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Internationaler Frauentag

Für eine proletarische Frauenbewegung!

Flugschrift von Arbeitermacht und REVOLUTION, Neue Internationale 167, März 2012

Familienministerin Schröder und Kanzlerin Merkel sind zufrieden. Als Frauen haben sie es in der CDU ganz weit gebracht. Ministerin Schröder engagiert sich jetzt auch für mehr Frauen in den Führungsetagen. Aktuell studieren auch mehr Frauen als Männer, aus bürgerlicher Sicht ist die Gleichberechtigung fast abgeschlossen - Hauptsache noch ein paar Managerpöstchen werden für Frauen reserviert.

Doch das sind nicht die Probleme der Mehrheit der Frauen bei uns, das sind die Vorstellungen eines bürgerlichen Feminismus, der allein auf Machtbeteiligung setzt. Wenn also Vorzeigefeministin Alice Schwarzer eine Kanzlerin als Fortschritt für die Gleichberechtigung sieht, so zeigt das ihren bürgerlichen Charakter - nicht das Ausbeutungssystem des Kapitalismus soll überwunden werden, sondern mehr Frauen sollen in entscheidender Position mitmachen dürfen. Die Mehrheit der Frauen, die proletarischen Frauen haben jedoch ganz andere Probleme.

Was oft verschwiegen wird:

Betreuungsplätze für Kinder stehen oft nicht zur Verfügung, weil Räumlichkeiten und die Löhne der ErzieherInnen angeblich nicht finanzierbar sind. Noch heute gehört der Beruf der ErzieherIn zu einem typischen und deshalb schlecht bezahlten Frauenberuf. Die Konzerne werden nicht in die Pflicht genommen, für die Kinder ihrer Angestellten Betreuungsplätze bereit zu stellen, und so können diese jeden Kinderbetreuungsplatz als besonderes soziales Engagement präsentieren.

Stattdessen wird weiter an das idealistische Bild der Frau als Mutter appelliert und damit die Einführung eines Elterngeldes gerechtfertigt, das nichts anderes zum Ziel hat, als die Frauen  aus dem ersten Arbeitsmarkt zu drängen. Dies läuft parallel mit der Wunschvorstellung manch Konservativer nach Heim und Herd.

Nachdem die Zahlen der SchulabgängerInnen getrennt nach Geschlecht und die Zahlen der StudienanfängerInnen ebenfalls geschlechtsspezifisch bekannt wurden, gab es eine öffentliche Diskussion darüber, dass Mädchen zu stark gefördert und Jungen jetzt benachteiligt werden.

Die Frauen in Führungspositionen treten nicht automatisch für Gleichberechtigung und Frauenförderung ein. Sie setzen vor allem die Interessen des Kapitals durch und die folgen nun mal der Logik von Profit und Extraprofit. Dabei ist die besondere Unterdrückung der Frauen in der kapitalistischen Gesellschaft eine wichtige Spaltungslinie. Genauso wie die besondere Unterdrückung von MigrantInnen, Flüchtlingen usw.

Deshalb ist und bleibt ein Dreh- und Angelpunkt im Kapitalismus prekäre Arbeit, niedrige Löhne, schlechte Arbeitsbedingungen, von denen Frauen am meisten betroffen sind. Dadurch verstärkt sich die ökonomische  Abhängigkeit der Frauen von den Männern und deren Selbstbestimmungsrecht - genauer; die realen Möglichkeiten, es zu nutzen - werden  damit zwangsläufig eingeschränkt.

Diese Situation kann nur durch eine Bewegung der - gesamten - unterdrückten Klasse durchbrochen werden. Sie sollten sich nicht von den Männern abgrenzen, sondern mit ihnen Seite an Seite gegen den Kapitalismus kämpfen und gleichzeitig die besondere Unterdrückung der Frauen in den Mittelpunkt stellen, um für den Kampf der Gleichberechtigung auch alle Männer der ArbeiterInnenklasse zu gewinnen.

In diesem Kampf geht es v.a. um die Rechte der Frauen auf dem Arbeitsmarkt, gegen Teilzeit, Niedriglohn, Minijob und für die Vergesellschaftung der Hausarbeit.

