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USA

Homophobie und Rassismus nach dem Massaker von Orlando

Dave Stockton, Infomail 889, 22. Juni 2016

Der Mord an 49 Menschen im homosexuellen Nachtclub „Pulse“ in Orlando (Florida, USA), stellt ein schreckliches Ereignis dar, welches die tiefsten Sympathien für die Überlebenden sowie die trauenden Angehörigen der Toten und Verletzten erweckt. Unsere Solidarität sollte sich aber auch an die LGBTIA-Community richten, vor allem deshalb, da diese Ermordungen in der Mitte des „Pride“-Monats stattfanden.

Trotz aller medialen Berichterstattungen über islamistischen Terror, der Selbstidentifikation des Attentäters Omar Mateen mit dem Islamischen Staat (IS) und dessen Bekenntnis zu den Anschlägen, scheint diese Tat nicht in eine organisierte terroristische Kampagne des IS oder irgend einer anderen dschihadistischen Gruppierung eingebettet zu sein. Gleichzeitig ist es aber auch nicht ausreichend, diese Tat als eine zufällige Aktion einer psychisch kranken Person zu erklären, gegen die nichts unternommen werden kann.

Es handelte sich klar um eine homophobe Attacke, deren Motivation in Homophobie und um sich greifendem Rassismus der Gesellschaft begründet ist. Es ist eine Rückkoppelung des von den NATO-Verbündeten im Nahen Osten geführten „Krieges gegen den Terrorismus“. Es ist das Produkt der Fetischisierung von individuellem Waffenbesitz in einer Gesellschaft, in welcher eine große Anzahl an „People of Color“ weiterhin durch Polizeibeamte, die „das Recht durchsetzen“, angeschossen oder gar getötet werden. Viele der Opfer in Orlando waren Teil der Latino- oder Schwarzen Community.

Verschiedene progressive Analysen des Massakers haben einen oder mehrere dieser Faktoren hervorgehoben: Individualpsychologie, sexuelle Identität, Rassismus, Homophobie und Islamophobie. Der resultierende Horror in Form dieses Attentates war ein Zusammentreffen all dieser Punkte, ein „perfect storm“.

Nur eine kraftvolle Bewegung gegen die US-imperialistischen Interventionen, gegen den Rassismus und die Unterdrückung von Muslimen/a, Schwarzen, Latinos in den USA und gegen die schonungslose kapitalistische Ausbeutung, die hinter all dem verborgen liegt und dies vorantreibt, kann solche erbarmungslosen und erschütternden Taten eindämmen und schlussendlich verhindern.

Homophobie

Die Anzahl an kollektiven sowie individuellen Hassstraftaten oder –angriffen gegen LGBTIA-Personen (lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, intersexuelle und asexuelle Personen) blieb erschreckend hoch trotz des Fortschritts in Sachen legaler Rechte, welcher in einigen westlichen Ländern erkämpft wurden. Im Juni 2015 fällte der höchste US-Gerichtshof das Urteil, dass staatliche Verbote der gleichgeschlechtlichen Ehe verfassungswidrig seien.

Dennoch war laut FBI bei rund 20% aller Hassstraftaten 2013 die sexuelle Orientierung des Opfers die Grundmotivation. Diese schockierende Zahl stellt einen relativen Anstieg im Vergleich zum Jahrzehnt vor 2014 dar, zusätzlich eine extrem hohe Zahl, nimmt man sie im Vergleich zu der immer noch geringen Größe der offen auftretenden LGBTIA-Community im Vergleich zu anderen Opfern von Hassstraftaten wie z.B. Schwarze.

Die übergroße Mehrheit dieser Taten wird durch weiße Homophobe und nicht durch Muslime/a begangen, genauso wie der Großteil aller Massenerschießungen durch weiße Rassisten durchgeführt wurde. Hier ist es hilfreich, sich daran zu erinnern, dass die Welt noch vor knapp einem Jahr davon schockiert war, dass neun schwarze Gläubige in der „Emmanuel Methodist Curch“ in Charleston von Dylan Roof ermordet wurden. Diese Kirche war in den 1960igern stark mit der Bürgerrechtsbewegung verbunden.

