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Beschäftigungsgesellschaften

Der große Schwindel

Gegenwehr No. 4, Flugschrift für Siemens-KollegInnen in Berlin

In der Mai-Ausgabe der „Gegenwehr“ hatten wir dargestellt, dass die Einrichtung einer beE keine Lösung bietet, sondern Siemens nur die Möglichkeit gibt, immer mehr KollegInnen später wieder als billigere Leihkräfte einzusetzen.

Damals konnten wir nicht ahnen, wie schnell wir Recht behalten sollten. Es sind nun zwar (noch) nicht die Kollegen aus der neuen beE, die als Leihkräfte eingesetzt werden, wohl aber Betroffene aus dem „sozialverträglichen Personalabbau“ der letzten Jahre. Diese sind nun verständlicherweise froh, dass sie vor dem Fall in die Hartz-IV-Bedingungen „gerettet“ wurden. Ein klarer Beweis, wem diese Gesetze letztlich nützen!

Das Ganze zeigt, dass keiner „Vorhersage“ der Siemens-Leitung zu trauen ist. Noch zu Jahresanfang konnte man aufgrund der Aussagen des Managements zur Geschäftsentwicklung von Com FNT glauben, dass das Berliner Werk ohne Arbeit dasteht und kurz vor der Schließung steht. Viele Kollegen haben sich einschüchtern lassen und sind im April/Mai aus Angst vor einer Schließung in die beE geflüchtet.

Kurze Zeit später kamen dann, natürlich „völlig unerwartet“,  Aufträge in großem Volumen. Wie nicht anders zu erwarten, wurde die „Personalanpassung“ nicht rückgängig gemacht, sondern die Arbeitszeit „vorübergehend“ angehoben. Über mehrere Monate mussten die produktiven Abteilungen unbezahlte Überstunden, Samstagsarbeit (natürlich „freiwillig“), Stress mit unregelmäßiger Zulieferung etc. auf sich nehmen. Wieder einmal zeigte sich, wie eng Arbeitszeiterhöhung und Personalabbau zusammen hängen.

Nachdem die Belegschaft fast ein halbes Jahr bis zur Erschöpfung gearbeitet hat, ist sie nun wohl reif dafür, dass die Einstellung von mehreren Dutzend Leihkräften hingenommen wird, obwohl die meisten Entlassenen in der beE keinen neuen Arbeitsplatz gefunden haben. Mit einem Wort: die Belegschaft des Com-Werks wurde nach Strich und Faden verarscht!

Hier wurde von Anfang nur ein neues Produktionskonzept geplant. Eine eingeschüchterte Belegschaft soll bereit sein, flexibel bis zum Anschlag zu arbeiten, ergänzt durch einen Puffer an billigen Leihkräften, die bei Auftragsflaute auch schnell wieder abgebaut werden können. Auf diese Weise kann auch eine hoch qualifizierte Belegschaft, die anders als an einem Billiglohnstandort tatsächlich mit den teuren Anlagen für die Optikfertigung optimal umgehen kann, dazu gebracht werden, sich zum billigen Jakob für Siemens zu machen.

Über diese Sauerei sind zurecht viele empört. Aber es reicht nicht, in den Pausenräumen große Töne zu spucken; es nützt auch nicht, die Wut am Betriebsrat auszulassen.

Was tun?

Sicher ist Kritik an seinem Verhalten berechtigt. Die Belegschaft hätte rechtzeitig informiert, eine Diskussion über die Auswirkungen der beE geführt und Maßnahmen beraten werden können.

Die rechtlichen Möglichkeiten des Betriebsrates sind jedoch gering. Auf dieser Ebene kann er wenig mehr machen, als die Strategie des Managements „sozialverträglich“ mitzugestalten. Das Problem ist vielmehr, dass die meisten Siemens-Betriebsräte auf dieser Ebene stehen bleiben.

Nur gewerkschaftlich gut organisierte Belegschaften, die ihre Meinung zu den Plänen des Managements selbst deutlich zu Gehör bringen, können einen Druck erzeugen, durch den auch ein Betriebsrat größere Handlungsmöglichkeiten bekommt.

Dazu müsst ihr euch organisieren - auch außerhalb des Betriebes! Beruft Treffen von KollegenInnengruppen zu den Themen eures Werks ein und formuliert gemeinsam mit den Vertrauensleuten Forderungen, die Gewerkschaft und Betriebsrat gemeinsam mit Euch durchsetzen sollen!

Die Forderungen liegen doch heute auf der Hand:

Die KollegInnen aus der beE müssen angesichts der guten Auftragslage wieder eingestellt werden! Siemens muss für die Kosten der beE einstehen und auf die Rückzahlung der Abfindungen verzichten!

Übernahme aller Leihkräfte, befristet Beschäftigten und Azubis!

Bis dahin: Bezahlung der Leihkräfte nach dem Tarif der Normalbeschäftigten

Zweifellos sind zur Durchsetzung dieser Forderungen mehr als ein paar Gespräche mit der Geschäftsführung notwendig. Fordert daher von Betriebsrat und Vertrauensleuten ein, gemeinsame Versammlungen aller Beschäftigen (also auch der LeiharbeiterInnen) in den Abteilungen und im gesamten Werk durchzuführen, um den Kampf für diese Forderungen zu organisieren.

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Gegenwehr!

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Nr. 4, Dezember 2005

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