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Pakistan

Fabrikeinsturz - 51 Arbeiter tot

Martin Suchanek, Neue Internationale 205, Dez. 15/Jan. 16

Kapitalismus tötet - im wahrsten Sinn des Wortes. Am 5. November stürzte ein Fabrikgebäude in Sunder Estate bei Lahore ein und begrub die dort Arbeitenden unter sich. 51 von ihnen starben, mehr als 100 wurden schwer verletzt.

Die pakistanischen Medien und die Regierung versuchten, die Schuld an dieser Tragödie auf das Erdbeben Ende Oktober zu schieben, doch dies war höchstens der Auslöser. Die wirklichen Ursachen hinter dieser menschlichen Katastrophe liegen weit tiefer in den sozialen Verhältnissen des Landes.

Sicherheit

Schon lange bevor das Gebäude einstürzte, beklagten die Arbeiter den Mangel an Sicherheitsvorkehrungen und -kontrollen auf Grund der instabil gebauten Werkhalle. Der Besitzer ignorierte nicht nur diese Beschwerden, sondern errichtete ein weiteres Stockwerk auf dem statisch mangelhaften Gebäude. Es ist unklar, ob sich der Eigentümer selber unter den Opfern befindet, ob er geflüchtet ist oder sich versteckt hält.

Jedenfalls ist dies ein Beispiel für die Nachlässigkeit in Sachen Sicherheitsstandards bei der Errichtung von Fabriken und Bauten durch die Kapitalisten im Land. Das Unglück in Sunder Estate belegt erneut, dass ArbeiterInnen als Folge von Konstruktionsfehlern, Bränden und Missachtung der elementarsten Sicherheitsbestimmungen getötet werden.

Im selben Bezirk stehen 450 weitere Fabriken. In den meisten gibt es keine Gewerkschaften, und so sind die Beschäftigten allen Gefahren praktisch fast ohnmächtig ausgeliefert. In den wenigen Betrieben, in denen es doch Gewerkschaften gibt, werden diese praktisch von den Fabrikbesitzern kontrolliert.

In den vergangenen vier Jahren fielen allein in Lahore mehrfach ArbeiterInnen Bränden und Explosionen zum Opfer. Nur ein paar Tage nach dem Vorfall in Sunder Estate kamen noch einmal fünf Arbeiter bei einem weiteren Unglück in der Stadt ums Leben. Vor einigen Monaten wurden 28 Arbeiter in Gujranwala und vor drei Jahren sogar mehrere  hundert ArbeiterInnen in Karachi getötet.

Doch diesmal führte die offenkundige Missachtung von Sicherheitsregeln nicht nur in Lahore, sondern auch in anderen Städten zu Demonstrationen gegen die völlig oberflächlichen ‚Kontrollen' und den fehlenden Nachdruck, selbst die bestehenden laschen Sicherheitsstandards einzuhalten.

Die Hauptforderungen der Demonstrationen lauten:

Inspektionen in Fabriken mit wirklicher gewerkschaftlicher Beteiligung!

Sicherheitsmaßnahmen müssen mit Zustimmung der ArbeiterInnen getroffen werden! Normalerweise verständigen sich Bosse und Staatsapparat darüber, was sie für  ‚sicher' halten, und die ArbeiterInnen haben kein Mitsprache- und erst recht kein Mitbestimmungsrecht.

Entschädigungen für die Arbeiterfamilien! Auf einigen Demonstrationen wurde gefordert, dass die Familien der getöteten Arbeiter umgerechnet 25.000 Euro erhalten.

Aktionen

Die UnterstützerInnen der Liga für die 5. Internationale, die sich um die Monatszeitung ‚Revolutionary Socialist' formieren, nahmen an den Demonstrationen teil ebenso wie Mitglieder der Awami Workers Party und der Internationalen Marxistischen Tendenz (IMT).

Hervorzuheben ist auch, dass ArbeiterInnen der staatlichen Stromerzeugungsgesellschaft WAPDA einen eintägigen Streik und Demonstrationen in allen größeren Städten gegen die geplante Privatisierung dieses Industriezweigs durchgeführt haben, und dabei zur Solidarität und Entschädigung für die getöteten Arbeiter aufgerufen haben, als sie die Nachricht vom Einsturz erreichte. Allein in Lahore beteiligten sich 5.000 WAPDA-Beschäftigte an diesen Aktionen.

Unsere GenossInnen waren an einer Reihe von Demonstrationen beteiligt, besuchten die Stätte der Tragödie und die betroffenen Arbeiterfamilien. Sie gaben ein Flugblatt mit einer Erklärung heraus, worin sie forderten:

Entschädigung für die Familien der getöteten Arbeiter!

Für gewerkschaftliche Inspektion in den Fabriken!

Für ArbeiterInnenausschüsse in den Industriegebieten und Fabriken zwecks Entscheidung über Sicherheitsmaßnahmen!

Entschädigungslose Enteignung der Besitzer, die sich der Einrichtung von Sicherheitsvorkehrungen widersetzen!

Verstaatlichung solcher Unternehmen unter Kontrolle von ArbeiterInnenausschüssen!

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Nr. 205, Dez. 15/Jan. 16
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