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IG BAU

Sieg dem Streik der GebäudereinigerInnen!

Martin Suchanek, Neue Internationale 144, November 2009

Seit 20. Oktober befinden sich die GebäudereinigerInnen - geführt von Gewerkschaft Bau Agrar Umwelt (BAU) - im Streik.

Es ist die erste Arbeitsniederlegung dieser Berufsgruppe überhaupt in der Geschichte der BRD. Der Kampf wird für eine Erhöhung der geringen Mindestlöhne um 8,7 Prozent, eine sofortige Lohnangleichung Ost auf West, für eine arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge und Tarifverträge für Angestellte geführt.

Von Seiten der Unternehmer wurde der Kampf schon im Vorfeld mit harten Bandagen geführt. Beschäftigten, die sich an Warnstreiks beteiligen, wurde mit Repression gedroht, einzelne auch gekündigt. Diese Kündigungen mussten die Unternehmer jedoch meist aufgrund von Urteilen der Arbeitsgerichte wieder zurücknehmen. Hier zeigt sich aber, dass sie vor keiner Provokation, vor keiner Schandtat zurückscheuen, wenn es um ihre Interessen geht.

Bedeutung des Streiks

Der Bedeutung des Arbeitskampfes ergibt sich erstens schon allein daraus, dass es erstmals zu einem landesweiten Streikkampf einer Niedriglohnbrache mit einem sehr hohen Anteil von Frauen und MigrantInnen kommt. Bisher lagen die tariflichen Mindestlöhne bei 8,15 Euro (West) und 6,58 Euro (Ost) - brutto! Demgegenüber nimmt sich die scheinbar hohe Forderung von 8,7 Prozent geradezu bescheiden aus.

Die Unternehmer wollen davon aber gar nichts wissen, sondern boten 3 Prozent - also gerade 24 Cent/Stunde! - und „natürlich“ keine Angleichung Ost-West. Wie wichtig der Kampf und die Solidarität mit den Reinigungskräften sind, zeigt auch, was im Falle einer Niederlage droht. Dann könnte es zusätzlich zu einer weiteren Absenkung der Einkommen um 30 Prozent (!) kommen.

Zweitens liegt die Bedeutung des Streiks auch darin, dass die Beschäftigten und die IG BAU trotz eines sehr geringen Organisationsgrades von rund 10 Prozent den Kampf aufgenommen haben. Fast alle Gewerkschaftsmitglieder - 97,6 Prozent - haben für die Arbeitsliederlegung gestimmt. Diese Entwicklung widerlegt den unter der Gewerkschaftsbürokratie gern gehegten Mythos, dass ein Streik nur möglich ist, wenn zuvor ein hoher Organisationsgrad erreicht worden wäre. Das Beispiel Gebäudereinigung zeigt vielmehr, dass es nur einen Weg aus dem Tief geringer Mitgliederzahlen gibt:  wirkliche Kämpfe, konkrete Aktionen, die den Beschäftigten eine Perspektive zeigen. Schon jetzt sind etliche Neueintritte zu verzeichnen.

Drittens zeigt der Streik auch, dass auch eine Minderheit effektive und sichtbare ökonomische Auswirkungen haben kann - denn, wenn der Müll liegen bleibt, dann sieht es jede/r!

Solidarität nötig!

Es wäre naiv und fahrlässig, darauf zu hoffen, dass sich die Streikenden im Kampf schon durchsetzen werden. Die GebäudereinigerInnen und die BAU brauchen die Solidarität der gesamten Klasse, aller Lohnabhängigen, um ihre Forderungen ohne Abstriche durchsetzen zu können.

Es ist gut und schön, wenn DGB-Chef Sommer bei Versammlungen Grußworte an Streikposten richtet. Entscheidend wäre aber auch, dass es zu Solidaritätsaktion in den Betrieben selbst durch andere Einzelgewerkschaften, durch Betriebsräte und Vertrauensleute kommt - beispielsweise durch die parallel laufende Betriebsversammlungen während der Streiks der Gebäudereiniger, so dass auch die Unternehmen, in denen nicht mehr geputzt wird, für diese Zeit still stehen; oder indem z.B. Streikbrechern der Zugang zu den Unternehmen verwehrt wird usw. usf..

Aber natürlich ist diese Frage nicht nur eine für die Gewerkschaften. Die gesamte Anti-Krisenbewegung sollte den Streiks durch Solidaritätsaktionen und Komitees zu Hilfe kommen. So könnte der Streik der BAU zu einem Fanal werden - nicht „nur“ im Kampf gegen Billiglöhne und Überausbeutung, sondern auch im Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten insgesamt, indem er zeigt, dass ein Sieg möglich ist.

Regelmäßige Informationen über Arbeitskämpfe, Widerstand und unsere Arbeit in Betrieb und Gewerkschaften:

www.arbeitermacht.de/thema/betrieb-gewerkschaft.htm

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Nr. 144, November 2009
*  Gewerkschaftslinke und Anti-Krisenkonferenz: Für einen Aktionsplan des Widerstandes
*  Nach der Regierungsbildung: Politische Lage, Taktik und der Aufbau der revolutionären Partei
*  IG BAU: Sieg dem Streik der GebäudereinigerInnen!
*  Angriffe auf Süd-Waziristan: Pakistan vor dem Bürgerkrieg?
*  Nordrhein-Westfalen: Die Landtagswahlen und das Projekt Rot-Rot-Grün
*  Klassenkampf: Für politische Massenstreiks!
*  Frankreich: Wir zahlen nicht für Eure Krise!
*  Interview: Uni-Besetzungen in Österreich
*  Geschichte und Untergang der DDR, Teil 1: Aufbruch und Erstarrung