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Ägypten

LIVE-REPORTAGE von Simon Hardy und Joana Pinto

 

Mitglieder der “Liga für die Fünfte Internationale” sind in Kairo bei einer riesigen Demonstration gegen das Regime. Sie berichten alle 2-3 Stunden über die ägyptische Revolution, die sich gerade vor unseren Augen zuträgt. Wir werden diese Seite aktualisieren sobald wir Berichte erhalten - schaut vorbei für neue Updates!

Berichte von Simon Hardy in English: http://www.fifthinternational.org/content/live-reporting-tahrir-sq-egyptian-revolution

Berichte von Simon Hardy in Deutsch:

 

Kurzer aktueller Bericht von Simon Hardy 18:40 Kairo Zeit, 4 Februar

Jetzt ist es relativ ruhig hier, aber Gruppen von Milizen sind immer noch vorhanden.

Um ein Bild abzuliefern, wie die Lage ist, es gibt eine Tankstelle nicht weit von hier, von wo der Manager fünf Angestellte mit einfachen Stöcken und Gummi-Schlagstöcken bewaffnet hat, um die Pumpen gegen Angreifer mit Molotowcocktails zu schützen, falls sie kommen und versuchen Benzin zu stehlen. 

Die Gegend, wo wir jetzt sind, wird von Pro-Regierung Milizen kontrolliert. Wir werden von fünf Menschen geschützt, die mit Stöcken und Schwertern bewaffnet sind und die Milizen zurückhalten. Aber die Situation ist sehr angespannt. Es ist jetzt nachts. Während er Ausgangssperre sind die Strassen und die Innenstadt von Kairo, nördlich von Tahrir Platz mit Pro-Regierung Gangs gefüllt. Sie haben Kontrollpunkte an den großen Straßenkreuzungen errichtet. Es sind Hunderte von ihnen auf der Strasse.

Hunderte von Pro-Regierungsmilizen sind and der Kreuzungen nur 100 Meter von unserer Herberge, und sie sind mit Stöcken, Messern und Molotowcocktails bewaffnet. Sie warten auf die Leute, die Tahrir Platz verlassen, um sie anzugreifen

Einer von den Pro-Regierungsmilizen ging vorbei an unserer Herberge mit einem Einkaufswagon voll mit Molotowcocktails.

Die Pro-Regierungsmilzen laufen herum und fragen Autobesitzer nach Benzin für ihre Molotowcocktails. Sie fragen auch Ladenbesitzer, auch diejenigen, die draußen stehen, um ihre Läden, ihren Besitz, und ihre Familien zu schützen.

In ein paar Stunden werden die Demonstranten anfangen, in Gruppen aus dem Tahrir Platz zu kommen.

Wenn sie nördlich von Tahrir Platz herauskommen, werden sie den Pro-Regierungsmilizen begegnen, und ein blutiger Kampf könnte entstehen.

In dieser Gegend befürchten die Menschen, dass diese Nacht die bisher Blutigste sein könnte.

Es gibt Gerüchte, dass die Demonstranten am Tahrir Platz planen, zum Präsidenten Palast zu marschieren, aber wir habe auch andere Gerüchte gehört, dass diese nicht geschehen ist. Es gibt einen klaren Mangel an Führung unter den Demonstranten, genau in diesem kritischen Moment des Kampfes.

Im Gegensatz, die Konterrevolution hat eine klare Führung. Die mit Macheten und Messer bewaffneten Gangs in den Strassen werden angewiesen, die Demonstranten zu angreifen und die Revolution zu zerschlagen. Es gibt weniger von ihnen als Demonstranten, aber auf diese Ebene sind sie viel besser organisiert.

Viele sagen, dass die Gangs werden von den Politiker aus Mubaraks Partei, der NDP angeheuert, um ihr System zu retten gegen die Bedrohung der Revolution.

