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Mongolei

Städte und Jurten

Impressionen von Svenja Spunk, Infomail 646, 1. Oktober 2012

Die Mongolei stellen sich viele als ein Land vor, in dem es nur Nomaden gibt, die mit ihren Jurten durch die Steppe ziehen. Doch das ist ein falsches, „romantisches“ Bild.

In der Mongolei gibt es heute zwar nur wenige große Städte - schließlich hat das Land auch nur knapp 3 Millionen EinwohnerInnen - doch davon lebt etwa die Hälfte in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei.

Diese Stadt repräsentiert eigentlich das Gegenteil der traditionellen mongolischen Lebensweise.

Statt großer Herden streunen hier nur stinkende Hunde durch die Straßen, nicht einmal Vögel hört man singen. Die Menschen leben nicht mehr im Einklang mit der Natur, sondern sind fast überall dabei, sie zu zerstören. Läuft man durch die Straßen, atmet man die schlechteste Luft, die man sich vorstellen kann. Sie ist voll von Abgasen der großen Autos, die über Straßen voller Schlaglöcher rollen. Das Straßenbild ist überhaupt skurril: einerseits sieht man viele sehr teure Autos, andererseits fragt man sich, wer sich hier so etwas leisten kann? Überall riecht es nach hochgiftiger Farbe aus China, mit der einmal im Jahr alle Gebäude gestrichen werden. Auch Schulen werden damit gestrichen - innen, was man deutlich riechen kann und wahrscheinlich später gesundheitlich merken wird.

Alltäglich ist auch der Gestank aus der Kanalisation. Die Gullis sind offen und die fehlenden Deckel führen nicht selten dazu, dass jemand hineinfällt und sich verletzt. Wenn auf der Fahrbahn ein Gullideckel senkrecht in seiner Fassung steht, fahren alle drum herum, niemand kommt auf die Idee, ihn wieder richtig hinzulegen - auch nicht die Polizei. Die ist auch eher damit beschäftigt, den chaotischen Verkehr zu „regeln“, was ihr jedoch nicht gelingt.

Im Winter wird sich das Smog-Problem noch verschärfen, wenn die kalte Luft alles nach unten drückt und noch mehr Leute lieber das Auto nehmen, als den Bus. Für umgerechnet 23 Cent ist eine Fahrt auch recht günstig, bedenkt man jedoch, dass das Durchschnittseinkommen nur 150 Euro im Monat beträgt, dann klingt es nicht mehr so billig. LehrerInnen, die zu den am schlechtesten Bezahlten gehören, erhalten in der Stadt ca. 300 Euro im Monat. Die Mieten sind relativ hoch. So kostet eine Zwei-Zimmer-Wohnung etwa 600 Dollar im Monat.

Viele Leute müssen sehr viel arbeiten, um über die Runden zukommen. Im Bus z.B. bezahlt man beim Kassierer, meist eine ältere Frau. Ihre Arbeitszeit kann man daran ablesen, dass sie regelmäßig im Stehen einschläft, obwohl der Bus in vollem Tempo jedes Schlagloch mitnimmt und Hupen hier ein durchgängiges Nebengeräusch ist.

Was sich erhalten hat, ist das gemeinsame Wohnen der „Großfamilie“. Zwar leben alle Familienmitglieder in einem Raum, aber nicht, weil es Tradition ist, sondern weil man die anderen Zimmer untervermieten muss, um sich finanziell irgendwie über Wasser halten zu können.

Trotzdem leben diejenigen, die sich eine Wohnung in der Stadt leisten können, noch nicht am untersten Rand der Gesellschaft. Alle jene, die keine Arbeit und daher auch wenig Geld haben, leben nämlich tatsächlich immer noch in Jurten am Rand der Stadt. Sie kamen in großen Schüben Ende der 1990er Jahre vom Land in die Städte, da mit der Einführung der Marktwirtschaft auch die staatliche Unterstützung der Nomaden gestrichen wurde.

Zudem gab und gibt es immer wieder lange Dürreperioden, in denen vielen Nomaden die Herden wegstarben und damit ihre Lebensgrundlage wegfiel. Zugleich wurde die Hoffnung geschürt, in der Stadt Arbeit zu finden - für viele blieb es eine Illusion.

Heute werden die Bodenschätze, die es in der Mongolei in Hülle und Fülle gibt (die Mongolei zählt zu den 10 an Bodenschätzen reichsten Ländern), zwischen verschiedenen Interessenten aufgeteilt. So strömen viele chinesische Investoren ins Land, die u.a. an den Gold-Vorkommen interessiert sind. Auch Frau Merkel ließ sich blicken, um den Export deutscher Waren anzukurbeln. Den Erfolg ihrer Mission kann man in den Läden sehen, wo es sehr viel deutsche Produkte gibt.

Im Gegenzug soll das deutsche Kapital auch von der Ausbeutung der Ressourcen der Mongolei profitieren. Sie betonte, dass sie sich wünscht, dass die gesamte mongolische Bevölkerung an den Gewinnen beteiligt wird. Wer hätte da etwas anderes gedacht?!

Ein riesiges Kohleabbauprojekt, ist bereits in vollem Gange. Es könnte das BIP der Mongolei um 50% steigern. Inwieweit sich dadurch auch das Leben der Bevölkerung, steht freilich auf einem anderen Blatt.

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