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Österreich

Solidarität mit dem Streik der AUA-Beschäftigen

Infomail 138, 16. Oktober 2003

AktivistInnen des ArbeiterInnenstandpunkt nahmen an der gestrigen Streikversammlung des AUA-Bordpersonals teil und bekundeten ihre Solidarität. Wir drucken im folgenden unser Flugblatt ab.

AUA-Vorstand, Regierung und Medien hetzen gegen das Bordpersonal mit der Behauptung, dass diese so privilegiert wären. Aber wenn diese Herren und Damen so besorgt sind wegen Privilegien, warum beginnen sie dann nicht bei sich selber?! Im Vergleich zu AUA-Vorstandschef Sörensen, Goldminen-Aktienbesitzer Grasser oder Krone-Eigentümer Dichand sind die Gehälter selbst der dienstältesten Piloten geradezu bescheidene Almosen! Für diese Leute lautet das Amen im Gebet „Aktienkurs“ - das Wohl der Beschäftigten und der Kunden kommt bei ihnen an letzter Stelle. Sörensen & Kumpanen sind bloß Kapitäne der Rendite, aber nicht der Luftfahrt.

Jetzt droht AUA-Vorstand Walter Bock auch noch mit "disziplinäre Maßnahmen bis hin zur Entlassung". Nein, es gibt keinen Grund, klein beizugeben! Warum sollen Piloten die gleiche Leistung erbringen für ein Drittel weniger Lohn?! Welcher Lohnabhängige – ganz zu schweigen von Managern oder Minister – würde dies freiwillig hinnehmen?! Wir vom ArbeiterInnenstandpunkt sagen daher: Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen bei der AUA!

Solidarität ist auch deswegen so wichtig, denn einerseits versucht das Management die Bevölkerung gegen“ die privilegierten Piloten“ aufzuhetzen. Andererseits wäre ein Erfolg des AUA-Bordpersonals auch ein wichtiger Erfolg für die gesamte Gewerkschaftsbewegung.

Um diesen Arbeitskampf zu gewinnen, ist es entscheidend, den Streik auszuweiten und zu vertiefen. Mit anderen Worten, einen unbefristeten Streik zu führen und den Kampf auf die Belegschaft der anderen Fluglinien – Lauda Air und Tyrolian – auszuweiten, um der versuchten Spaltung der Belegschaft durch das Management entgegen zu wirken.

Dabei geht es aber nicht nur um die Einbeziehung der Piloten und Pilotinnen, sondern vor allem auch der FlugbegleiterInnen und des Bodenpersonals. Deswegen sollten die Kampfziele nicht nur auf die Pilotengehälter beschränkt bleiben, sondern auch die Interessen der anderen Teile der Belegschaft miteinschließen.

Aber es wäre auch höchste Zeit, dass auch der ÖGB klare und eindeutige Solidaritätsaktionen setzt. Seine Aufgabe wäre es hierbei insbesondere, in der Bevölkerung um Solidarität und Unterstützung zu werben und der Medienhetze entgegenzuwirken.

Eine Lehre anderer Arbeitskämpfe ist die Gefahr, dass es zu faulen Kompromisse mit dem Management kommt. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ – sollte das Motto lauten. Im Konkreten hieße das, während des Arbeitskampfes regelmäßige Betriebsversammlungen abzuhalten und eine Streikleitung zu wählen. Diese Leitung sollte der Basis rechenschaftspflichtig sein und notfalls abgewählt werden können.

Der Streik bei der AUA, der Arbeitskampf bei der ÖBB und der schwellende Konflikt bei der Post zeigen, dass die Möglichkeit für eine Ausweitung des Widerstandes gegen Privatisierung, Entlassungen und Sozialabbau besteht. Der ArbeiterInnenstandpunkt tritt daher dafür ein, dass nicht jeder Sektor für sich alleine Widerstand leistet, sondern einen gemeinsamen Streik organisiert!

• Solidarität mit dem Widerstand der AUA-Beschäftigten!
• Ausweitung des Kampfes auf alle drei Fluglinien und alle Teile der Belegschaft!
• Für regelmäßige Betriebsversammlungen und die Wahl einer Streikleitung!
• Für einen unbefristeten Streik!

 

Einige Fakten zum Hintergrund des Streiks

Die Einstiegsgehälter für Piloten der AUA betragen brutto nur 2.218,- Euro. Bei der Lauda belaufen sie sich auf nur 1.887,- Euro. Die Gehälter der Piloten machen nur vier Prozent der Gesamtkosten des Unternehmens aus.

Gleichzeitig mit der Debatte über die Kürzungen beschloss der Aufsichtsrat, die Aufsichtsratsgehälter um 70% zu erhöhen und zwar rückwirkend für das Jahr 2001. Das bedeutet, dass der Aufsichtsratvorsitzende 8.000,- Euro mehr (18.400) erhält, sein Stellvertreter 5.850,- Euro mehr (13.650) und die anderen 13 Aufsichtsräte 3.700,- Euro mehr erhalten. Insgesamt also eine Verschwendung von 61.950,- Euro!

Der Vorstandsvorsitzende der AUA, Sorensen Vagn, ist mit einem Jahreseinkommen von 712.000 (!) Euro die Nr. 21 der 50 bestverdienendsten Österreicher. (Quelle: "trend" 7/2002)

Auch sonst sind die Herren und Damen im AUA-Aufsichtsrat nicht gerade sparsam, wenn es um den eigenen Vorteil geht. AUA-Aufsichtsrat Karlheinz Muhr flog 2002 auf AUA-Kosten (in einer überbuchten Maschine, aus der wegen ihm reguläre Fluggäste ausgebucht werden mussten!) wegen einem 1-tägigen Geschäftstreffen für 5 Tage in die USA und stieg dort (ebenfalls auf AUA-Kosten) im Hotel „Imperial“ ab.

Die AUA beschäftigt momentan 450 Piloten. Ihre 550 Kollegen bei Lauda und Tyrolean (nun umbenannt in „Austrian Arrows“) machen großteils die gleiche Arbeit um das halbe Geld. Faktisch sind die „Austrian Arrows“ Gehälter rund 50%, die von Lauda rund 40% niedriger als die der AUA.

AUA-Vorstand streifte sich selbst einen Bonus in Höhe eines Jahresgehalts ein.

Pläne des Vorstands:
• Bis 2008 sollen 30 Mio. Euro gespart werden, also rund 30 Prozent. Dazu soll die AUA keine neuen Piloten mehr anstellen, neue Flüge sollen von Lauda Air oder vom Regionalflieger "Austrian arrows" (ehemals Tyrolean) bedient werden.
• Im Lauf des Jahres 2004 sollen vier Maschinen des Typs Fokker 70 vom Flaggschiff AUA zur Regionalflugtochter "Austrian arrows" kommen. Damit sollen rund 50 AUA-Piloten zur "arrows" wechseln und damit deren schlechteren Gehälter ausgezahlt bekommen.
• In den Folgejahren: sollen ein bis zwei Austrian-Langstrecken-Flugzeugen zu Lauda Air verlagert werden. Damit würden weitere 40 Piloten versetzt werden müssen.
• Ausserdem sind Teilzeitarbeitsmodelle für Flugbegleiter geplant.

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