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Griechenland

Naziterror stoppen!

Svenja Spunk, Neue Internationale 183, Oktober 2013

Pavlos Fyssas, ein 34jähriger griechischer Antifaschist, auch bekannt als Rapper „Killah P“, wurde am 17. September in Athen erstochen. Die Faschisten hatten ihn durch die Straße gejagt, an deren Ende zehn weitere Angreifer warteten und Pavlos umzingelten. Kurz darauf  hielt ein Auto neben ihnen, der Fahrer stieg aus und stach ihm ins Herz und in den Unterleib.

Während des Gewaltakts war die DIAS, eine griechische Polizeieinheit mit Motorrädern, zugegen - sie schritt jedoch erst ein, als die meisten Angreifer schon geflüchtet waren. Zwar wurde der Mörder, der sich zur neofaschistischen Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) bekennt und seine Tat sofort gestand, festgenommen, der Krankenwagen erschien aber erst nach 35 Minuten. Im Krankenhaus von Nikea konnte dann nur noch Pavlos Fyssas' Tod festgestellt werden.

Dieser Vorfall zeigt ganz deutlich: Die Faschisten in Griechenland machen vor nichts mehr Halt - der Staat ist auf dem rechten Auge blind. Das ist kein Wunder, denn die Hälfte aller EinsatzpolizistInnen gibt offen ihre Sympathie für Chrysi Avgi zu. Schon kurz zuvor waren in derselben Gegend Mitglieder der KKE (Kommunistische Partei) brutal angegriffen worden.

All das sind keine Einzelfälle, es ist mittlerweile Alltag in Griechenland. In Verkehrsmitteln, auf dem Weg nach Hause oder zur Arbeit werden linke AktivistInnen, GewerkschafterInnen und v.a. MigrantInnen bedroht und terrorisiert. Pavlos Tod zeigt erneut sehr drastisch, wie notwendig die Organisation von Selbstverteidigung gegen die Faschisten ist.

Als die Solidaritätsdelegation von REVOLUTION im Juli 2013 in Athen war, nahmen wir an einer großen Demonstration pakistanischer MigrantInnen teil, deren Bezirk wiederholt pogromartig angegriffen worden war. Schon damals zeigten die Baseballschläger, die die DemonstrantInnen dabei hatten, dass sie um ihr Leben fürchten, aber auch bereit sind, es zu verteidigen.

Aber was tut die Linke Griechenlands? Einige Gruppen organisieren Demonstrationen und Antirassismus-Konferenzen; andere behaupten, die Faschisten verlören immer mehr an Einfluss und seien kaum noch ernst zu nehmen. Wir nehmen eine faschistische Partei, die nach Umfragen die drittpopulärste im Land ist, sehr ernst. Noch ernster nehmen wir die Forderungen all derer, die unter ihnen zu leiden haben.

Die Zeit der moralischen Empörung und der symbolischen Demonstrationen muss vorbei sein! Notwendig sind Selbstverteidigungsstrukturen, die von allen Gewerkschaften, linken und migrantischen Organisationen und Parteien organisiert werden, v.a. von SYRIZA, der größten Kraft.

Die Instanzen des bürgerlichen Staates bieten keinen Schutz vor solchen Angriffen. Oft genug sind sie selbst darin involviert. Wenn nun manche bürgerliche Politiker aus der Regierungskoalition ein Verbot der Faschisten vorschlagen und einige führende Nazis verhaftet worden sind, ist das nur ein Ablenkungsmanöver politischer Biedermänner.

Wir sollten nicht vergessen, dass in den Medien noch vor kurzem spekuliert wurde, ob Chrysi Avgi ein möglicher Koalitionspartner für die regierende Nea Dimokratia wäre - während unsere GenossInnen von ihnen auf der Straße ermordet werden.

Seit dem 18. September finden in Griechenland Demonstrationen statt, gleichzeitig gibt es eine erneute Streikwelle. Diese müssen vorangetrieben und verbunden werden - zu einem unbefristeten Generalstreik gegen die Kürzungs- und Entlassungswelle!

Dazu fordern wir die Gewerkschaften und alle Arbeiterparteien auf. Ein solcher Generalstreik muss sich auf Streikkomitees und Selbstverteidigungsgruppen gegen die Repression stützen. Er kann die EU-hörige Regierung Samaras zu Fall bringen und die Frage eines revolutionären Umsturzes auf die Tagesordnung setzen.

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Nr. 183, Oktober 2013
*  Bundestagswahl: Vor einer Großen Koalition?
*  Heile Welt
*  Berliner GEW-Streiktage: Der Kampf hält an
*  Kongress der Gewerkschaftslinken: Ein Aufbruch ist nötig
*  Metallindustrie: IG Metall unter Druck
*  Neue Anti-kapitalistische Organisation: Wie weiter?
*  Wurzeln des Rassismus: Nation, Ausbeutung, Imperialismus
*  München: Solidarität mit den Flüchtlingen!
*  90 Jahre deutscher Oktober: Die verpasste Revolution
*  Solidarität mit TextilarbeiterInnen in Pakistan: Freiheit für die "Sechs aus Faisalabad"
*  Griechenland: Naziterror stoppen!
*  UN-Resolution zu Syrien: Abkommen gegen die Revolution