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Attentat auf Malala Yousafzia

Verurteilt die Grausamkeit der Taliban - aber keine Unterstützung für den Krieg gegen den Terror

Shahzad Arshad (Pakistan), Infomail 651, 30. Oktober 2012

Die pakistanische nationale Friedenspreisgewinnerin Malala Yousafzia und ihre FreundInnen Shazia und Kaynat wurden am 9. Oktober angegriffen, als sie aus der Schule in der Stadt  Mingora im Swattal heimkamen. Malala ist eine vierzehn Jahre alte Schülerin, die ein Tagebuch für die BBC gegen die Herrschaft der Taliban im Swattal schreibt und in Pakistan zu einem Symbol für den Kampf um Bildung für  Frauen geworden ist. Die Taliban haben Verantwortung für den Angriff übernommen und sagen, dass sie die Schülerin wieder angreifen würden, falls sie überleben sollte. Dies zeigt den Menschen verachtenden und reaktionären Charakter der Islamisten.

Die Medien haben den Angriff auf Malala und ihre Freundinnen zu Recht als einen Angriff auf Frieden und Bildung durch die Taliban dargestellt und ihre Kampagne hat sichergestellt, dass das ganze Land über den Angriff auf diese Tochter der Nation trauert. Vor diesem Hintergrund geben sich jetzt auch Präsident Asif Ali Zardari, der Premierminister, Raja Pervez Ashraf, der Chef  der Armee, General Kayani und die Oppositionsführer als Trauernde und besuchen Malala im Krankenhaus.

Madonna widmete ihr ein Lied, und Angelina Jolie rief dazu auf, dass sie den Friedensnobelpreis erhalten solle. US-Präsident Obama nannte es einen grausamen Angriff, und die US-Außenministerin Hillary Clinton rühmte sie als sehr tapfer und bat pakistanische Beamte darum, die Verantwortlichen zu bestrafen.

Die ganze Tragödie hat die Menschen gegen die Taliban aufgebracht und eine Welle des Mitgefühls für die 14jährige Malala erzeugt. Es gibt ein eine Menge Nachtwachen und Solidaritätsmärsche im Land, bei denen die strengsten Maßnahmen gegen die Schuldigen gefordert werden.

Zugleich wird die Tragödie aber auch politisch ausgebeutet, um eine Fortsetzung und Verschärfung der reaktionären Regierungspolitik in den Grenzgebieten zu Afghanistan zu legitimieren.

Talkshows diskutieren die Notwendigkeit einer militärischen Operation in Nordwaziristan. Als Antwort darauf haben Repräsentanten des Militärs gesagt, dass sie auf jede Operation vorbereitet sind, um die sie Regierung bittet.

Die Gefahr ist dabei aber, dass die reaktionäre Politik der Taliban nicht zum ersten Mal verwendet werden könnte, um pakistanische Unterstützung für den "Krieg gegen den Terrorismus" zu rechtfertigen. Liberale und selbst viele Linke sind schon in diese Falle getappt und betrachten den Angriff auf Malala jetzt als weitere Rechtfertigung. Sie haben ihre politischen Orientierungen völlig verloren und diskutieren sogar über die „Unterstützung von Drohnenangriffen, damit  Malala leben kann". Sie sind Befürworter der Idee geworden, dass eine militärische Operation „Menschlichkeit und Kultur“ retten könne.

Dies ist für den Imperialismus und den pakistanischen Staat, die ihren Krieg mit dem Kampf für Frauen und die Demokratie rechtfertigen, eine sehr angenehme Situation.

Natürlich sind der Angriff auf Malala und Widerstand gegen Frauen- und Mädchenbildung völlig reaktionär, genauso wie die Angriffe der Taliban auf Schiiten u.a. religiöse oder nationale Minderheiten. Wir  verurteilen diese absolut. Jedoch ist das kein Grund, den von den USA geführten „Krieg gegen den Terror“ zu unterstützen, durch den schon tausende Pakistani getötet wurden und der zur Vertreibung von Millionen geführt hat. Die US-Drohnenangriffe haben schon viele Unschuldige getötet.

Die Kombination von neoliberaler Wirtschaft und dem „Krieg gegen den Terror“ macht es für Tausende von Malalas unmöglich, Bildung zu bekommen oder in sicheren und akzeptablen Bedingungen zu leben. In dieser Situation Drohnenangriffe und militärische Operationen zu unterstützen, kann nur den Imperialismus und den reaktionären pakistanischen Staat stärken - es ist ein Rückschlag für den Kampf gegen den Imperialismus und für Sozialismus.

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Nr. 174, November 2012
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