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Internationaler Frauentag

Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus!

Flugschrift von Arbeitermacht und REVOLUTION, Neue Internationale 167, März 2012

In Schulunterrichtung und bürgerlichen Medien wird die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte der Frauenbefreiung hingestellt. Nie zuvor wären Frauen freier gewesen als in der bürgerlichen Gesellschaft heute. Nie zuvor hätten sie so viele Rechte gehabt.

Damit sollen zwei Sachverhalte nahegelegt werden. Erstens wäre in der gesamten bisherigen Geschichte der Menschheit die Frauenunterdrückung eine Konstante gewesen. Zweitens bräuchte es nur noch etwas mehr Demokratie, etwas mehr Quoten, etwas mehr Gleichstellungsbeauftragte und die Befreiung der Frauen würde erreicht sein. „Wirkliche“ Frauenunterdrückung gebe es nur noch in der „Dritten Welt“, vorzugsweise in islamischen Staaten.

Frauenunterdrückung und Klassengesellschaft

Das widerspricht jeder ernsthaften wissenschaftlichen Erkenntnis und Forschung. Seit langem haben EthnologInnen und AntropologInnen, die die Frühgeschichte der Menschheit erforschen, nachgewiesen, dass die Menschen ursprünglich keine systematische Unterdrückung der Frauen kannten. Für den größten Teil der Menschheitsgeschichte waren Frau und Mann gleich, in manchen frühen Gesellschaften galt die Frau sogar als mehr als der angebliche „Herr der Schöpfung“.

Das änderte sich erst mit der Entwicklung der Gesellschaften selbst, mit der Vergrößerung des gesellschaftlichen Mehrprodukts, also damit, dass Menschengruppen mehr produzieren konnten, als zum Überleben ihre Mitglieder notwendig war und mit der Verfeinerung eine geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.

MarxistInnen wie Friedrich Engels und Alexandra Kollontai (eine wichtige russische Revolutionärin) wiesen nach, dass die Entstehung der Klassengesellschaften dazu führte, dass Frauen zum unterdrückten, diskriminierten, rechtlich und wirtschaftlich benachteiligten Geschlecht wurden. Die Entstehung der Klassengesellschaften stellte eine weltgeschichtliche Niederlage der Frauen dar.

Natürlich waren dabei die Frauen der herrschenden Klassen und Schichten immer deutlich besser gestellt als jene der ausgebeuteten Klassen - seien es nun Sklavinnen, Bäuerinnen, Lohnarbeiterinnen. Das führte letztlich immer auch dazu, dass die Frauen der herrschenden Klasse das von ihren Männern dominierte Herrschaftsverhältnis unterstützen.

Auch wenn sich die rechtliche Stellung der Frau in den verschiedenen Klassengesellschaften änderte, so blieb sie bis heute unterdrückt. Woher rührt diese Unterdrückung, warum ist sie so zählebig?

Stellung im Kapitalismus

Offenkundig hat sie nichts mit der „Natur“ der Frau zu tun, noch kann sie aus dem „Unterdrückungswillen“ des Mannes erklärt werden. Vielmehr hat sie soziale und ökonomische Ursachen.

So ist die Frau in der heutigen kapitalistischen Gesellschaft rechtlich dem Mann gleichgestellt. Doch es gibt eine massive soziale Ungleichheit, die trotz aller „Reformbemühungen“ nicht verschwinden will.

Und im Kapitalismus wird sie auch nicht verschwinden. Der Grund liegt darin, dass die Erziehung der Kinder, die Versorgung der Familien, also die Hausarbeit in dieser Gesellschaft letztlich immer privat organisiert ist. Das ist auch der Grund, warum die lohnabhängigen Frauen bis heute immer wieder weniger Lohn für gleiche Arbeit erhalten -weil ihre Arbeit letztlich noch immer als „Zuarbeit“ gilt. Damit ist die Frau als „Haussklavin“ an den privaten Haushalt gebunden.

Die revolutionäre Arbeiterbewegung hat sehr früh den Kampf für die vollständige Gleichberechtigung der Frauen aufgenommen. Clara Zetkin u.a. Sozialistinnen habeneine proletarische Frauenbewegung ins Leben gerufen. Einerseits, um sich von der bürgerlichen, feministischen Bewegung abzugrenzen, der das Schicksal der arbeitenden Frauen reichlich egal war und die nichts von der Abschaffung ihrer Klassenprivilegien wissen wollte. Andererseits, um den Chauvinisten in den eigenen Reihen Dampf zu machen. Denn auch die „sozialistischen“ Männer waren nicht selten Chauvinisten, die auf ihre Annehmlichkeiten als kleine Patriarchen nicht immer und nicht freiwillig verzichten wollten.

Das ist heute nicht mehr so krass, aber oft genug noch immer der Fall. Wenn es z.B. um die „Kernschichten“ der meist männlichen Arbeiter geh, dann muss auch heute oft der gewerkschaftliche Kampf für die Rechte der prekär beschäftigen Frauen im Einzelhandel hinten anstehen. Daher ist eine proletarische Frauenbewegung auch heute - gerade angesichts der Krise wichtig.

Vergesellschaftung der Hausarbeit

Eine zentrale Frage ist der Zusammenhang von Klassengesellschaft und Frauenunterdrückung. Letztlich kann diese nur beseitigt werden, wenn ihre ökonomischen Wurzeln, die private Hausarbeit überwunden und vergesellschaftet wird. Im Kapitalismus gibt es zwar immer wieder Tendenzen in diese Richtung (z.B. Kantinen, Kinderbetreuung). Aber das sind eben nur Tendenzen, nur Teilschritte, die hart erkämpft werden mussten und gerade in Zeiten der Krise auf der Kippe stehen.

Eine wirkliche Vergesellschaftung der Hausarbeit - und damit auch eine Überwindung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung selbst - wird erst in einer sozialistischen Gesellschaftsordnung möglich, wo die Reproduktion des Lebens selbst aufhört, Privatsache zu sein.

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Nr. 167, März 2012
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*  Heile Welt
*  Internet: ACTA ad acta!
*  IT-Branche: Fachkräftmangel?
*  8. März: Für eine proletarische Frauenbewegung!
*  8. März: Krise und Arbeitsmarkt
*  8. März: Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus!
*  Tarifrunde: Krise und Arbeitskämpfe
*  Aktionstag 31. März: Auf nach Frankfurt!
*  Brasilien: Neue Gruppe der Liga für die Fünfte Internationale
*  Die syrische Revolution, imperialistische Rivalität und die Linke






  Keine Frauenbefreiung ohne Sozialismus, kein Sozialismus ohne Befreiung der Frauen. Thesen zum Charakter der Frauenunterdrückung
  Die Ursprünge und der sich ändernde Charakter der Frauenunterdrückung
  Die systematische Unterdrückung der Frauen im Kapitalismus
  Imperialismus und Frauenunterdrückung
  Stalinismus und Frauenunterdrückung
  Frauenbefreiung und Sozialismus
  Feminismus
  Feminismus in den 80er Jahren
  ArbeiterInnenbewegung und revolutionäre Partei

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