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Slowakei

Free Mario!

Libor Blaha (Socialisticka Organizace Pracujich)
Neue Internationale 86, Dezember 2003/Januar 2004

Am 20. November 2003 hat das Kreisgericht in Bratislava (Slowakei) Mario Bango zu 12 Jahren Gefängnis wegen versuchten Mordes verurteilt. Diesen soll er am 10. März 2001 begangen haben, als er im Bus den Neonazi Branislav Slamka mit einem Messer verletzt hat. Dieser hatte Mario, seine Mutter und seinen Bruder Eduard mit einem Baseballschläger bedroht. Mario verteidigte sich dagegen - er handelte aus Notwehr.

Mario Bango ist ein 20jähriger Roma und antifaschistischer Aktivist. Er ist darüber hinaus Mitglied der Jugendorganisation REVOLUTION sowie der "Liga für die Fünfte Internationale".

Die Tatsache, dass es sich um Selbstverteidigung handelte, wurde vom Gericht völlig ignoriert. Die Verteidigung fand leider keinen Zeugen, der keine Angst gehabt hätte, öffentlich auszusage, was den slowakischen Antifaschisten schon lange bekannt ist - dass Slamka Anhänger der Bewegung der "Nationalsozialisten" war und sich bereits zuvor an rassistisch und politisch motivierten Neonazi-Angriffen beteiligt hatte.

Klassenjustiz

Das Kreisgericht begründete sein Urteil damit, dass "Slamka völlig gesund in den Bus einstieg". Es ignorierte die Tatsache, dass kein Bezug zwischen den Verletzungen, die Mario Slamka durch die Messerstiche zugefügt hatte, und der Kopfverletzung, die dessen Tod verursachte, nachgewiesen werden konnte. Auch eine Absicht Marios, Slamka zu töten, konnte nicht nachgewiesen werden. Zudem hatte Marion selbst noch den Krankenwagen gerufen. Trotzdem erhielt Mario eine solch harte Strafe.

Es ist mehr als offensichtlich, dass dieses Urteil die rassistische Voreingenommenheit des Gerichts zum Ausdruck bringt. Der Fall Mario wurde auch dadurch politisch interessant, als der Vorsitzende der rechts-populistischen Partei SMER, Robert Fico, Slamkas Verteidigung übernahm. Das slowakische Parlament hielt auf Antrag des konservativ-nationalistischen HZDS-Abgeordneten Kalman sogar eine Schweigeminute für den toten Nazi ab.

Das Urteil des Kreisgerichts steht in krassem Gegensatz zur sonstigen Gleichgültigkeit der slowakischen Polizei und der Gerichte in Fällen von Angriffen von Rassisten und Neonazis. So wurde z.B. Karol Sendrei aus Magnezitoviece, vom Bürgermeister und dessen Sohn, einem Polizisten, erschlagen. Sie wurden nicht verurteilt!

In Tschechien wurden in ähnlichen Fällen der Selbstverteidigung gegen Nazi-Angriffe der Bildhauer Pavel Opocensky und der Anarchist Michal Patera freigesprochen.

Eduard Bango und seine Mutter sangen bei der Verkündung des Urteils die Internationale.

Die Verteidigung legte sofort Berufung ein, so dass das Gerichtsverfahren beim höchsten Gericht weiter geführt wird. Die Vorgehensweise des Bezirksgerichts und des Kreisgerichts sowie die Beteiligung des zur Zeit beliebtesten slowakischen Politikers, des rechten Rassisten Fico, geben jedoch keine große Hoffnung auf eine objektive Behandlung des Falls.

Solidarität!

Die internationale Solidaritätskampagne für die Befreiung von Maria Bango ist heute wichtiger denn je. Mario hat bereits Unterstützung von vielen Persönlichkeiten aus kulturellen, gewerkschaftlichen, politischen, menschenrechtlichen und antirassistischen Organisationen erhalten. Das skandalöse rassistisch motivierte Urteil des Kreisgerichts in Bratislava muss öffentlich gemacht werden!

Falls ihr Mario unterstützen und euch an der Kampagne beteiligen wollt, kontaktiert uns bitte unter: info@arbeitermacht.de

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neue internationale
Nr. 86, Dez 2003/Jan 2004

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