Dies sollte uns daran erinnern, dass Religion eine Motivation für legitimen Widerstand gegen Unterdrückung sein kann. Dies trifft auch auf den Islam zu. Nichtsdestotrotz spielen Religionen in ihren konservativen und fundamentalen Varianten auch eine Rolle in der Erzeugung und Verteidigung von Homophobie.

So kam es nach dem Massaker von Orlando zu Stellungnahmen einiger Pastoren der methodistischen Kirche in den USA, welche das Attentat verteidigten und soweit gingen, ihr Bedauern darüber auszusprechen, dass Omar Mateen nicht noch mehr LGBTIA-Menschen töten konnte.

Darüber hinaus kam es auch in Tel Aviv zu einem homophoben Angriff auf den „Gay Pride March“. Dort drang ein orthodoxer Zionist durch die Polizeiabsperrungen und stach mit einem Messer auf die TeilnehmerInnen der Demonstration ein. Mehrere Menschen wurden dabei schwer verletzt.

Die meisten Weltreligionen: das Christentum, das Judentum, der Islam, etc. haben alle zum Hass auf und der Angst von LGBTIA-Menschen beigetragen, welcher sich also auf sexuelle Orientierungen und Geschlechterrollen bezieht, die von der heterosexuellen Norm abweichen. Dies wird zusätzlich noch von „säkularen“, rechten PseudowissenschaftlerInnen unterstützt, welche Homosexualität als einen Angriff „gegen die Natur“ stigmatisieren. Alle diese Kräfte tolerieren Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung, wenn sie sie nicht sogar unterstützen. PolitikerInnen sowie Personen im öffentlichen Ämtern schütten hier ebenfalls Öl ins Feuer. So twitterte der Vizegouverneur von Texas, Dan Patrick, ein Bibelzitat aus dem Galaterbrief 6:7: „Lasst euch nicht täuschen! Gott lässt sich nicht verspotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.“

Der pathologische Hass, wie er von Individuen wie Mateen gezeigt wird, ist ein durch die Familie, der Schule oder den Glaubensgemeinschaften sozial geprägter Hass. Sollte er, wie manche Augenzeugen behaupten, selbst schwul oder zumindest unschlüssig über seine sexuelle Orientierung gewesen sein, war dies offensichtlich verbunden mit dem von der Gesellschaft hervorgebrachten Hass gegen LGBTIA-Menschen. Scheinbar handelt es sich bei seinem Vater um einen religiösen, sehr konservativen Mann, welcher auch Lob für die afghanischen Taliban übrig hatte. Mateens Ex-Frau sagte auch aus, dass ihm sein Vater des Öfteren vorwarf, schwul zu sein.

Solche Personen betrachten ängstlich ihre eigenen sexuellen Bedürfnisse, fürchten mögliche Reaktionen ihrer Familien oder Mitgläubigen. In den meisten Fällen führt dies zu einem Leben mit großen inneren Qualen. In extremen Fällen kann es eine Person auch dazu treiben, „Vergebung“ im „Märtyrertum“ zu suchen, z.B. durch die Ermordung anderer und den Verlust des eigenen Lebens während der Tat.

Der Bericht, dass er handgreiflich gegenüber seiner Frau während ihrer viermonatigen Ehe geworden war, bevor diese von ihrer Familie gerettet werden konnte, zeigt deutlich, dass Homophobie eng mit der Unterdrückung der Frau und deshalb mit heterosexuellen Normen gegenüber dem Geschlecht sowie sexuellem Verhalten einhergeht. Auch wenn der Großteil Priester, Pastoren, Rabbiner und Imame nicht zu Tätlichkeiten und Tötungen aufruft, trägt die Heiligsprechung der heterosexuellen Normen kräftig dazu bei, Leid und Schuldgefühle bei LGBTIA-Personen hervorzurufen. Zusätzlich trägt es auch dazu bei, Hass und Aggressionen ihnen gegenüber unter Nicht-LGBTIA Menschen zu säen.

Wir sollten hierbei nicht die Empörungen von „respektierten“ religiösen Figuren vergessen, welche sich regelmäßig gegen die Ehe von Homosexuellen aussprechen oder dagegen wenden, dass Homosexualität auch in den Lehrplänen an Schulen vorkommen soll. Auch die Medienkampagnen, welche behaupten, dass solch ein Sexualkundeunterricht gleichbedeutend damit sei, „normalen“ Kindern das Homosexuell-Sein beizubringen, sollten hier nicht vergessen werden.