Im Moment können wir keine Fotos aufnehmen, weil es zu dunkel und zu gefährlich ist, nah an den Pro-Regierungsmilizen mit Kameras zu kommen. Wenn die Demonstranten aus dem Tahrir Platz kommen und die Pro-Regierung Schlägertypen zurücktreiben, dann werden wir versuchen, die Demonstranten am Platz zu erreichen. Ansonsten sind wir gezwungen, in der Herberge zu bleiben.

 

 

 

 

Aktueller Bericht von Simon Hardy. 3.2., 21Uhr , Kairo

Nun nach einem erstaunlichen Tag von Protesten und Widerstand am Tahrir Platz, wo man erlebt hatte, wie die Pro-Regierung Schlägertypen auftauchten, aber  stark und erfolgreich zurückgedrängt wurden, füllt sich der Platz mit Abertausenden von Demonstranten wieder.

Die Demonstranten sind fest entschlossen, hier zu bleiben bis sie sehen, dass das Mubarak’s Regime zu Ende gegangen ist.

Es war ein hervorragender Tag für die Bewegung. Alle erwarten eine massive Demonstration morgen.

Aber alle sind sehr besorgt über die Berichte von gezielten Angriffen auf Journalisten und Leuten aus dem Westen.

In der Tat, als Joana und ich abends vom Tahrir Platz wegging, kamen wir auf einen Kontrollpunkt bemannt von Pro-Regierungsmännern, die mit Stöcken bewaffnet waren.

Sie fragten uns, ob wir Journalisten seien. Wir sagten, dass wir StudentInnen waren. Sie durchsuchten in unsere Taschen, entdeckten unsere Kameras, und brachten uns zu einem Wachposten des Militärs.

Wir wurden zwei Soldaten übergeben, die uns zu einem Gebäude begleiteten. Sie forderten uns auf, hinein zu gehen. Wir lehnten dies ab. Sie nahmen unsere Kameras and durchschauten die Bilder.

Ein anderer Mann kam zu uns, der offensichtlich vom Geheimdienst war. Er sprach fließend Französisch und verhörte uns. Er wollte wissen, wer wir waren, im welchem Hotel wir wohnten, und was wir hier zu tun hatten.

Er zwang uns, viele Fotos zu löschen, die wir im Lauf des Tages gemacht hatten.

Es gab einen sehr gespannten Augenblick, wo wir dachten, die wurden uns zwingen, in ein Gebäude hineinzugehen, wo die Demonstranten hielten, die sie am Tahrir Platz festgenommen hatten.

Offensichtlich war dieses Gebäude ein Ort, wo Menschen verhört und geschlagen werden.

Zum großen Glück gelang es uns, uns aus dieser Situation herauszureden, indem wir die Beamten überzeugten, dass wir keine Journalisten waren.

Es wird aber jedem klar, dass ein massives Durchgreifen gegen Journalisten stattfindet, während die Regierung versucht, alle Bilder und Updates, die den Erfolg der Proteste enthüllen, zu verhindern.

Dies ist unser letzter Bericht des Tages. Aus Tahrir Platz werden wir morgen über die massive Demonstration berichten.

Bericht von Simon Hardy – 3 Feb. 15:10 Cairo-Zeit (14.10 MEZ)

Es ist 10 Minuten nach 3 nachmittags hier am Tahrir Platz. Jetzt gibt es Tausende und Abertausende von Menschen hier. Der Platz füllt sich ordentlich auf.

Die Leute beteiligen sich an Kundgebungen und spontan organisierten Diskussionskreisen.

An manchen Orten wird der Platz ziemlich stark verteidigt und mit Ordnerreihen gesichert. An jeder Strasse, die in den Platz führt,  stehen DemonstrantInnen in drei bis vier Reihen.

Panzer und Soldaten sind an einem Ende des Platzes positioniert. Die Menschen haben Barrikaden aus Metallplatten und Wellblech errichtet. Sie haben sich auch mit Steinen aufgerüstet.

