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Stuttgart

Streiks der RedakteurInnen werden fortgesetzt

Nora Rauch, Infomail 570, 27. Juli 2011

Die Streiks der RedakteurInnen und Freien bei den Tageszeitungen in Baden-Württemberg wurden auch am 25. Juli fortgesetzt. Auf der landesweiten Streikkonferenz im Stuttgarter DGB-Haus waren  400-500 Streikende anwesend. Zum Teil sind die Redaktionen nun den achten Tag in Folge im Ausstand.

SPD-Landesvorsitzender Nils Schmid lies es sich nicht nehmen, die Streikenden kurz zu "daten". Er sei der Meinung, die Demokratie brauche gute und kritische Journalisten. Und wer gute Leute haben wolle, müsse sie auch gut bezahlen. „Es geht bei diesem Streik eben auch ganz zentral darum, welchen Journalismus wir in Zukunft haben werden: Qualitäts- oder Billig-Journalismus“, so Schmid. Eigentlich seltsam, dass er dazu 20 Minuten gebraucht hat. Länger war er nämlich nicht anwesend, er wollte wohl nicht riskieren, in eine Diskussion hineingezogen zu werden.

Aufwachen aus Träumen

Auch Leni Breymaier, ver.di-Landesbezirksleiterin, wartete mit wirklich Unglaublichem auf: „Wenn die Zeitungsverleger sich mittlerweile wie jedes gewinnorientierte Unternehmen verhalten, dann muss geprüft werden, ob der Tendenzschutz in der Betriebsverfassung noch zeitgemäß ist.“. Mittlerweile? Wir können uns für Leni Breymaier freuen, dass sie - mittlerweile -scheinbar aus ihren Tagträumen erwacht ist.

Aus ihren Träumen sind auch der Landeschef des DJV (Deutscher Journalisten Verband) und Gerhard Manthey, Chef der DJU (Deutsche Journalisten Union, gehört zu ver.di), aufgewacht. Beide versuchten, die Streikenden davon zu überzeugen, dass man den Streik die nächsten Tage aussetzen solle, um dann in der nächsten Woche wieder voll durchstarten zu können. Ein Argument dafür war, dass jetzt ja nur Sondierungsgespräche auf Bundesebene geführt werden und erst nächste Woche auf Bundesebene richtig verhandelt würde. Auch, dass wahrscheinlich erst ab nächster Woche Bayern (Urabstimmung am 27. Juli) und Nordrhein-Westfalen großflächig in den Streik einsteigen, kam als Argument. Das beste war allerdings die Lachnummer, "damit bleiben wir unberechenbar". Tolle Unberechenbarkeit, die Streikbrecher zu entlasten.

Daraufhin gab es eine gut zweistündige hitzige Diskussion. Dabei kamen auch die Themen Verteidigung des Manteltarifvertrags, Abwehr eines von den Verlegern geforderten „Tarifvertrags 2“ und die nötigen Tariferhöhungen um 4% zur Sprache. Hauptdiskussionspunkt war allerdings die Streikfrage.

Es war klar ersichtlich, dass die, die den Streik weiterführen wollen, in der Mehrheit waren. Darauf ruderten die zwei Reformistenführer zurück, u.a. mit Argumenten wie man hätte sie „falsch verstanden“, es seien ja nur „Überlegungen aus den Gremien“ gewesen etc. Zum Schluss wurde abgestimmt, worauf die Mehrheit glücklicherweise für die unbefristete Fortführung des Streiks stimmte.

Eine Urabstimmung fand mittlerweile auch in Nordrhein-Westfalen statt: Mit 98,9% stimmten auch hier die Gewerkschaftsmitglieder eindeutig für Streiks.

Gleich heute Abend wurde bekannt, dass die Tarifverhandlung auf Wunsch des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), früher als ursprünglich vom BDZV geplant, am 2. August in Hamburg fortgesetzt werden soll. Na sowas, wer hätte das gedacht! Streik ist und bleibt die Sprache, die Kapitalisten sofort verstehen!

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