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Linksruck

Selbstliquidation als Erfolgsstory

Neue Internationale 125, November/Dezember 2007

Ende der 1990er Jahre hatte Linksruck (LR) nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Mitglieder. Der Gründungsvater ihrer internationalen Strömung „International Socialists“ widmete dem Wachstum der deutschen Sektion einen ganzen Abschnitt in seiner Autobiografie.

Wie so vieles in Cliffs Leben war aber auch der Erfolg von Linksruck auf Sand gebaut. Am 1. September löste sich nun die Organisation auf. Nur etwa 100 Delegierte waren anwesend. In der offiziellen Erklärung von LR heißt es:

Das Eingreifen in das öffentliche politische Geschehen als eigenständige Organisation wurde in dem Maße unbedeutender, wie der erfolgreiche Aufbau der neuen Linken voranschritt. Die Aktivisten von Linksruck brachten sich in die neue pluralistische Linke mit ihren Erfahrungen und Positionen ein. Nach der erfolgreichen Gründung der neuen Partei zieht auch Linksruck die Konsequenz und löst sich als separate Mitgliedsorganisation auf.”

Damit hat LR die eigene „Radikalität“, genauer: den Mangel daran, zum Ausdruck gebracht. Gibt es eine zweite reformistische Partei in Deutschland, von der Oskar Lafontaine mit Recht erklärt, dass sie genau jenes Programm vertritt, das er als SPD-Chef und Finanzminister umsetzen wollte, so hat sich für LR die eigene Existenzberechtigung erledigt. Ein vernichtenderes Urteil bezüglich der politischen Überflüssigkeit von LR hätten auch deren KritikerInnen nicht formulieren können.

Die vollständige Kapitulation tritt noch deutlicher hinsichtlich der Verortung von LR in der LINKEN zutage.

„Linksruck ruft alle seine Mitglieder und Sympathisanten dazu auf, den Aufbau der Partei Die LINKE mit ihren marxistischen Positionen zu fördern und die Strömung Sozialistische Linke zu unterstützen, die sich für eine Klassenorientierung und eine Anbindung der Partei an die Gewerkschaftsbewegung einsetzt.“

Die „Sozialistische Linke“ ist bekanntlich das Netzwerk des keynesianischen Flügels der LINKEN, der sich auf den linken Flügel der Gewerkschaftsbürokratie orientiert und mit diesem verbunden ist. Von dort her, glaubt LR offenbar, entwickelt sich neuerdings also der „Sozialismus von unten.“

Linksruck wäre jedoch nicht Linksruck, wenn nicht auch der politische Selbstmord noch bejubelt würde. Schließlich gibt der Restbestand von LR weiter das Magazin „Marx21“ heraus und organisiert Konferenzen.

Zusammen mit den Posten in der LINKEN reicht das LR offenbar aus, das eigene Desaster noch zu bejubeln. Aber später, wenn LR seine Schuldigkeit als linkes Feigenblatt der reformistischen Spitzen der LINKEN getan hat, weicht der Jubel vielleicht Katzenjammer - oder einer neuen „Aufbautaktik“?!

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Nr. 125, Nov./Dez. 2007
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