Islamophobie

Seit dem 9. September 2001 geriet mit einem Schlag ein Prozent der amerikanischen Bevölkerung – 3,3 Millionen Muslimen/a – auf die Liste derjenigen in den USA, die durch PolitikerInnen und Medien dämonisiert und Bestandteil rassistischer und rechter Hetze wurden.

Es war deshalb keine Überraschung, dass Donald Trump sich sofort damit zu Wort meldete, dass die Tragödie in Orlando seine Aussage unter Beweis stellen würde, allen Muslimen/a sollte die Einreise in die USA verwehrt werden. Er twitterte zuerst: „Danke für die Anerkennungen, dass ich mit Hinblick auf den radikal-islamistischen Terrorismus recht habe“ und fügte später folgende Stellungnahme hinzu: „Ich sagte, dass dies passieren wird und es wird nur noch schlimmer werden ... Wir können uns nicht mehr leisten, politisch korrekt zu sein.“

Trump hatte auch schon im Dezember 2015 aus dem Massaker in San Bernadino Wind in seine Segel verspürt und seine islamophobe Kampagne gestartet. Vergegenwärtigt man sich, dass jede seiner Aussagen allumfassende Medienpräsenz bekommt, ist es kaum verwunderlich, dass nach Orlando eine YouGov-Umfrage das erste Mal eine Mehrheit für die Forderung Trumps feststellte.

Es kann niemand leugnen, dass viele junge Muslime/a in Nordamerika und Europa die Bombenangriffe auf Syrien, Irak sowie die Drohnenangriffe in Pakistan und Afghanistan zutiefst verabscheuen. Israels Bombardement auf den Gazastreifen, welches kaum von der US-Regierung kritisiert und aktiv von vielen PolitikerInnen – ob DemokratInnen oder RepublikanerInnen – verteidigt wird, ruft ebenfalls Empörung hervor.

Der Augenzeugenbericht eines Überlebenden bekundet, dass Mateen der Polizei gesagt haben soll, Amerika solle die Bombenangriffe auf den IS in Syrien einstellen. Seine ArbeitskollegInnen berichten, er hätte sich mit positiven Äußerungen in Bezug auf Al-Qaida und die Hisbollah hervorgetan, welche auch zu den FBI-Ermittlungen gegen ihn führten.

Anscheinend soll er auch seine Treue zu IS-Kalif Abu Bakr al-Baghdadi geschworen haben und sich in Verbindung mit den Boston-Attentätern sowie mit einem Mann, welcher ein Selbstmordbombenleger des syrischen Al-Qaida-Ablegers Al-Nusra-Front (Dschabhat an-Nusra) wurde, gebracht haben. Trotz all dieser Punkte scheint es dennoch keine organisatorischen Beziehungen, weder über das Internet noch direkt zu einer dschihadistischen Gruppe, gegeben zu haben. Seine Frau und ArbeitskollegInnen sagten aus, dass er kein frommer Moslem gewesen sein soll.

Es gibt viele Gründe für Muslime/a in Europa und den USA, die Aktivitäten der westlichen Regierungen und derer Verbündeter zu verachten, vor allem, wenn sie sich und ihre Religion als Objekt der Beschimpfung, ob nun persönlich oder durch die Medien, wiederfinden.

In einem Krieg greifen alle Seiten auf Terror und Verletzungen der Menschenrechte wie willkürliche Hinrichtungen oder Folter zurück. Die US-amerikanischen, britischen oder französischen Bombenangriffe stellen ebenfalls einen Terrorismus im Großmaßstab dar, welcher die Opfer individueller Terrorakte weit übersteigt, sogar die entsetzlichsten Beispiele wie das von Orlando oder dem 9. September 2001. Guantanamo oder Abu Ghuraib, mit ihren Folterungen von muslimischen „Verdächtigen“, werden nicht so schnell vergessen sein.

Der „Antiterrorismus“ von PolitikerInnen, welche „Schock und Furcht“-Bombenangriffe anordnen, wie die Bushs, die Blairs, die Clintons, die Putins und auch die Obamas, stellt die widerlichste Heuchelei dar. Sind sie doch im engsten Sinne verantwortlich für die Tode unzähliger Unschuldigen, sei es in San Bernardino, Orlando oder Grosny und Falludscha.

