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Solidarität mit Amazon-Beschäftigten

Streik - die einzige Sprache, die die Bosse verstehen!

Flugblatt der Gruppe Arbeitermacht, Infomail 788, 16. Dezember 2014

Der Streik bei Amazon soll den Konzern dort treffen, wo es den Bossen weh tut - bei den Profiten. Und das ist gut so.

Eine andere Sprache verstehen die Eigentümer und Manager des weltweit größten Versandhändlers nicht. Das ist nach zwei Jahren Arbeitskampf für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingen, also den Tarifvertrag Einzelhandel, klar.

Die Amazon-Welt

Im Internet präsentiert sich Amazon nicht nur als zum Versandhändler gewordener Weihnachtsmann für die ganze Familie, für Jung und Alt. Das „Versandhandelsparadies“ wirbt für sich selbst auch noch mit geradezu paradiesischen Arbeitsbedingungen. Doch die Realität für 10.000 Beschäftigte und etwa gleich viele Saisonbeschäftigte ähnelt freilich mehr der Hölle als dem Himmel auf Erden.

Amazon-Beschäftigte verdienen rund 10 Euro die Stunde - brutto versteht sich. Es gibt weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld. Solche Armutslöhne reichen nicht, weder heute, noch für eine Altersvorsorge.

Amazon setzt auf befristete Beschäftigungsverhältnisse und Entrechtung. Oft werden solche Arbeitsverhältnisse über Jahre immer wieder „verlängert“ und nicht in unbefristete umgewandelt werden. Für Amazon hat das einen großen Vorteil: Wer jederzeit gekündigt werden kann, hat Angst und kann sich kaum wehren.

Arbeitsdruck und Stress sind enorm. Die Amazon-Profite werden mit der Gesundheit der Beschäftigten erkauft, was zu Krankenständen von ca. 25 Prozent führt.

Amazon bezieht für seine Ansiedlungen in „strukturschwachen“ Regionen kräftig Subventionen, tarifpolitische Auflagen gibt es dafür „natürlich“ keine.

Amazon weigert sich bis heute, mit den Beschäftigten und ihrer Gewerkschaft ver.di überhaupt, über deren Forderungen und einen besseren Tarifvertrag zu verhandeln.

Gewerkschaftliche Organisierung findet bei Amazon unter prekären Verhältnissen statt. Der Konzern versucht aktiv, die Beschäftigten von der Wahrnehmung ihrer eigenen Rechte abzuhalten, sie einzuschüchtern. Er steht für Arbeitsverhältnisse nach Gutsherrenart.

Angesichts diese Lage ist es ein großer Erfolg, dass sich tausende Beschäftigte an 6 Standorten (Bad Hersfeld, Leipzig, Graben, Koblenz, Rheinberg und Werne) dem Kampf  angeschlossen haben und drei Tage, vom 15.-17. Dezember, streiken. Sie zeigen, dass Widerstand möglich ist. Sie zeigen, dass die Beschäftigten nicht nur einen langen Atem brauchen, sondern auch einen solchen haben.

Den werden sie auch weiter brauchen, denn Amazon gibt sich kompromisslos. Ver.di und die Streikenden haben begonnen, wichtige Schritte in die richtige Richtung zu setzen, indem sie (a) versuchen, die KundInnen in Proteste einzubeziehen und die Öffentlichkeit aufzurütteln, (b) durch Knüpfen von internationalen Beziehungen zu französischen oder tschechischen Beschäftigten. Diese Schritte müssen weiter verfolgt werden.

Die Ausweitung des Streiks, die Erhöhung der gewerkschaftlichen Organisierung, Solidaritätsdelegationen und Aktionen, wie sie in den letzten Tagen stattfanden, die Ausweitung einer bundesweiten Vernetzung zur Organisierung von gewerkschaftlicher Solidarität sind wichtige, ja unterlässliche Schritte, den Kampf zu stärken. Von entscheidender Bedeutung wird es auch sein, dass die gewerkschaftliche Basis, die Mitglieder selbst über den Kampf und etwaige Verhandlungen mit Amazon bestimmen, dass Streik- und Aktionsleitungen gewählt und vernetzt werden.

Gesellschaftlicher, politischer Kampf

Amazon zeigt aber auch, wie schwer es ist, die Ausweitung des Niedriglohnsektors, von Befristeten und Leiharbeitsverhältnissen auf rein betrieblicher Ebene, im Rahmen eines Konzerns zu bekämpfen oder gar zu überwinden.

Der Amazon-Streik sollte daher in einen gemeinsamen Kampf um einen gesetzlichen Mindestlohn von 12 Euro netto eingebettet werden, der bei aktuellen Preisen einigermaßen zum Leben reicht. Er müsste für alle, auch alle befristeten Beschäftigten, gelten.

Zweitens müsste der Streik mit der Forderung nach dem Verbot der Leiharbeit und der sofortigen Übernahme aller befristeten in unbefristete Beschäftigungsverhältnisse verbunden werden.

Drittens muss die Kontrolle der Arbeitsbedingungen, Pausenregelungen, Ruhezeiten, Arbeitsschutz durch die Gewerkschaften und die Betriebsräte erfolgen - nicht durch die Vorgesetzten.

Eigentümer und Konzernleitung werden davon natürlich nichts wissen wollen. Sie empfinden ja schon Lohnerhöhungen von nur 50 Cent als „Zumutung“. Klar, denn ihre Profite, ihr ganzes Geschäftsmodell basiert auf Überausbeutung, Unterlaufen von Rechten der Beschäftigten und Gewerkschaften und gleichzeitigem Abgreifen von staatlichen und stattlichen Subventionen.

Doch Amazon ist „nur“ die Spitze des Eisbergs. Wenn sich der Konzern weiter weigert, den Beschäftigten auch nur die bestehenden Rechte zuzugestehen, wenn er solche Bedingungen nicht akzeptieren will, so sollten wir, GewerkschafterInnen und Lohnabhängige, das Privateigentum, das Recht, die Beschäftigten schier unbegrenzt auszubeuten, nicht länger akzeptieren. Amazon sollte enteignet werden - und zwar entschädigungslos und unter Kontrolle der Beschäftigten!

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