Weiter entfernt von ihnen sind die Pro-Mubarak Demonstranten, die Steine werfen. Eine Atmosphäre der Frontenbildung und des Wartens  beherrscht den Platz.

Alle reden von der Demonstration morgen. Eine Person hat sie Mubaraks Abschiedstag genannt.

Jetzt kommen mehr Leute auf den Platz, zweifellos ermutigt durch den heldenhaften Widerstand, den man gestern Nacht am Tahrir Platz gesehen hat. Angesichts der brutalen Gewalt des Staates sind sie jetzt fest entschlossen, Mubarak entgegenzutreten und ihn endlich zu Fall zu bringen.

Zurzeit kursieren Gerüchte, dass sich die Armee auf der Seite des Volkes schlagen konnte, und dies gibt allen mehr Hoffnung. Falls es zu einer voll entbrannter Konfrontation zwischen Pro-, und Anti-Mubarak Demonstranten kommt, stehen die Chancen sehr gut, dass die Armee sich spaltet und als Einheit auseinander fällt.

Ich hatte eine interessante Diskussion mit dem Journalist Robert Fisk am Tahrir Platz. Er sagte, das - als die ersten Panzer am Freitag kamen - der Soldat am Steuer des führenden Panzers den Befehl gab, den Platz von den Demonstranten zu erobern. Plötzlich aber stoppte sein Panzer. Er nahm seinen Helm ab, und fing an, ständig mit seinem Handy zu telefonieren. Zwei Tage später sprach Fisk mit ihm, und es hat sich herausgestellt, dass der Soldat mit seinem Vater telefoniert hatte, der ein Ex-General war. Sein Vater sagte zu ihm, er soll die Demonstranten nicht vom Platz vertreiben.

Im Moment findet eine sehr interessante Verschiebung der Kräfteverhältnisse in verschiedenen Branchen des Staatsapparats.

Definitiv ereignet sich aber morgen eine entscheidende Konfrontation.

Wenn morgen zwei Millionen Menschen auf der Strasse erscheinen, aber nicht marschieren, und wenn es keinen konkreten Versuch gibt, Mubarak zu vertreiben, indem man die Kontrolle der Stadt übernimmt, dann dies wird nur zu einer neuen Runde der konterrevolutionären Gewalt führen.

Ich habe keinen Zweifel, dass die Ereignisse morgen die Armee dazu bringt, von ihrer jetzigen Haltung zu schwanken und sich zu mobilisieren, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Das ist, was die Revolution ernsthaft bedroht.

Die Stimmung ist trotzig am Tahrir Platz – die Leute fühlen sich überhaupt nicht eingeschüchtert von der Gewalt, die sie gestern gesehen haben. So viele Leute laufen herum mit Bandagen und Verletzungen, aber sie lächeln immer noch. Sie bleiben hier, weil sie hier bleiben müssen.

Sie müssen den Platz halten bis morgen, was hoffentlich der letzte Tag des Mubarak Regimes in Ägypten sein wird.

Simon Hardy ,3.2., 13:04

Es ist 13:00 Uhr. Die Lage auf der Ramses Strasse ist geprägt durch immer stärkere Ausienandersetzungen, wobei diese sich zur Zeit noch auf Steinewerfen beschränkt. Die Armee hat zwar versucht die beiden Gruppen auseinander zu halten, ist jedoch gescheitert und daher werden weiterhin Panzer auf verschiedenen strategischen Plätzen platziert.

Die Regimeanhäger wurden allerdings sehr stark zurückgetrieben und zum Teil zerrieben, es befinden sich weniger als zuvor von ihnen auf der Strasse. Immer wenn es zu Auseinandersetzngen kommt, gibt es eine informelle Kommunikationsmethode wo sich diese zutragen. Diese funktioniert indem mit Stöcken und Steinen immer auf so ziemlich alles geklopft wird, was sich in der Nähe der Auseinandersetzung befindet. Dann werden zu den jeweiligen Orten Säcke voller Stöcke, Schilder und Steine zur Verteidigung gebracht. Manche bestehen nur aus Pappe, welche an den Stöcken angebracht wird um sich so notdürftig vor den auf sie zufliegenden Steinen zu schützen.