Junge Muslime/a leisten zu Recht Widerstand gegen diese Aktivitäten „ihrer“ Regierungen, genauso wie sie die Beschimpfungen oder Verfolgungen gegen sich verübeln dürfen. Vergegenwärtigt man sich die leichte Zugänglichkeit von radikal-islamistischen und dschihadistischen Internetseiten und –blogs, ist es anzunehmen, dass sich ein winziger Teil davon „radikalisiert“. Nicht hauptsächlich wegen der Tapferkeit der Propagandisten, sondern dadurch, dass die Aktionen der US-Regierung und anderer NATO-Staaten zuzüglich Israels die Wahrheit dieser Hassbotschaften zu beweisen scheinen.

Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor, welcher sie daran hindert, einen Weg zu einer effektiven Gegenwehr zu finden, stellt die abnehmende „Antikriegsbewegung“ in den USA und Europa im Vergleich zur Periode zwischen 2002 - 2010 dar. Damals versuchten antiimperialistische und antimilitaristische AktivistInnen, Verbindungen mit der muslimischen Gemeinde herzustellen, was dazu führte, dass diese das Gefühl vermittelt bekam, sie habe Freunde und Verbündete in dem Land, in dem sie sich niedergelassen hat. Heutzutage bietet sich ein effektiver Weg des Widerstandes, der die wirklichen Gegner – den Imperialismus sowie Rassismus – trifft, kaum für jungen Muslime/a an. Wir müssen dies so schnell wie möglich korrigieren.

All das stellt natürlich keine Rechtfertigung dar für schockierende reaktionäre Attentate auf unschuldige Menschen wie in Orlando (die selbst eine unterdrückte Minderheit darstellen), San Bernardino oder Paris im November 2015. Dennoch muss es als das verstanden, werden was es ist: eine „Rückwirkung“ der Aktionen, ausgeführt durch die US-Regierung und ihre NATO-Hauptverbündeten sowie Israel, welche als Terrorismus in weit größerem Ausmaß gegenüber der muslimischen und arabischen Welt verstanden werden müssen.

Durchaus sind es ihre Kriege sowie die ihrer geschätzten Alliierten wie Saudi-Arabien und die Golfmonarchien, die den Grundstein für die dschihadistischen Strömungen gelegt haben, die nun ihren ehemaligen Inspiratoren schurkenhaft den Rücken zuwenden. Dies führte zum Wachstum von Al-Qaida und IS, diesen monströsen Ziehkindern, deren überwiegende Opfer selbst muslimischen Glaubens sind, und die ein Nebenprodukt der Interventionen der westlichen Verbündeten in Afghanistan, Pakistan, dem Irak und Syrien der letzten 35 Jahren darstellen.

MarxistInnen wiederum haben schon immer Terrorismus als Strategie abgewiesen, nicht nur wegen seiner unnötigen und unschuldigen Opfer, sondern auch wegen seiner negativen Rückkopplung, sich gerade auf die Menschen negativ auszuwirken, denen er ursprünglich eigentlich helfen oder die er rächen wollte. In diesem Falle sind dies die drei Millionen US- sowie die 19 Millionen MuslimInnen in der Europäischen Union.

Waffenkultur und Rassismus

Barack Obamas und Hillary Clintons Aufrufe, striktere Waffenkontrollen einzuführen, stellen ebenfalls keine Lösung dar. Marteen war ein in den USA geborener Mann. Kurz gesagt, hätte Trumps Forderung, Muslimen die Einreise in die USA zu untersagen, auf Marteen keinerlei Effekt gehabt. Obwohl sein Vater afghanischer Herkunft ist, wurde er selbst in New York geboren und in den USA als Staatsbürger erzogen. Er durchlief erfolglos eine Ausbildung auf der Polizeiakademie des „Indian River Community College“. Vor dem Attentat arbeitete er als ein bewaffneter G4S-Sicherheitsbediensteter.

