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Kassel

Anti-deutsche Hetze gegen Palästina-Solidarität

Stellungnahme von REVOLUTION und Gruppe Arbeitermacht Kassel zu den Ereignissen im Vorfeld und nach den Palästina-Soli-Demonstrationen im Juli 2014 und zu Drohungen gegen unsere AktivistInnen, Infomail 768, 21. August 2014

Situation

Am 15.07.14  fand in Kassel eine Demonstration in Solidarität mit der Bevölkerung Palästinas und gegen Krieg und Zionismus statt. Von Anfang an machten die OrganisatorInnen über ihre Veranstaltungsseite klar, dass Rassismus und Antisemitismus nicht Charakter der Demo seien und solche Äußerungen auch nicht toleriert werden. Um dies zu garantieren, wurde im Vorfeld beschlossen, jedwede Fahnen außer der palästinensischen Flagge zu verbieten. Es wurde immer wieder betont, dass sich die TeilnehmerInnen nicht von der angekündigten Gegenkundgebung provozieren lassen sollen. Natürlich war uns klar, dass nicht nur progressive Kräfte an der Veranstaltung teilnehmen werden. Aber diese, in Kassel offenkundig recht wenigen Reaktionären,  sollten SozialistInnen nicht davon abhalten, sich auch öffentlich als KriegsgegnerInnen und Palästina-solidarisch zu zeigen.

Anzumerken

Im Vorfeld hatten dem sogenannten „antideutschen“ Spektrum zuzuordnende Gruppen wie T.A.S.K. und ak:racoons die Polizei massiv zum Eingreifen gegen ihnen nicht genehme Transparente und Schilder aufgefordert und ein Bedrohungsszenario gegen die jüdische Gemeinde in Kassel herbeigeredet. Den beiden Demoaufruferinnen wurde Gewalt angedroht, sollten diese ihr Vorhaben, gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde ein Gespräch zu führen, umsetzen wollen. So wurde im Vornherein ein Klima der Angst und der Bedrohung gegen jüdische MitbürgerInnen inszeniert, welches in keinem Falle das Anliegen, noch den Charakter der Demonstration widerspiegelte.

Auf der Demo selber waren für uns weder Hamas- noch Hisbollahfahnen unter den weit über 1500 Menschen ausfindig zu machen. Nur eine orangene Fahne mit einem Wappen, zwei Gewehren und einem patriotischem Spruch machten uns stutzig, wurde aber erst im Nachhinein identifiziert. Später mussten wir dann leider erfahren, dass die Fahne in Verbindung mit dem spanischen Franco-Faschismus steht. Hätten wir das gewusst, wären wir selbstverständlich auf die OrdnerInnen zugekommen und hätten dafür gesorgt, dass die Fahne und am besten auch deren Besitzer sofort von der Demo verschwinden muss.

Ablauf

Auf Höhe des Friedrichsplatzes erreichten wir die ca. 50 Pro-Israel und Pro-Deutschland DemonstrantInnen. Als die Stimmung sich aufheizte, was ja auch das unausgesprochene Ziel der IsraelfreudInnen war, bildeten die Demo-OrdnerInnen eine zweite Kette vor den Bullen, um so beruhigend auf die Menge ein zu wirken. Zu dem drängten sie darauf, dass die Menge sich wieder in Bewegung setzen und sich nicht von den anwesenden KriegsbefürworterInnen provozieren lassen sollte. Es kam zu keinen körperlichen Zwischenfällen, ein Mann schrie „Scheiß Juden!“ und wurde sofort von mehreren OrdnerInnen angegangen.

Stimmungsmache

Die Darstellungen des Bündnisses gegen Antisemitismus, dass die Bullen gewalttätige DemonstrantInnen zurückhalten mussten, da die IsraelfreundInnen ansonsten „dem rasenden Mob hilflos ausgeliefert gewesen wären“, sind ebenso lächerlich wie auch gezielte Panikmache, vergleichbar mit dem im Vorfeld erfolgten Ratschlag, Minderjährige sollten aus Sicherheitsgründen der Kundgebung fernbleiben. Ähnlichem Tenor folgt die Ankündigung der jüdischen Gemeinde, den Gottesdienst während der Folgedemo am Freitag dem 18.07.14 aus Angst vor Übergriffen auf die Synagoge absagen zu müssen. Aussagen von Jonas Dörge vom Bündnis gegen Antisemitismus, die Dienstagsdemo sei die größte Ansammlung von Antisemiten seit 1945 gewesen, sind genauso unverschämt wie geschichtsrevisionistisch. Geschichtsrevisionistisch, weil verschwiegen wird, dass es sehr wohl in Kassel ab den Jahren 1968 massive Nazi-Ansammlungen gegeben hat, unverschämt dabei der plumpe Versuch, Antizionismus zu Antisemitismus umzudeuten. Wer Antizionismus mit Antisemitismus gleichsetzt, bekämpft nicht den Antisemitismus, sondern benutzt diesen Vorwurf allein zur Rechtfertigung der rassistischen Vertreibungspolitik Israels und des aktuellen Massakers der israelischen Armee in Gaza.

