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Qantas-Streik

Nein zu Aussperrung und Hetze gegen Gewerkschaften!

Rebecca Anderson, Infomail 588, 8. November 2011

Ein erbitterter Streit zwischen der australischen Luftfahrtgesellschaft Qantas und den Beschäftigten über Stellenstreichungen und Verlagerungen hat am 29. Oktober 2011 eine dramatische Wende genommen, als die Firmenspitze plötzlich alle Flüge strich und ihre Belegschaft am 31. Oktober aussperrte.

Die australische Labour-Regierung hat sich eingeschaltet und eine Beendigung des Streits gefordert, bei dem die Gewerkschaft klein beigeben soll.

Der Konflikt begann, als im August die Qantas-Firmenleitung einen Stellenabbau von 1.000 Beschäftigten und eine Verlagerung ihrer Aktivitäten nach Asien ankündigte. Drei Gewerkschaften (Ingenieure, Piloten, Gepäckabfertigung) haben daraufhin eine Reihe von Arbeitsniederlegungen organisiert, darunter einstündige Pausen, um an Betriebsversammlungen teilnehmen zu können sowie ein Verlassen des Arbeitsplatzes für vier Stunden. Diese kleinen Maßnahmen - die ArbeiterInnen der Gepäckabfertigung streikten insgesamt nur 8 Stunden - haben das Unternehmen 68 Millionen australische Dollar gekostet und so die ökonomische Macht der Beschäftigten demonstriert, die den Qantas-Chef Alan Joyce erbost hat.

Management setzt auf Kraftprobe

Nach einer Aktionärsversammlung, auf der Joyce eine 71%ige Erhöhung seiner Bezüge zugestanden wurde - damit verdient er 5 Mill. australische Dollar im Jahr - beschloss die Firma die Aussperrung des Personals. Joyce begründete dies: „Wir sperren sie aus, bis die Gewerkschaften von ihren überzogenen Forderungen abrücken und zu einem Abkommen mit uns gelangen.“ Die Firmenspitze schätzt, dass diese Entscheidung sie 20 Millionen australische Dollar kosten wird - täglich! Aber dies ist der Preis, den sie ihn Kauf nehmen würde, um die Gewerkschaften in die Knie zu zwingen, damit sie ihre Kürzungs- und Operationspläne widerstandslos durchdrücken können.

Das Luftfahrtunternehmen ist stark von der internationalen Wirtschaftskrise in Mitleidenschaft gezogen worden, konnte aber trotz Verlustabzug im letzten Jahr Gewinne von 444 Mill. australische Dollar einfahren. Die australische Regierung hat nun ein Arbeitsverhältnis-Tribunal einberufen. Die Transportarbeitergewerkschaft fordert ein Einschreiten der Regierung im öffentlichen Interesse und den Erhalt der Arbeitsplätze bei Qantas, die Joyce und seine Aufsichtsratsmitglieder willkürlich zerstören wollen. Qantas hält einen Anteil von 61% am australischen Binnenmarkt. Das Eingreifen muss zur Folge haben, dass Qantas verstaatlicht wird und in die Hände der 35.000 ArbeiterInnen gegeben wird.

Die Aussperrung ist ein Willkürakt der Qantas-Bosse, um die Gewerkschaften zu brechen. Wir dürfen dies nicht zulassen, denn dann droht allen australischen ArbeiterInnen dasselbe Schicksal, schutzlos den Plänen der Kapitalisten ausgeliefert zu sein.

Die Arbeitslosigkeit ist in Australien trotz langsamer wirtschaftlicher Erholung schon in der letzten Periode gestiegen. Allein im August wurden 9.700 Stellen abgebaut. Wenn Qantas mit seiner Aussperrtaktik durchkommt, könnte dies auch gegen andere Gewerkschaften Schule machen, wenn sie den Widerstand gegen Stellendemontage organisieren wollen. Dieser Streit geht in seiner Bedeutung weit über den einzelbetrieblichen Rahmen hinaus. Die Aussperrung muss mit Protesten und Besetzungen beantwortet werden, die sich gegen das Vorgehen bei Qantas richten, aber auch mit Solidaritätsstreiks in anderen Industrien verbunden sein, die eine entschädigungslose Verstaatlichung von Qantas unter Kontrolle der Beschäftigten fordern.

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