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Mahle-Behr Deal

Wer zahlt?

Gegenwehr! – Betriebinfo der Gruppe Arbeitermacht für Mahle/Behr, Februar 2010, Infomail 468, 9. Februar 2010

Über den Preis haben sie Stillschweigen vereinbart. „Offenbar war in Verhandlungskreisen von mehr als 125 Millionen Euro die Rede“, schreibt aber I.Flaig (Stgt Nachr. 5.2.) Diese geheime Summe Geld bezahlt Mahle für den Erwerb der Behr Industry. In Wirklichkeit zahlen sie die Beschäftigten von Mahle, die seit fünf Jahren Lohn und Gehalt für eine „Standortsicherung“ opfern und von denen noch Hunderten dieses Jahr die Entlassung bzw eine Beschäftigungsgesellschaft droht.

Aber auch die Beschäftigten von Behr zahlen: Vor allem die ArbeiterInnen vom Werk 8, die heute noch für die Industrie-Sparte arbeiten, denen aber genau diese Arbeit genommen und verlagert werden soll. Auch ihnen droht Arbeitslosigkeit durch Entlassungen oder Beschäftigungsgesellschaft.

Davon ist in den Presseerklärungen keine Rede! Die erste Forderung muss deshalb heißen: Offenlegung der Verträge und der Summen!

Die Mahle GmbH ist in den letzten Jahren gewaltig gewachsen. Der weltweite Konzern-Umsatz stieg von 2,4 Milliarden Euro in 2000 auf 3,8 in 2004 und über 5 Milliarden in 2007 und 2008.

Die Gewinner: Die Kapitalisten

Dabei wurde groß eingekauft mit dem Geld, das die Beschäftigten erwirtschaftet haben: Siemens VDO-Filter und Dana-Motorenteile waren die großen Brocken, dazu kamen etliche kleinere Firmen, etwa im Halbjahresrhythmus. Wenn es jetzt laut Presseberichten Erleichterung bei Beschäftigten von Behr Industry gibt, „weil es keine Heuschrecke ist“, dann würden sich hunderte Ex-Mahleaner in den USA, Kanada und England nur wundern. Sie wurden schon 2 Jahre nach dem Kauf durch Mahle entlassen und die Buden zugemacht. Im Jahre 2009 traf das Aus die Werke in Alzenau, Rosario (Arg), Persan (F), Salisbury (GB), Potenza (I).

Auch die Behr-Gruppe sieht sich als Gewinner. „Strategisch wichtig für Behr ist, dass wir den Zugang zu attraktiven Wachstumsmärkten behalten.“ Offensichtlich fehlen der Firma gerade die flüssigen Mittel, um Wachstum in diesem Bereich zu finanzieren. (Stgt Nachr 5.2.) Mit der Mahle-Kohle können sie dann auch aus dem verbleibenden 40%-Anteil mehr Gewinn machen.

Die Verlierer: Die ArbeiterInnen

Die großen Verlieren dieses Deals sind die ArbeiterInnen im Werk 8 von Behr. Sie arbeiten heute noch zum großen Teil für Behr-Industry, diese Arbeit soll jetzt nach Reichen-bach/Vogtland verlagert werden, das Werk 8 bleibt auf der Strecke!

Bei Mahle sind die Verlierer die 800 Leute, die noch in diesem Jahr deutschlandweit abgebaut werden sollen: 250 in Stuttgart, über 200 in Gaildorf, wo die Gießerei geschlossen wird, Barsinghausen (Niedersachsen) hat schon keine Chance mehr,  Wustermark (Brandenburg) bekommt ständig Verluste vorgerechnet. Abbau droht auch in Lorch, Öhringen und Plettenberg (NRW).

Zu den großen Verlierern gehört auch die Belegschaft in Alzenau (Bayern), die 2 Monate lang im letzten Jahr hart gekämpft hat, die jetzt fast komplett in 100% Kurzarbeit ist. Das Versprechen nach neuen Produkten zu suchen, war nie ernst gemeint.

