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Griechenland

Antifaschist ermordet

Svenja Spunk, Jugendorganisation REVOLUTION, Infomail 705, 19. September 2013

Pavlos Fyssas, ein 34jähriger griechischer Antifaschist, auch bekannt als Rapper „Killah P“, wurde am 17. September in Athen erstochen. Er war mit ein paar Freunden im Viertel Piraeus unterwegs, als ihn eine Gruppe von Faschisten entdeckte. Sie jagten ihn die Straße hinunter, an deren Ende zehn weitere Angreifer warteten und Pavlos umzingelten. Kurz darauf  hielt ein Auto neben ihnen, der Fahrer stieg aus und stach ihm ins Herz und in den Unterleib.

Während des Gewaltakts war die DIAS (griechische Polizeieinheit mit Motorrädern) anwesend - sie schritt jedoch erst ein, als die meisten Angreifer schon geflüchtet waren. Zwar wurde der Mörder, der sich zur neofaschistischen Partei Chrysi Avgi (Goldene Morgenröte) bekennt und seine Tat auch gestand, festgenommen, der Krankenwagen erschien aber erst nach 35 Minuten. Im Krankenhaus von Nikea konnte dann nur noch Pavlos Fyssas’ Tod festgestellt werden.

Dieser Vorfall zeigt eines ganz deutlich: Die Faschisten in Griechenland machen vor nichts mehr Halt - der Staat ist auf dem rechten Auge blind. Das ist kein Wunder, denn die Hälfte aller EinsatzpolizistInnen gibt offen ihre Sympathie für Chrysi Avgi zu! Bereits letzte Woche wurden in derselben Gegend Mitglieder der KKE (Kommunistische Partei) brutal angegriffen, - alles mit Billigung der Polizei.

All das sind keine „besonders schlimmen Einzelfälle“, es ist mittlerweile Alltag in Griechenland. In öffentlichen Verkehrsmitteln, auf dem Weg nach Hause oder zur Arbeit werden linke AktivistInnen, GewerkschafterInnen und v.a. MigrantInnen bedroht und terrorisiert. Obwohl es auch vorher schon deutlich genug war, zeigt Pavlos Tod erneut, wie notwendig die Organisation von Selbstverteidigung gegen die Faschisten ist.

Als die Solidaritätsdelegation von REVOLUTION im Juli 2013 in Athen war, nahmen wir an einer überwältigenden Demonstration pakistanischer MigrantInnen teil, deren Bezirk wiederholt pogromartig angegriffen worden war. Schon damals zeigten die Baseballschläger, die die DemonstrantInnen dabei hatten, dass sie um ihr Leben fürchten und bereit sind, es zu verteidigen.

Aber was tut die Linke Griechenlands? Die Meinungen sind geteilt. Einige Gruppen organisieren Demonstrationen und Antirassismus-Konferenzen, andere behaupten, die Faschisten verlören immer mehr an Einfluss und seien kaum noch ernst zu nehmen. Wir nehmen eine faschistische Partei, die nach Umfragen die drittpopulärste im Lande ist, sehr ernst. Noch ernster nehmen wir die Forderungen all derer, die unter ihnen zu leiden haben.

Die Zeit der moralischen Empörung und der symbolischen Demonstrationen ist vorbei!

Notwendig sind Selbstverteidigungsstrukturen, die von allen Gewerkschaften, linken und migrantischen Organisationen und Parteien organisiert werden, v.a. von SYRIZA, der größten Kraft. Kurz gesagt, notwendig ist die Bildung von Arbeitermilizen zum Schutz vor faschistischen und rassistischen Angriffen!

Die Instanzen des bürgerlichen Staates bieten keinen Schutz vor solchen Angriffen. Oft genug sind sie selbst darin involviert. Wenn nun manche bürgerliche Politiker aus der Regierungskoalition ein Verbot der Faschisten vorschlagen, ist das nur ein Ablenkungsmanöver politischer Biedermänner.

Wir sollten nicht vergessen, dass in den Medien noch vor kurzem spekuliert wurde, ob Chrysi Avgi ein möglicher Koalitionspartner für die regierende Nea Dimokratia wäre - während unsere GenossInnen von ihnen auf der Straße ermordet wurden.

Seit dem 18. September finden in Griechenland Demonstrationen statt, gleichzeitig gibt es eine erneute Streikwelle. Diese müssen vorangetrieben und verbunden werden - zu einem unbefristeten Generalstreik gegen die Kürzungs- und Entlassungswelle!

Dazu fordern wir die Gewerkschaften und alle Arbeiterparteien auf. Ein solcher Generalstreik muss sich auf Streikkomitees und Selbstverteidigungsgruppen gegen die Repression stützen. Er kann die EU-hörige Regierung Samaras zu Fall bringen und die Frage eines revolutionären Umsturzes und des Endes der Knechtschaft durch die herrschende Bourgeoisie auf die Tagesordnung setzen. Alle fortschrittlichen und revolutionären Kräfte müssen die sich entladende Energie bündeln und in reale Macht verwandeln. Nur so können sie den Menschen wirklichen helfen, und den Weg zu einer gerechten, sozialistischen Zukunft ebnen!

Wir solidarisieren uns mit den AntifaschistInnen und AntikapitalistInnen in Griechenland, die auf die Straße gehen, um ihre Trauer und ihre Wut auszudrücken!

Wir unterstützen euch, bei Euren Bestreben, diesem menschenunwürdigen System ein Ende zu machen!

ONE STRUGGLE – ONE FIGHT!

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