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Ausverkauf bei Mahle Alzenau

IG Metall vereinbart die Schließung

Karl Olben, Infomail 429, 31. Mai 2009

Ein langer Kampf geht zu Ende: Seit Jahren hatte sich die Belegschaft in Alzenau gegen Entlassungen und Produktionsverlagerungen gewehrt. Seit 2 Monaten versuchte sie sich der endgültigen Schließung zu widersetzen. Sie hat hervorragend gekämpft, aber letztlich verloren. Entscheidend für die Niederlage war die Führung der IG Metall.

Die Lüge von der "Rettung"

Seit zwei Wochen verbreitet die IG Metall Aschaffenburg und Bayern, dass Alzenau gerettet wäre. Seit dem 28. Mai erst recht. Das ist aber Unsinn: Die Produktion wird nämlich im Juli auf Null heruntergefahren, dann dürfen die Beschäftigten 2 Jahre kurzarbeiten auf Null. Ein Projektteam soll nach neuen Produkten suchen, die "kostengünstig" dort gefertigt werden können. Sollte es überhaupt Produkte finden, dann wird die Geschäftsführung immer einen Standort finden, an dem diese billiger herzustellen sind. Wenn Konzernchef Junker gewollt hätte, hätte auch die Produktion des Turboladers, ein völlig neues Produkt im Konzern, nach Alzenau vergeben werden können. Es wäre die Aufgabe der IGM, diesen  Betrug an Arbeitsagentur, der Öffentlichkeit und der Belegschaft aufzudecken. Stattdessen verbreitet sie ihn mit Lobgesängen.

Aber auch schon vor zwei Wochen, als noch nichts sicher war, als die Belegschaft zwei Tage in der Werkskantine tagte, teilweise in der Fabrik übernachtete und von der Konzern-Zentrale mit Kündigung wegen "Wildem Streik" bedroht wurde, verbreitete die IG Metall das Märchen von der Rettung. Die Belegschaft konnte sie damit nicht täuschen - wohl aber die Öffentlichkeit und viele, die solidarisch zum Kampf der Alzenauer standen. Es wäre die Aufgabe der IG Metall gewesen, die Solidarität überall zu organisieren, nicht sie zu untergraben!

Kühlen Kopf bewahren ...

... forderte der IGM-Chef von Bayern, Neugebauer, mehrfach auf der Betriebsversammlung am 16. Mai. Keinerlei Aktionen, welche die Verhandlungen gefährden könnten, sollten stattfinden. Das Ergebnis war, dass die Geschäftsführung sofort frecher wurde in den Verhandlungen. Schlimmer noch, die Belegschaft wurde demoralisiert und verwirrt (ausführliche Darstellung siehe: Karl Olben, Wie Bürokraten eine Besetzung verhindern, http://www.arbeitermacht.de/ni/ni140/alzenau.htm).

Diese Demoralisierung zeigte sich nicht zuletzt darin, dass eine große Mehrheit der IG Metall-Mitglieder – einschließlich vieler kämpferischer AktivistInnen – für den schäbigen Deal stimmte.

Niederlage für alle Mahle-Belegschaften

Die Geschäftsführung will mehr: Was sie Kapazitätsanpassungen nennt, heißt Personalabbau und zwar massiv. In einer weiteren Vereinbarung hat offensichtlich der Gesamtbetriebsrat zugestimmt, dass diese stattfinden dürfen. Gegen eine Zusage, dass erst "weiche Maßnahmen", also wohl Altersteilzeit, Vorruhestand, Abfindungen oder die Verlängerung der Kurzarbeit stattfinden, können Kündigungen ab dem 31. März 2010 erfolgen. Änderungskündigungen in eine Beschäftigungsgesellschaft sogar vorher. Dafür verschiebt der Gesamtbetriebsrat die Tariferhöhung um 7 Monate. Auch das ist eine Niederlage.

Statt sofort in allen Werken den Widerstand zu organisieren - was für Alzenau schon längst hätte geschehen können - halten Gesamtbetriebsrat und IG Metall die Leute ruhig. Zeit für Junker und Co., mit seinem neuen Management die Angriffe vorzubereiten.

Wir brauchen eine Gewerkschaft, die kämpft!

In Zeiten der Krise sind die Menschen verunsichert. Solange Hoffnung besteht, halten sich die meisten bedeckt. Gerade Leute und Belegschaften, die keine Kampferfahrung haben, haben gezögert sich voll mit den Alzenauern zu solidarisieren. Es wäre keine Kunst gewesen, mit nur zwei oder drei weiteren Werken, den Konzern - trotz Krise - in massive Lieferschwierigkeiten zu bringen. Die spanischen KollegInnen aus Vila Nova haben dies mit einem zweiwöchigen Streik bewiesen.

Trotzdem muss auch jetzt die Frage aufgeworfen werden, wie die Bürokratie eine Besetzung verhindern konnte? Sie arbeitete mit Tricks und Täuschung, nutzte die politische Unerfahrenheit der Beschäftigten, etwa bestehende Spaltungslinien zwischen Jung und Alt oder einfach die Ängste der ArbeiterInnen aus. Diese Tricks wird die Bürokratie immer anwenden. Das zeigt, dass der bürokratische Apparat letztlich gegen die ArbeiterInnen und ihre Interessen agiert.

Es kam ihm aber auch zugute, dass ihm keine organisierte politische und gewerkschaftlich oppositionelle Kraft gegenüberstand. Wir, die Gruppe Arbeitermacht, haben bisher drei Ausgaben des Betriebsinfos „Gegenwehr!“ in Alzenau und an anderen Standorten verteilt. Viele KollegInnen haben sie nicht nur begeistert genommen, gelesen und selbst vervielfältig, sie sahen darin auch ein Blatt, das „die Wahrheit schreibt“ und eine Perspektive weist. Zweifellos hat das auch Beschäftigte zur Arbeitsniederlegung ermutigt.

Die Lehre ist jedoch, dass es nicht nur wichtig ist, in diese Kämpfe einzugreifen, sondern auch im Betrieb und in den Gewerkschaften eine oppositionelle Kraft, eine klassenkämpferische Basisbewegung aufzubauen, die im Ernstfall selbst die Führung übernehmen und den Bürokraten organisiert politisch Paroli bieten kann.

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