Der Kauf von Behr Industry ist ein Schlag ins Gesicht all derer, denen bei Mahle mit betriebsbedingten Kündigungen gedroht wird!

Wo bleibt die IG Metall?

Auf jeder Kundgebung der IG Metall Stuttgart beklagen die örtlichen Vorstände, dass die Region massiv betroffen ist. In fast allen Betrieben der Auto- und Zulieferbranche droht Personalabbau, tausende Arbeitsplätze stehen auf der Kippe. Im Maschinenbau das Gleiche. Vor allem die letzten Fabriken, in denen noch produziert wird. Die Stuttgarter IG Metall organisiert Kundgebungen und Solidaritäts-Delegationen von einem Unternehmen zum anderen. Das reicht nicht!

Es reicht nicht wenn auf der großen Kundgebung vor Behr der IG Metall Sekretär am Schluss sagt: „Wir rufen Euch, wenn wir Euch wieder brauchen“ und dann gehen wieder Verhandlungen weiter.

Eine Tarifrunde steht bevor. Das wäre eine Super Gelegenheit alle Belegschaften zu mobilisieren. Aber was passiert? Es gibt „Sondierungsgesprächen“ mit den Südwest-Metall über eine Arbeitszeitverkürzung für bedrohte Belegschaften, wobei auch weitgehend die Löhne gekürzt werden. Kurzarbeit selbst bezahlt also.

Die IG Metall in der Region Stuttgart ist (noch) der kampffähigste Teil der Gewerkschaft. Sie darf nicht zulassen, dass jetzt eine Belegschaft nach der anderen so behandelt wird wie Behr und Mahle und die Kapitalisten sich jetzt schon neu aufstellen für neue Konkurrenzkämpfe. Ein Aktionsprogramm muss her, das auch alle bedrohten und kämpfenden Belegschaften zusammenbringt zu einem gemeinsamen Kampf: In der Region Stuttgart, aber auch in den Konzernen deutschlandweit und international.

Aktionsprogramm gegen die Krise!

Unsere Vorschläge sind:

- Betriebsbesetzungen sind die Antwort um aus dem Betteln um soziale Abfederung rauszukommen.

- Enteignung und Verstaatlichung: Wenn wirklich keine Reserven mehr da sind, müssen Betriebe wie Arcandor, Opel oder viele andere genauso verstaatlicht werden wie die Hypo Real Estate! Aber ohne Entschädigung! Auch alle Unternehmen, die mit Entlassungen drohen, gehören enteignet!

- Arbeiterkontrolle: Die Betriebe dürfen nicht länger den Managern überlassen bleiben, die sie in die Krise geführt haben. Aber Staatsbeamte sind auch keine Alternative. Wir ArbeiterInnen und Angestellte wissen am besten Bescheid im Betrieb. Es geht nicht um ein bisschen mehr Mitbestimmung des Betriebsrats, es geht darum, dass alle Beschäftigten demokratisch entscheiden, was im Betrieb passiert und die Geschäftsleitungen wirklich kontrollieren!

- Nicht nur in einem einzelnen Betrieb: Wenn die Banken und alle Industrie-Unternehmen, die jetzt in Krise sind, unter Arbeiterkontrolle enteignet werden, dann ist der Weg frei sinnvolle Projekte, wie z.B. ein klima-freundliches Verkehrssystem, zu planen und um zu setzen. So ein System von Öffentlichen Arbeiten würde wirklich Arbeit schaffen und nicht Milliarden verpulvern wie die Konjunkturprogramme der Regierung oder Stuttgart 21!

- Gerade in der Tarifrunde: Massive Arbeitszeitverkürzung, nicht nur in Krisen-Betrieben, sondern in allen Branchen und allen Ländern! Ohne Abstriche bei den Einkommen! Einführung eines Mindestlohns von 11 Euro netto/Stunde für alle, Schluss mit Leiharbeit und Outsourcing!

- Auch der Öffentliche Dienst kämpft gerade: Regionale Großdemonstration von Verdi und IG Metall für diese Ziele als erster Schritt! Für politische Massenstreiks - bis hin zum Generalstreik!

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