G4S ist eine große britische Sicherheitsfirma (640.000 Beschäftigte weltweit), die Aufträge mit den USA abschließt, um zusammen in Afghanistan und dem Irak zu operieren. Zusätzlich arbeitet sie auch mit der israelischen Regierung zusammen und wird weithin für Verletzungen der Menschenrechte angeklagt. Marteen durchlief 2007 sowie 2013 zwei Mal erfolgreich ihre Sicherheitskontrolle. MitarbeiterInnen meldeten ihn 2013 an das FBI, nachdem er mehrere „aufrührerische“ und „rassistische“ Äußerungen tätigte und behauptete, er hätte familiäre Verbindungen zu Al-Qaida und der Hisbollah.

Trotz alledem war er dennoch in der Lage, sich eine Sig Sauer-Tatschusswaffe sowie eine 9mm Glock-Pistole aus dem „St. Lucie Shooting Center“ zu besorgen. Der Besitzer, ein verrenteter ehemaliger New York City-Polizist, behauptet, dass Mateen die volle bundesstaatliche Personenüberprüfung bestanden hatte, bevor er ihm die Waffen zu kaufen gestattete.

Was kann getan werden?

Waffenkontrollen oder gar ein vollkommenes Verbot stellen keine Lösung dar. Eine Waffenkultur, bestehend aus der Verehrung des/der bewaffneteN individuelleN StaatsbürgerIn, welche sein oder ihr Heim und Haus heroisch verteidigt, ist sprichwörtlicher Bestandteil der US-amerikanischen Kultur, immer wieder in den beliebtesten Hollywood-Filmen zelebriert und angeheizt durch die National Rifle Association (NRA). Sie ist tief verwurzelt im Rassismus, welcher beinahe zum völligen Genozid der nordamerikanischen indigenen Bevölkerung geführt hat, sowie in der alten (und neuen) Jim Crow-Unterdrückung von Schwarzen durch Bürgerwehren oder Polizei. Die NutznießerInnen des Rassismus, auch diejenigen, bei denen dieser sehr gering ausfällt und mehr auf subjektive Überlegenheitsgefühle der beschränkt ist, sehen sich konstantem Druck von denjenigen ausgesetzt, denen sie – so wissen sie in ihrem Innersten – grausames Unrecht angetan haben. Dies stellt die „KolonisatorInnenmentalität“ dar, der in Südafrika und Israel nachgeeifert wird.

Unter dem derzeitigen System können rechte Kräfte nicht effektiv entwaffnet werden, man kann nur den Selbstschutz gegen diese organisieren. Deshalb sollten Gemeinschaften, die Verbrechensopfer aus Hassmotiven sind (auch die von Polizeigewalt betroffenen), auch das Recht dazu haben, sich selbst zu verteidigen. Ganz unter dem Motto: „Selbstverteidigung ist kein Verbrechen!“. Dies trifft selbstverständlich genauso auf Versammlungsorte der LGBTIA-Community wie dem „Pulse“ in Orlando zu.

Aber selbst das wäre nur ein Pflaster auf eine klaffende Wunde, wenn die Gründe nicht angegangen und durch eine Massenmobilisierung bekämpft werden. Wir müssen in den USA wie auch in Europa wieder eine machtvolle Bewegung aufbauen, die ein Ende der westlichen Interventionen in Nah- und Mittelost, Zentralasien und Afrika südlich der Sahara fordert.

In den USA und Europa beobachten wir jedoch derzeit den Anstieg rechter wie auch protofaschistischer Bewegungen. In Israel wird ein rassistisches Regime immer mehr durch gewaltbereite ZionistInnen beeinflusst. In Indien sehen wir eine hindu-nationalistische Partei – BJP – welche immer dreister in ihrem ethnischen wie religiösen Antagonismus gegenüber MuslimInnen und anderen religiösen Minderheiten aufgeht.

Gleichzeitig führen Dschihadisten in Bangladesch, Pakistan, dem nahen und mittleren Osten und subsaharischen Afrika fürchterliche Angriffe gegen religiöse Minderheiten sowie weltliche Kräfte durch. In Sri Lanka wie auch Myanmar zielt buddhistisch-fundamentalistische Gewalt auf religiöse Minderheiten.

Dieser Epidemie mörderischer ReaktionärInnen kann sich nur eine Bewegung effektiv entgegenstemmen und sie schlussendlich auch zerschlagen, die den Unterdrückten und Terrorisierten wahre Hoffnung und Freiheit bietet. Dies stellt eine wichtige Aufgabe der ArbeiterInnenklasse sowie der revolutionären Linken weltweit dar.

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