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Wowereit in Neukölln

Propagandashow unter Polizeischutz

Infomail 205, 8. April 2005

Am 6. 4. besuchte der Berliner Regierende Bürgermeister das Rollbergviertel in Neukölln auf Einladung des dortigen Quartiersmanagements. Er ließ sich die dortige Gemeinschaftsküche schmecken, machte, stets begleitet von Bodyguards, einen Stadtteilspaziergang und thronte über einer Diskussionsveranstaltung in der Jugendeinrichtung "Lessinghöhe" vor handverlesenem Publikum.

Der traditionelle Arbeiterbezirk wird in der bürgerlichen Öffentlichkeit als gescheitertes Multikultiprojekt verunglimpft, aktuell droht die Zwangsumsiedlung von ALG II-EmpfängerInnen wegen der hohen Mietpreise.

Da hatte der Regierende viel anzubieten: Er versprach, als er in der Kiezküche kellnerte, mit Alfred Biolek zurückzukommen und für die EinwohnerInnen zu kochen.
Die medienwirksame Jovialität war jedoch sehr schnell für Jene beendet, die es wagten, unangenehme Fragen zu stellen und nicht zum Kreis der um Geld bettelnden Kiezhonoratioren gehörten, die den Staatsbesuch begleiteten.

Die Neuköllner Stadtteilgruppe "Aktiv gegen Krieg und Kahlschlag" hatte sich aufgemacht, mit Plakaten gegen die Diskussionsshow vor der Kulisse spielender Kinder zu protestieren und wollte die wirkliche Hilfsbereitschaft des Partylöwen testen. Zu lesen war: "Wowi, bist Du auch pleite?" und "Miete runter!" sowie ein Hinweis auf den ehemals "Roten Rollberg" und den Zusammenhang zwischen Internationalismus, Revolution und wirklicher Multikulturalität.

Die so gezeigte Dialogbereitschaft eines halben Dutzends Leute am Rande der relativ "geschlossenen Veranstaltung" führte zu einer hysterischen Reaktion der Sicherheitsorgane. Die Polizei drängte die ehemaligen Neuköllner AntikriegskomiteelerInnen auf die Strasse, ließ auch vor dem Gelände keine Meinungsäußerung zu, sondern verhängte Platzverweise. Wichtigstes Anliegen war es den Ordnungshütern, die ausdrücklich betonten, nur auf Weisung des Bürgermeisters zu handeln, dass die massiv anwesenden Medien möglichst wenig von dem Gesprächsangebot mitbekamen.

So rätselten die AktivistInnen denn auch hinterher über konkrete Zusagen des rosaroten Senats hinsichtlich der massiven Probleme der EinwohnerInnen in den Zeiten von Agenda 2010 und Hartz IV. Ganz offensichtlich war jedoch, dass der sozialdemokratische Reformismus nicht mehr zu bieten hat als die Kochkünste Bioleks (von denen Wowereits wollen wir schweigen) und einen Gute-Laune-Event.

Die ebenfalls kochbegeisterten AKKlerInnen treffen sich übrigens immer montags in der Gaststätte "Lohffs" um 20 Uhr - eine nach oben geschlossene Veranstaltung!

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