HaHo, Neue Internationale 112, Juli/August 2006

Dank Klinsmann ist Germany ein Land des Lächelns. Das könnte ihm freilich bald vergehen, wenn die Fans fragen: Gut, das waren die Spiele, doch wo ist das Brot?

Klinsis Team wurde nur Dritter, doch die Merkel-Mannschaft hat gute Chancen, auf dem Feld des Sozialabbaus Weltmeister zu werden. Parallel zu den Einschaltquoten wurden die Massensteuern erhöht. Während der Mannschaftsarzt auf den Rasen rannte, sorgten Ulla Schmidt und Co. dafür, dass bald schon der Hustensaft unerschwinglich wird. Nachdem Klinsi von der sunshine beach Medienthema war, rücken nun wieder Florida-Rolf und andere Sozialschmarotzer in die Schlagzeilen.

Als die Welt zu Gast bei Freunden war, berieten EU-Spitzenspieler, wie man am besten ungebetene Gäste, die so läppische Einreisegründe haben wie Folter, Not und Bürgerkrieg, aus Europa fernhalten kann. Denn: der torhungrige Afrika-Kicker ist willkommen, der einfach so hungernde Afrikaner nicht.

Doch die deutsche Gastlichkeit ist noch nicht ganz zu Ende. Eventuell werden demnächst auch deutsche Spieler in Khaki-Uniform den Iran besuchen, um die ausgeschiedenen Kicker des Landes unter dem Motto zu besuchen: Tor statt Reaktor!

Während der WM glänzte Deutschland mit Fernschüssen. Die haben sie ja auch jahrelang geübt: in Afghanistan, im Kosovo und demnächst im Kongo. Dort gilt es, statt den Strafraum Wahlurnen, Erzlagerstätten und deutsche Interessen abzusichern.

Da tut es gut, lustige Deutschland-Fähnchen zu drapieren, bevor es vielleicht bald Grabschleifen für gefallene Helden sind.

Auch die Regierungs-Crew war mehrfach im Stadion, um sich aus der Nähe anzuschauen, wie man anderen am besten die Beine weghaut, das Publikum mit Schwalben betrügt und das soziale Netz zerschießt.

Wenn das den Fans auffällt, werden sie wieder millionenfach auf die Strassen gehen. Dann werden keine Fußballtore gehütet - dann werden Werktore blockiert.

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