In der Vollzeitbeschäftigung liegt das Verhältnis zwischen Mann und Frau bei knapp 15 Millionen Männern und 8,3 Millionen Frauen. Anders bei der Teilzeitbeschäftigung: dort führt das Statistische Bundesamt ca. 6 Millionen Beschäftigte, darunter ca. 4,8 Millionen Frauen. Gerade diese Teilzeitjobs sind höchst prekär und unterbezahlt. Damit tritt die Frau in eine „zusätzliche“ Konkurrenz zum Mann, schließlich unterbietet ihr Lohn den des Mannes (auch bei Vollzeitstellen um 23%). Anstelle dieser Konkurrenz brauchen wir einen solidarischen gemeinsamen Kampf beider Geschlechter gegen den Kapitalismus.

Im Gegensatz zum bürgerlichen Feminismus glauben wir nicht, dass allein eine stärkere Beteiligung von Frauen im System etwas Wesentliches für die arbeitende oder arbeitslose Frau ändert.

Dann dürften auch die Frauen mitentscheiden über Ausbeutung, Profit und Krieg - dies ändert gar nichts an der ökonomischen Unterdrückung der Frau.

So wie ihre soziale Lage sind auch die Klasseninteressen von bürgerlichen Frauen und proletarischen Frauen - bei allen punktuellen Schnittmengen - verschieden, ja gegensätzlich! Deshalb ist eine proletarische Frauenbewegung notwendig, um die spezifischen Interessen und Probleme von (proletarischen) Frauen auszudrücken und in den Klassenkampf einzubringen.

Eine proletarische Frauenbewegung sollte sich stets als antikapitalistische Bewegung verstehen, als eine Bewegung, welche jede Ausbeutung beenden will und die vorhandene gesellschaftliche Arbeit auf alle Hände aufteilen will - dazu gehört die industrielle Arbeit genauso wie die Hausarbeit.

Ebenso muss eine proletarische Frauenbewegung in der gesamten ArbeiterInnenklasse für die Gleichberechtigung eintreten, auch gegen chauvinistische Vorurteile der männlichen Kollegen. Diese Männer müssen begreifen, dass die Hausarbeit vergesellschaftet werden muss und warum auch Produktion und Dienstleistungen auf alle Hände verteilt werden muss.

Nur bei einer gesamtgesellschaftlichen Planung der Arbeit kann die Diskriminierung und Extra-Ausbeutung der Frau ein Ende haben.

Folgende Forderungen halten wir für wesentlich:

Kampf gegen alle Entlassungen, Umwandlung von Billigjobs und Leiharbeit zu unbefristeten, tariflich geregelten Arbeitsplätzen! Umwandlung aller Teilzeitstellen in Vollzeitstellen auf Wunsch der Arbeit“nehmer“.

Weg mit den Hartz-Gesetzen! Stattdessen Mindestlohn von 11 Euro/Std. netto und steuerfrei, Arbeitslosengeld und Mindesteinkommen für RentnerInnen, Studierende, SchülerInnen ab 16 von 1.600 Euro/monatlich!

Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich!

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit - kontrolliert durch Kontrollausschüsse der arbeitenden Frauen!

Weg mit § 218! Kostenlose Verhütungsmittel und Abtreibungsmöglichkeiten!

Keine Privatisierung von sozialen Leistungen, Kitas, der Gesundheitsvorsorge und Renten!

Kostenlose Kitas und Krippenplätze für alle Kinder - Kontrolle durch die Beschäftigten und Eltern!

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Nr. 167, März 2012
*  Griechenland: Vor einer sozialen Explosion?
*  Europa: Die Krise schwelt weiter
*  Heile Welt
*  Internet: ACTA ad acta!
*  IT-Branche: Fachkräftmangel?
*  8. März: Für eine proletarische Frauenbewegung!
*  8. März: Krise und Arbeitsmarkt
*  8. März: Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus!
*  Tarifrunde: Krise und Arbeitskämpfe
*  Aktionstag 31. März: Auf nach Frankfurt!
*  Brasilien: Neue Gruppe der Liga für die Fünfte Internationale
*  Die syrische Revolution, imperialistische Rivalität und die Linke






  Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus, kein Sozialismus ohne Befreiung der Frauen. Thesen zum Charakter der Frauenunterdrückung
  Die Ursprünge und der sich ändernde Charakter der Frauenunterdrückung
  Die systematische Unterdrückung der Frauen im Kapitalismus
  Imperialismus und Frauenunterdrückung
  Stalinismus und Frauenunterdrückung
  Frauenbefreiung und Sozialismus
  Feminismus
  Feminismus in den 80er Jahren
  ArbeiterInnenbewegung und revolutionäre Partei

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