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Selbstbetrug

Der (Stern-)Marsch auf Berlin

Infomail 184, 8. Oktober 2004

"Am Sonntag, den 3. Oktober erlebte die Bundeshauptstadt Berlin einen Tag der Deutschen Einheit, wie es ihn in seiner 15-jährigen Geschichte noch nicht gegeben hat: die Vereinigung Tausender Montagsdemonstranten aus 200 Städten in Ost und West, von München bis Kiel, Aachen bis Dresden zum Sternmarsch gegen die Regierung. Unter der Losung 'Weg mit Harz IV - das Volk sind wir!' schwoll der Marsch bis zur Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz auf eine Zahl von gut 25.000 Teilnehmern an...." (Aus dem Flugblatt: Montagsdemo Aktuell vom 4.10.04)

Der Berichterstatter in den RF-News vom 3. Oktober wird wohl aus der MLPD ausgeschlossen, hat er doch glatt 5000 DemonstrantInnen vergessen, nur 20000 geschätzt. Der Mensch, der wohlwollend in Indymedia auf 10000 schätzte, ist ebenfalls unten durch.

Dabei hat es seit Jesu Zeiten solche Wunder nicht mehr gegeben. Der Papst sollte Stefan Engel - eh schon Autor der "Götterdämmerung" - heilig sprechen. Denn: wer solch wundersame Vermehrung von DemonstrantInnen zustande bringt, muss ein ganz großer sein. Auch die Abstimmungen verliefen wie geplant - 25.000 Ja-Stimmen bei 2 Enthaltungen.

Die mathematische Lernschwäche ist offenbar auch an der MLPD nicht spurlos vorübergegangen. Aber als visuelle Menschen hätten wir zumindest auf einen visuellen Beweis gehofft - doch trotz hervorragender technischer Ausstattung auf akustischen Gebiet war wohl niemand in der Lage, ein beweisführendes Foto aus einer aussagekräftigen Perspektive zu liefern, obwohl es ja in Berlin an hohen Gebäuden nicht fehlt.

Wahrscheinlich haben die Fotografen aus Sicherheitsgründen nur Fotos geschossen, die nie auf mehr als 500 DemonstrantInnen den Blick freigeben. Dafür aber massenhaft Familienfotos in der Fotogalerie der RF-News. Von ihren Vorbildern zu Zeiten Stalins oder von chinesischen Parteifotographen können die MLPD-Reporter noch einiges lernen - aber die waren ja eher Meister im Wegretouschieren von ehemaligen ZK-Mitgliedern.

So bleibt es letztendlich eine Frage des Glaubens. Und den braucht es wohl bei der MLPD. Als Parteispruch schlagen wir dann allerdings statt "Die Partei hat immer recht" vor: "Herr, lass es Hirn regnen!" So wäre jedenfalls allen geholfen.

Wohlwollende Beobachter der Demo haben von 5000 bis 10.000 gesprochen, immerhin noch doppelt so viele, wie Polizei und Presse schätzten. Wir hoffen, dass es in der MLPD doch noch einige ihre Gedanken machen, auch wenn dies in diesem Lagen als kleinliche (=kleinbürgerliche) Sicht- oder Denkweise ist.

Schönfärberische Zählungen, aberwitzige Übertreibungen und leeres Gerede laufen nur auf Selbsttäuschung hinaus - der eigenen, mobilisierten DemonstrantInnen und Mitglieder sowie der Lohnabhängigen insgesamt. Der Bewegung gegen Hartz und Agenda ist damit nicht geholfen.

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