Die Situation ist auf jeden Fall sehr angespannt, aber noch kein Vergleich zu den gestrigen Ereignissen. Eine Person mit der ich soeben gesprochen habe, berichtet davon, dass die Kämpfe gestern bis 5:30 gedauert haben, bis man schlussendlich die Regimeanhänger aufgerieben hatte. Viele haben seit 36 Stunden nicht mehr geschlafen und sehen es als ihre Pflicht an wach zu bleiben um den Tahrir Platz zu verteidigen um die morgige Großdemonstration zu ermöglichen.

Es gibt inoffizielle Bericht auf BBC, dass sich die Armee heute offiziell auf die Seite der Regimegegner schlagen könnte. Wenn dies wirklich passiert, wäre das Ende Mubaraks schon Morgen beschlossene Sache. Falls dem nicht so sein sollte, muss die morgige Demonstration größer als am Dienstag ausfallen. Streiks und riesige Demonstrationen müssen im gesamten Land stattfinden, sodass es offensichtlich wird, dass die Anti-Mubarak Bewegung nicht durch die Regimetreuen Kräfte geschlagen wurde.

Joana Pinto, 3.2., 12:40

Dachte ich versuche auch meine Eindrücke vorzubringen.

Es ist unglaublich. Wir haben das Dach eines Gebäudes erklommen auf welchem man einen guten Überblick über das Areal hat.

Auf der einen Seite befindne sich die Regierungsanhänger, auf der anderen innerhalb des Platzes die Freiheitsaktivisten, wie sie sich selbst bezeichnen.

Hier am Dach sieht man viele Menschen, die sich darauf vorbereiten sich zu verteidigen, sowie auch medizinische Versorgung für später zu gewährleisten, sondern auch ihre Informationen am Platz verbreiten. Dies ist notwendig, nachdem am Platz selbst aufgrund der Barrikaden nru ein eingeschränktes Blickfeld zur Verfügung steht, und daher sämtliche Bewegungen der Regimeverteidiger nru über das Dach weitergegeben werden können.

Meiner Meinung nach ist es überaus wichtig, dass das Militär Pufferzonen zwischen den beiden Gruppen errichtet hat. Es scheint sie würden jeden am Tahrir Platz verteidigen, wobei dies zur Zeit die Freiheitsaktivisten sind. Sie treiben die reaktionären Kräfte fort.

Simon Hardy , 3.2., 12:36

Wir befinden uns auf einem Dach mit einem guten Überblick über den gesamten Tahrir Platz. Eine wachsende Anzahl an Regierungstreuen versammelt sich auf einer Brücke in der Nähe des Platzes, und es kam abermals zu einer gegenseitigen Begrüßung mit fliegenden Steinen. Die beiden Gruppen stehen sich mittlerweile nur durch einen Stacheldraht und einige Soldaten getrennt gegenüber. Sie versuchen sich gegenseitig mit Sprüchen und Rufen aufzustacheln, wobei einige sich am Zaun treffen um über die Lage Ägyptens zu diskutieren. Eines scheint zur Zeit vollkommen klar, nämlich, dass die Lage sofern noch weitere Regierungsanhänger auftauchen werden abermals eskalieren wird.

Simon Hardy, 3.2., 11:41

Regierungstreue haben sich mittlerweile auf einer Seitenstrasse der Ramses Strasse versammelt, und werden von Demonstranten mit Steinen empfangen. Dadurch kam es auch zu einer allgemeinen Mobilisierung an der vordersten Verteidigungslinie und einer Verstärkung der Barrikaden. Somit kommt es schon am Vormittag zu den ersten ernsthaften Auseinandersetzungen.

