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Heile Welt

HaHo, Neue Internationale 173, September 2012

Die SPD hatte lange Stein und Bein geschworen, ihren Kanzlerkandidaten erst kurz vor der Wahl zu benennen. Daraus konnte jeder Kenner der Sozialdemokratie mit Sicherheit folgern, dass die Vorstellung des Kandidaten schon ziemlich früh erfolgen wird. Nun ist Peer Steinbrück Kanzlerkandidat - nicht zu verwechseln mit Steinmeier, der im Bundestag den Platz des nicht vorhandenen Oppositionsführers einnimmt.

Diesmal gibt es keine Führungs-Troika, weil das Wort Troika momentan nicht so populär ist und es in der SPD nicht drei geeignete Leute gibt.

In einer normalen Partei - die in der bürgerlichen Demokratie aber selten vorkommt - wird ein Kanzlerkandidat ja auf einem Parteitag gewählt und im besten Fall sogar über ein Programm diskutiert, das der Kandidat umsetzen soll.

Dass Steinbrück nun urplötzlich wie Kai aus der Kiste auf den Kandidatenstuhl sprang, hat aber mehrere Vorteile. Man spart sich die Diskussion von Inhalten und man vermeidet, über politische und personelle Alternativen zu reden - wobei die Aufstellung eines Gegenkandidaten durch die SPD-Linke höchst unwahrscheinlich war, weil diese genug damit zu tun hat, darüber zu rätseln, ob es sie selbst überhaupt gibt.

Vor allem aber kommt bei Peers Blitz-Nominierung niemand so schnell auf die Idee zu fragen, wofür der Steinbrück früher stand.

Steinbrück war ein echter Rolling Stone, der viel bewegt hat. Als Vizekanzler in Merkels Großer Koalition hat er Hartz-Gesetze brav umgesetzt, den Billiglohnsektor eifrig erweitert und Milliarden in den Sand, pardon: in marode Banken geleitet.

Angesichts der heute viel größeren Finanzlöcher darf man weiter auf Großes von Steinbrück gespannt sein. Und falls er schon vor der Wahl stolpern sollte, ist ja immer noch Altkanzler Schmidt da. Der ihn stets einhüllende blaue Dunst passt sowieso prima zu einem SPD-Wahlkampf.

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Nr. 173, Oktober 2012
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*  Veranstaltungsbericht: Solidarität mit Griechenland
*  Nachlese zu UmFAIRteilen: Vom Herbstlüftchen zum Winterschlaf?
*  Autoindustrie: Comeback der Krise
*  SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück: Merkel-Flüsterer
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*  NAO: Eine neue Chance
*  Syrien: Warum ich mich dem Aufstand anschloss
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