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Deutsche Soldaten in Kabul

Keine Tränen für die Besatzungstruppen!

Infomail 123, 13. Juni 2003

Mehrere Bundeswehrsoldaten wurden letzte Woche durch einen Selbstmordanschlag in Kabul getötet. Der vorzeitige Tod seiner bewaffneten Büttel ist der deutschen Regierung ein Staatsbegräbnis wert. Das Kanonenfutter des deutschen Imperialismus soll in Würde verscharrt werden.

Die ganze Nation - Agenda 2010, Massenarbeitslosigkeit und weitere Angriffe der Regierung hin oder her - hätte nichts besseres zu tun, als Tränen zu vergießen. Wenn schon nicht für den neo-liberalen Amokläufer Möllemann, so muss in jedem Fall für "unsere" Soldaten getrauert werden.

Schließlich, wird Verteidigungsminister Struck nie müde zu betonen, hätten die deutschen Soldaten den Frieden verteidigt.

Frieden wohl - aber den der imperialistischen Besatzungsmacht und ihrer Marionettenregierung. Bundeswehreinheiten kontrollieren Kabul und stellen eine zentrale bewaffnete Stütze der Regierung Karsai dar.

Deutsche Interessen werden seit einigen Jahren auch am Hindukusch wahrgenommen und verteidigt. In der geostrategisch wichtigen Region gilt es, jede wirkliche Kontrolle der Afghanen über ihr Land zu verhindern und gleichzeitig den Einfluss des US-Imperialismus durch eigene imperialistische Präsenz ein Stück weit zu begrenzen.

Kein Wunder, dass der Abzug der als "Friedensschaffer" drapierten Besatzungstruppen nie zur Diskussion stand. Einige CDU-Politiker fordern schwereres Kriegsgerät für die Truppe, um sich so als die besseren Vaterlandsverteidiger zu profilieren. Wirklich gebraucht wird das nicht. Bewaffnet seien die Mannschaften ohnedies gut, so Verteidigungsministerium und Bundeswehrführung.

Unverzichtbar sei vielmehr eine Ausweitung des Mandates. "Die Basis der Regierung Karsai" - sprich der Operationsradius ihrer imperialistischen Hintermänner und der bewaffneten Verbände von Bundeswehr und andere Kontingente unter ihrem Kommando - müsse weit über Kabul ausgedehnt werden. Nur so könne man "Ordnung" schaffen, sprich seinerseits vermeintliche "Terroristen" verfolgen und abknallen.

Die national-chauvinistische Trauerinszenierung um "unsere Jungs" dient so nicht nur dazu, alle Klassen, Ausbeuter wie Ausgebeutete, hinter dem verlogenen Trauertaumel zu "vereinen" - sie gibt auch gleich die Grundlage für die Ausdehnung des imperialistischen Besatzungsmandates ab.

Trauer um die deutschen Soldaten ist fehl am Platz. Sie sind keine "unschuldigen Opfer", die es auf einer humanitären Mission blöd erwischt hätte. Sie sind oder waren Besatzer, Werkzeug zur Unterdrückung der afghanischen Bevölkerung, zur Kontrolle und Ausbeutung des Landes durch die größten und gefährlichsten imperialistischen Staaten der Welt.

Diese einfachen Tatsachen finden in der deutschen bürgerlichen Presse selbstverständlich keine Erwähnung. Sie spekuliert lieber über den Urheber der ach so barbarischen Tat. War es jemand aus dem Al Queda-Netzwerk, war es gar ein entkommener Taliban?

Auch die USA, so zeige sich an diesem Fall, wären nicht mehr , was sie Mal waren. Sie hätten entgegen ihrer eigenen Behauptungen die Taliban und ihre Verbündeten nicht zerschlagen. Jetzt müsse die Bundeswehr die Folgen schlampiger imperialistischer Kriegsführung ausbaden. Welch ungerechte Welt!

Nicht die imperialistische Besatzung wäre das Problem, sondern die Mängel bei Liquidierung des afghanischen Widerstandes!

Gleichzeitig müssen Unmut und Widerstand gegen die Besatzer und ihr Regime in Kabul als "Wahnsinnsaktion" eines "durchgeknallten Terroristen" denunziert werden. Schließlich könnten sich nur "Verrückte" dem Imperialismus in den Weg stellen.

Doch die Verrückten werden jeden Tag mehr werden. Und das ist gut so.

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