Fotos

Einer unserer Genossen fotografierte auf der Kundgebung um diese zu dokumentieren und veröffentlichte einige Fotos. Besonders bezeichnend waren die Bilder der „antideutschen“ ZionistInnen, die offensichtlich überhaupt kein Problem damit hatten, neben und unter der Deutschlandfahne ihrer BündnispartnerInnen zu stehen. Dass sogenannte „Antideutsche“ in allen entscheidenden außenpolitischen Fragen konform mit den Interessen des deutschen Imperialismus gehen, ist nichts Neues, dass sie dies nun auch offen und unverhohlen zeigen, schon.

Das Bild wurde vielfach auf facebook geteilt und kommentiert, was die IsraelfreundInnen sehr erzürnte. Auf der REVOLUTION Seite ging ein regelrechter Shitstorm nieder, inklusive Drohungen, Bilder von uns seien bald im Archiv und wir dann „dran“. Dass jede Menge Fotos in Portraitqualität von TeilnehmerInnen der Kundgebung auf allen möglichen ihrer „befreundeten“ Portale unverpixelt veröffentlicht werden, scheint T.A.S.K. und ak:racoons dabei weit weniger zu stören.

Grundsätzlich

Natürlich verpixeln wir alle Fotos von linken AktivistInnen, die wir bei linken Kundgebungen, Veranstaltungen oder bei Antifademos aufnehmen. Dies dient dem Schutz der GenossInnen vor staatlicher Repression und auch vor Angriffen von rechts. Leider konnten wie bei der nationalistischen KriegsbefürworterInnen-Kundgebung keinen „linken Charakter“ erkennen, noch macht eine kaum sichtbare Antifaflagge aus einer mit Deutschland- und Israelfahnen bestückten Kundgebung schon eine Antifaveranstaltung.

Nein, es ist ein für alle Male klarzustellen: ak:racoons und T.A.S.K. gehen Hand in Hand mit dem BgA und der Staatsräson des deutschen und US-Imperialismus. Sie fordern unverhohlen die deutsche Exekutive zur Verstärkung ihrer Anliegen auf; sehr weit entfernt von „still not loving the police“. Dass ak:racoons sich dabei quasi selbstverständlich das Recht herausnimmt, palästinensische Aktivistinnen auf ihren Seiten unverpixelt zu posten, bestätigt eine durchweg antimuslimische um nicht zu sagen, rassistische Sicht der Dinge. Zwar gab es in der Vergangenheit punktuelle Einheitsfronten mit genannten Gruppen im Kampf gegen Faschisten. Doch z.B. schon in der „Ukraine-Frage“ überwog die Bündnistreue zum westlichen Imperialismus und unser Anliegen, eine gemeinsame Aktion gegen das Massaker in Odessa zu machen, wurde schlichtweg abgelehnt. Es gab keinerlei sonstigen gemeinsamen Kampf mit diesen Gruppierungen im antikapitalistischen Kampf, da dieser von den Gruppen nicht geführt wird.

Drohungen

Zwei Tage nach der erstem Palästina-Soli-Demo wurde einer unserer Genossen zu Hause „besucht“ . Er selber war gerade nicht anwesend, sondern nur eine Familienangehörige, die sich sehr wundern mussten. Die „Anti-Deutschen“ redeten von Bildern, die unser Genosse von ihnen im Internet veröffentlicht habe und verlangten mit Nachdruck ein Gespräch darüber. Wir werten diesen Hausbesuch als Einschüchterungsversuch, auch wenn es kein offen aggressives Auftreten gab. Wir verwahren uns entschieden gegen diese faschistoiden Methoden. Am 05.08. 14 kam dann wieder eine Mail an die Adresse von REVOLUTION Kassel. Hierin wurde die Gruppe als „Anti-Antifa“ denunziert.

Fazit

Wir stellen hiermit nochmals heraus, dass wir weder T.A.S.K. noch den ak:racoons oder andere Israel-solidarische Gruppen und Einzelpersonen als Teil einer progressiven Bewegung ansehen und uns von diesen auch in keinster Weise Vorschriften über einen linken Konsens über die Verfahrensweise mit Fotos machen lassen. Noch tolerieren wir ihre Methoden, sich unseren GenossInnen über Hausbesuche zu näheren.

Forderungen nach weiteren Waffen für Israel und weiterem Siedlungsbau lehnen wir entschieden ab. Wir stellen uns in Solidarität mit der israelischen Linken, die unter Lebensgefahr in einer hoch militarisierten und von rassistischer Ideologie geprägten Gesellschaft gegen den Krieg und für Solidarität mit den berechtigten Forderungen der palästinensischen Bevölkerung eintritt.

Wir rufen daher zu weiteren Demonstrationen auf.

REVOLUTION und Gruppe Arbeitermacht Kassel  - 14. August 2014

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Nr. 191, Juli/Aug. 2014
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