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AEG-Streik

Solidarität!

Theo Tiger, Neue Internationale 107, Februar 2006

In Nürnberg kam es am Dienstag, dem 17. Januar, zur Urabstimmung. 96,5 % der Beschäftigten stimmten für einen unbefristeten Streik. Das AEG-Werk in Nürnberg gehört zum schwedischen Electrolux Konzern und wurde 1992 in Betrieb genommen, jährlich wurden mehr als 1.5 Millionen Waschmaschinen, Spüler, Trockner und andere sog. „Weißware“ im Werk fertig gestellt.

Electrolux ist Marktführer in Europa und bringt inzwischen fast 30 Marken auf den Markt darunter: AEG, Zanker, Juno, Progress, Zanussi, Arthur- Martin, Diamant-Boart, Dito, Elektro-Helios, Eureka, Frigidaire, Faure, Flymo, Gibson, Husquarna, Jonsered, Kelvinator, Marijen, Molteni, Partner, Poulan, Rosenlev, Simpson, Tornado, Tricity-Bendix, Volta, Voss, Weed-Eater, Westinghouse, oder Zoppas. Bei vielen dieser Marken stieg der schwedische Konzern ein, schlachtete die Produktion aus und verlagerte die Restbestände in billigere Standorte.

Von 22 Betrieben in Europa will Electrolux in den nächsten Jahren 13 verlagern, die Produktion in Nürnberg kommt ins kostengünstige Polen.

So richtig lief bei der AEG die Produktion schon jetzt nicht mehr. Der Krankenstand hatte in ungeahntem Ausmaß zugenommen: So war beim Geschirrspüler bereits seit 16. Januar in der Spätschicht ein komplettes Band ausgefallen. Und auch sonst lief dort die Arbeit so schleppend, dass Dienstagabend nur 35% der geplanten Stückzahl erreicht wurde.

Auch in der Frühschicht liefen beim Spüler nur 73% der normalen Stückzahl vom Band, ähnliche Probleme sind auch aus anderen Teilen des Werks zu hören.

Seit Ende letzten Jahres versucht sich die IG Metall mit einer Hinhaltetaktik, während sie gegenüber der Belegschaft immer wieder vom Streik fabulierte, verhandelte sie mit der Konzernspitze über sog. „sozialverträgliche Entlassungen“, d.h. über die Höhe der Abfindungen und mögliche Beschäftigungsgesellschaften.

Einige Gewerkschaftler hoffen durch hohe Abfindungsforderungen den Konzern von der Schließung abzubringen, so sagt auch Betriebsrat Harald Dix, „Tarifliches Ziel sich hohe Abfindungen, politisches Ziel bleibt der Erhalt des Werks“.

Inzwischen organisiert das Sozialforum in Nürnberg ein Electrolux Boykott, näheres unter www.jobkiller-electrolux.de.

Ob dies den Vorstandvorsitzender Hans Straberg von Electrolux umstimmen wird ist ungewiss, zu Weihnachten hatte der an seine Mitarbeiter in der ganzen Welt eine Mail verschickt. "Wir wünschen Ihnen ein aufregendes Jahr 2006", schrieb der Manager darin und stellte gleich noch den neuen Konzernslogan vor: "Electrolux - Thinking of you". Die Nürnberger AEG-Mitarbeiter haben sich die Aufforderung ihres obersten Chefs zu Herzen genommen. Im Streikzelt vor den Werkstoren hängt ein Plakat. Zu sehen ist ein Geier mit blutigem Schnabel, der auf einem Galgen sitzt. Darüber: "Auch dein Tag kommt, Hans. Und wir warten schon."

Dazu wird aber eine andere Strategie als jene der IG Metall notwendig sein: ein unbefristeter Streik und die Organisierung bundesweiter und internationale Solidarität im Kampf.

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Nr. 107, Februar 2006

*  Bolkestein, Port Package: Wider die Freiheit des Kapitals!
*  Berlin: Charité ade?
*  AEG-Streik: Solidarität!
*  IG Metall: Tarifrunde in Zeiten des Lohnverzichts
*  Heile Welt
*  WASG/PDS: WASG-Linke muss sich organisieren!
*  Bolivien: Morales - Präsident der Massen?
*  Klimawandel: Der Katastrofe entgegen
*  EU-Imperialismus: Globale Ambitionen
*  NATO-Sicherheitskonferenz: Stoppt die Kriegstreiber!