Simon Hardy, 3.2., 11:37

Wir befinden uns gerade auf einer der Hauptzugangsstrassen zum Tahrir Platz – der Ramses Strasse. Gestern Nacht war diese der Hauptschauplatz des Kampfes zwischen den demokratischen Aktivisten und den regierungstreuen Mörder- und Räuberbanden .

Die Strasse ist bedeckt von Schutt, Asche und Steinen.

Am einen Ende der Strasse befinden sich Trucks und es werden abermals Barrikaden errichtet, vor allem nachdem die Angst vor Übergriffen nicht vorbei ist. Am anderen Ende zum Tahrir Platz wiederum befinden sich Panzer und das Militär. Wir empfinden es als gutes Zeichen, dass wir am Weg zum Platz in die Panzerrohre blicken, nachdem aus dieser Richtung auch die Mubarak Getreuen attackieren würden. Jeder und jede versucht sich auf das Kommende vorzubereiten und wartet ab was der Nachmittag bringen wird. Hier am Ende der Strasse haben sich unzählige Menschen versammelt. Genau diese Menschen stellen die vorderste Verteidigungslinie des Platzes dar, und ich werde nun versuchen mit manchen von ihnen zu reden,

Simon Hardy – 3.Februar 11:15 Kairo

Auch heute sind wieder abertausende Denmonstranten auf dem Tahrir Platz, wobei noch immer mehr kommen. Den Demonstranten war es möglich den Platz trotz der brutalen Attacken der RegierungsanhängerInnen, welche sich zum Großteil aus Polizisten in Zivil und Angehöriger anderer Sicherheitstruppen zusammensetzen, zu halten.

Auf der Strasse ist zu hören, dass Mubarak zwar am Dienstag mit seiner Ankündigung sich im September zurückzuziehen Sympathien gewonnen habe, welche allerdings nun durch die Aktionen seiner UnterstützerInnen wieder geschwunden seien.

Die Gegner Mubaraks sind entschlossen den Platz noch weitere 24 Stunden bis zur Großdemonstartion am Freitag zu halten.

Wenn wir den Platz halten können, wird eine riesige Demonstration stattfinden und somit ein weiterer Sargnagel Mubaraks werden. Dies ist der Hauptgrund für die Menschen durchzuhalten.

2.2. 8:45pm  Cairo Time (19:45; 18:45 GMT;  1:45 pm EST)

Wir haben Tahrir Platz (Platz der Befreiung) verlassen, um Berichte und Fotos abzuschicken. Dort ist es jetzt ziemlich dunkel. Heute war ein sehr aufregender Tag.

Es herrscht ein echtes Gefühl von Spannung auf dem Platz: Seit ungefähr 13.00 Uhr haben Tausende von Demonstranten die Pro-Mubarak Kräfte konfrontiert. Die Demonstranten haben eine hervorragende Leistung bei der bei Verteidigung des Platzes gezeigt, aber sie wissen, dass morgen mehr Gewalt und Angriffe von den Pro-Regierungskräften zu erwarten sind.

Sie sind fest entschlossen, bis Freitag auf dem Platz zu bleiben, da an diesem Tag eine Massendemonstration gegen Mubarak geplant ist.

Das heißt, die DemonstrantInnen müssen den Platz für noch einen weiteren Tag halten. Sie müssen Widerstand gegen die gewaltsamen Angriffe leisten. Sie müssen sich verteidigen und die Pro-Mubarak Kräfte zurückschlagen.

Die Atmosphäre ist zur Zeit sehr gespannt, weil die Armee intervenieren könnte, um “Ordnung zu schaffen”, wenn der Platz fällt oder wenn die Pro-Regierungskräfte viel größer werden und den Anti-Mubarak- Demonstranten ernsthafte Verluste zufügen.

Die Leute auf dem Tahrir Platz haben sich organisiert, um die Revolution zu verteidigen, und bisher sind sie erfolgreich gewesen.

