meist ohne Kampf! Arbeitszeiten wurden ohne Lohn verlängert, Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld gekürzt, Zuschläge wurden abgeschafft. Jetzt streiken, würde endlich etwas davon zurückholen, was uns in den letzten 15 Jahren genommen wurde!

Ein Streik wäre zugleich ein wichtiges Signal an die Unternehmer, die ja schon die nächsten Angriffe planen: Massenhafter Personalabbau bei Siemens und Alstom, Milliardeneinsparungen bei Daimler und VW, überall immer mehr Ausgliederungen und Leiharbeit - die Liste lässt sich beliebig fortsetzten. Es ist falsch, so zu tun, als hätten die Tarife mit den betrieblichen Angriffen nichts zu tun: Wenn wir jetzt Kampfkraft entwickeln, dann stehen wir auch in den betrieblichen Angriffen besser da!

Deshalb ist es richtig, bei den Aktionen und Warnstreiks mitzumachen, auch wenn klar ist, dass die IG Metall-Spitze einen echten Streik verhindern will und schon bei der Festlegung der Forderung alles getan hat, damit ein Ergebnis möglich wird, das die meisten Unternehmer verkraften und der Mehrheit der Mitglieder verkauft werden kann. Wie gesagt: 50-60% der Forderung.

Wir müssen selbst versuchen, so viele wie möglich zu mobilisieren, weil

immer die Gefahr besteht, dass die Kapitalisten härter sind, als die IG Metall-Chefs denken, dann muss die Gewerkschaft kampffähig sein;

die nächsten Konflikte in den Betrieben schon anstehen;

die Regierung angreift (siehe Artikel zum Streikrecht);

die nächste Krise kommt.

Aber müssen auch schauen, dass wir für die Zukunft Grundlagen schaffen, damit der Willen der Belegschaften wieder zählt, dass nicht dauernd „das Schlimmste verhindert wird“, aber die ArbeiterInnen trotzdem draufzahlen, dass die Kampfkraft der MetallerInnen mal wieder richtig wirksam wird.

Wir brauchen eine IG Metall, in der nicht jede Belegschaft für sich allein steht und den Verlagerungserpressungen der Unternehmer ausgeliefert ist, sondern die Solidarität betriebsübergreifend und international organisiert wird.

Wir brauchen eine IG Metall, die sich den Angriffen der Regierung auf das Streikrecht widersetzt und nicht noch dabei mitmacht wie unsere jetzige Spitze!

Die Tarifbewegung muss von unten, von den Mitgliedern kontrolliert wird! Dazu sind von der Basis gewählte, ihr verantwortliche und abwählbare Aktion- und Streikleitungen nötig. Wir lehnen jede Geheimverhandlung ab und treten für die zügige Einleitung der Urabstimmung ein, als Schritt zu einem konsequenten Arbeitskampf.

Vor allem aber gilt es, diese Tarifrunde wie alle anderen Auseinandersetzung zu nutzen, eine klassenkämpferische Opposition, eine Basisbewegung in den Gewerkschaften und Betrieben aufzubauen, die die Allmacht der Apparatschiks angreift!

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Nr. 196, Februar 2015
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