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Ska-Kollektiv in Bosnien

Dubios und dominant?!

Frederik Haber, Infomail 734, 12. März 2014

„Dubioza Kolektiv“ heißt eine Reggae-Ska-Punk-Band aus Zenica, Bosnien-Herzegovina. Mit seiner Musik tritt das „Dubiose Kollektiv“ gegen Ungerechtigkeit, soziale Missstände und korrupte Eliten nicht nur in seiner bosnischen Heimat auf.

Zu Beginn der Proteste in Tuzla, Sarajewo u.a. Städten zog die konservative Zeitung „Jutarnji List“ (Morgenblatt) aus dem kroatischen Nachbarland folgenden Vergleich:

"In den ersten Tagen der gewalttätigen Proteste in Tuzla, Zenica, Sarajevo, Bihac und Mostar, wurden kroatische linkslastige Websites mit Artikeln überschwemmt, die Solidarität mit dem Aufstand in Bosnien und Herzegowina demonstrierten. Es entstand der Eindruck, dass die Botschaft, die die weltbekannte Reggae-Ska-Punk-Band aus Zenica „Dubioza Kolektiv“ in den vergangenen sechs Jahren ihrem nationalen und internationalen Publikum gesendet hat, endlich auch die Bürger von Bosnien-Herzegowina erreicht hat. Es wurde der Eindruck erweckt, dass im Nachbarland eine völlig neue post-nationale bosnische Identität im Entstehen sei, die alle drei konstitutiven Volksgruppen vereinen und gegen ihre wahren Feinde richten würde - die politischen Eliten, die aus dem Dayton-Friedensabkommen entstanden sind. Allerdings, ebenso wie die Mitglieder des „Dubioza Kolektivs“ überwiegend Bosniaken sind, so war das auch der Fall mit den  Protesten in der vergangenen Woche, die in überwiegend bosniakischen Städten und Kantonen stattfanden (im geteilten Mostar waren die ProtestteilnehmerInnen nur Bosniaken aus dem östlichen Teil der Stadt), während die serbischen und kroatischen Entitäten und Teile der Föderation BH meist stille Beobachter der Ereignisse waren."

Das „überwiegend bosniakisch“ drückte der Autor  mit dem Begriff „dominantno“ aus, was die beliebteste Band aus Bosnien-Herzegowina in einer Antwort an „Jutarnji List“ so aufgriff:

„´Dubioza Kolektiv´ kann so ziemlich alles sein, allerdings weder eine "dominantno bosniakische", "dominantno kroatisch" oder "dominantno serbische“ Band , aber es scheint uns, dass die Einstellungen, die  in Ihrem Artikel ausgedrückt werden, dominantno arschlöchig sind.“

Zuvor hatten sie die Verwaltungsstruktur Bosnien-Herzegowinas, wie sie aus dem Dayton-Vertrag entstanden ist, und die jeden Posten mit je einem Vertreter der verschiedenen Ethnien besetzt, mit folgendem Vorschlag lächerlich gemacht:

"Angeregt durch Ihren Artikel, sind wir auf die Idee gekommen, zwei weitere Dubioza Kolektiv-Bands zu gründen, die aus Mitgliedern der jeweilig dominierenden Volksgruppe nach Gebiet zusammengestellt werden würden. Vielleicht würde das dann besser in Ihr faschistisches Weltbild passen, in dem die ethnischen Zugehörigkeit wichtiger als der Inhalt ist.“

Und weiter:

"Wir Menschen akzeptieren einfach ein solches Zählen von Blutkörperchen nicht. Wenn wir ins Detail gehen: in der jüngsten Volkszählung hat sich nicht ein einziges Mitglied der Band als Bosniake erklärt. Sehr geehrter Autor, vielleicht werden Sie durch die Tatsache schockiert sein, dass wir in unserer Mitte sogar ein Mitglied aus Serbien haben, das Saxophon spielt. Sie und andere Gleichgesinnte in den Medien sind ständig bemüht, den sozialen und nicht-ethnischen Charakter der Unzufriedenheit der Bürger herunter zu spielen und stattdessen den nicht vorhandenen ethnischen Konflikt und den Schutz der "nationalen Interessen" bestimmter ethnischer Gruppen hervorzuheben. Sie vergessen, dass ein hungriger Serbe, Kroate, Bosniake oder Sonstige vor allem eine Person mit einem leeren Magen ist, und erst dann eine Person, die zu eine der konstitutiven (oder nicht-konstitutiven) ethnischen Gruppen gehört.

Einer der wenigen Punkte, in dem sich alle politischen Eliten BHs perfekt einig sind, ist, dass alles staatliche Eigentum und Unternehmen, die etwas wert sind (Telekommunikation, Energiesektor etc.), verkauft und privatisiert werden sollten. Wenn alles, was etwas wert ist, verkauft ist, haben die Menschen , die in Bosnien-Herzegowina leben - unabhängig von der Verfassung oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit -  endlich die volle Gleichberechtigung. Sie werden alle gleichberechtigt die Schulden erben, die sie dem IWF bezahlen müssen und sie haben die gleichen Löcher im Magen.

Wir sind oft in Kroatien und was wir von unseren Freunden sehen und hören, ist, dass in Ihrem Land die Mägen dominantno leer sind, die Löhne dominantno klein, die Politiker dominantno korrupt und vor allem dass Sie sehr bald dominantno kroatische Proteste erwarten können!"

http://www.klix.ba/magazin/muzika/dubioza-kolektiv-osniva-paralelni-bend/140214087 am 14. Februar 2014

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