Freitag wird ein sehr entscheidender Tag sein, vielleicht viel wichtiger als Donnerstag. Unbedingt wird er mehr Bedeutung tragen, da wir schon gewaltsame Angriffe auf die Bewegung erlebt haben.

Es ist sehr wichtig, dass Massen von Menschen auf die Strasse kommen und bleiben. Sie müssen sich organisieren und auf die Arbeiterklasse zugehen, um stärke Beziehungen mit ihnen zu bauen, damit sie die Kräfte schaffen, die absolut notwendig sind, um die Regierung zu stürzen.

Ansonsten wird landesweit die Konterrevolution immer stärker und gefährlicher werden.

Simon Hardy, 18.00, 02.01.

Wir sind nach wie vor am Tahrir Platz, tausende von Menschen sind um uns herum. Wir sind ziemlich nahe an vorderster Front wo die Pro-Mubarak Kräfte Stöcke und Steine auf uns werfen. Um uns herum sind Menschen, die Steine mit Metallstangen aus dem Asphalt brechen, um sich zu bewaffnen. Die Steine wickeln sie in Teppiche ein, um sie an die vordere Linie zu bringen, um den Platz gegen die Pro-Mubarak Milizen zu verteidigen.

Alle kommen zu uns, während wir vorbeigehen. Sie sagen wie sehr sie die Freiheit lieben und wie sehr sie Mubarak hassen. Sie werden nicht aufgeben bis er geht: sie wissen wie wichtig dies für die gesamte Region des Nahen Ostens ist, die gespannt beobachtet was hier passiert.

Mehrere Menschen gehen nun mit Steinen an mir vorbei, Menschen strömen aus der vorderen Linie zurück mit Bandagen, die ihre Wunden verdecken. Wir gehen ein Stück näher, um zu sehen was passiert.

Simon Hardy, 17.40, 02.01.

Wir sind gerade durch mehrere Checkpoints gegangen und haben es geschafft bis zum Tahrir Platz zu kommen. Dieser ist buchstäblich das Zentrum der ägyptischen Revolution. Es sind tausende von Menschen, die hier protestieren. Riesige Transparente überfüllen den Platz.

Die Straßen sind von Panzern blockiert. Aber wichtiger ist, dass bei jedem Eingang zum Platz hunderte von DemonstrantInnen Menschenketten bilden. Viele haben Bandagen und Wunden am Kopf, die ihnen von Pro-Mubarak Kräften zugefügt wurden.

Die Anti-Mubarak DemonstrantInnen überprüfen unsere Identitäten und lassen uns hinein. Sie begrüßen uns, alle sind angesichts der Lage sehr angespannt.

Das Regime hat den DemonstrantInnen gesagt, dass sie zurück nach Hause gehen sollen weil ein Risiko von gewaltsamen Ausschreitungen und Zusammenstößen besteht. Bis jetzt haben sich die DemonstrantInnen nicht gerührt.

Nach der Mobilisierung der Pro-Mubarak Kräfte und deren gewaltsamen Angriffe auf die DemonstrantInnen ist die zentrale Frage was der nächste Schritt ist? Wie lange noch können die DemonstrantInnen den Platz für sich beanspruchen? Wird die Revolution einen Schritt nach vorne machen oder wird sich aufgrund der Angriffe der Konterrevolution zurückfallen?

Wir sind in Kairo gelandet und sind bis ins Zentrum gelangt. Überall sind kleine Demonstrationen von 50 bis 100 Menschen. Zurzeit sind wir nördlich des Tahrir Platzes und sehen Pro-Mubarak Milizen mit ägyptischen Flaggen und Fotos von ihm. Sie sind bewaffnet mit Stöcken, Steinen und Glasflaschen. Während wir vorbeigehen, patrouillieren Menschen in den Straßen - es ist eine sehr angespannte Situation. Wir näheren uns dem Tahrir Platz, wir berichten bald erneut.

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