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HaHo, Neue Internationale 128, April 2008 Dass Kurt Beck gut ist für die SPD, glauben selbst SPD-Mitglieder kaum noch. Wir können sie aber dahingehend trösten, dass Kurt Beck immerhin gut ist für die deutsche Sprache. Er hat dem Wort „Delle“ eine neue Dimension erschlossen. Der flächendeckende Absturz der SPD in allen Umfragen ist ihm zufolge nämlich nur eine Delle. Dann ist der Absturz der Mitgliederzahlen der SPD vielleicht eine Art Landeanflug und das Ausbleiben des Sozialismus trotz über hundert Jahren SPD-Politik nur ein gut Ding, das Weile haben will? Eines muss man der alten Dame SPD aber lassen: unter ihren muffigen Röcken ist viel los. Stutzflügel klimpern, Seeheimchen heimeln, Parteilinke hinken, Vor-, Nach-, Über- und Überhauptdenker streiten darüber, ob oder wie man mit der LINKEN kooperieren könne oder nicht. Diese konzeptionelle Konfusion würde Beck vielleicht „gelebte Demokratie“ nennen. Der Tod ist ja auch nur der Endpunkt des Lebens. Auf diesem „Weg des Wandels“ einer noch vor hundert Jahren großen und stolzen Arbeiterpartei zur Partei von Beck, Struck und Nahles versucht nun die LINKE zu überholen. Da könnte die SPD wie weiland der Igel im Märchen eigentlich ausrufen: „Ick bin all hier“, doch das geht nicht, weil sie jahrzehntelang all ihre Stacheln in den Parlaments- und Regierungssesseln gelassen hat und nun eher einer schleimigen Nacktschnecke ähnelt als dem wehrhaften Stacheltier. Die LINKE, die früher vom Kreml das Siegen lernte, lernt es nun vom Willi Brandt-Haus. Und sie hat gute Chancen, als Hase der SPD den Rang abzulaufen; ängstlich genug ist sie schon. Auch regierungsfähig ist sie, wie Berlin zeigt. Dort agiert sie als Osterhase, der fleißig faule Eier verteilt. Und wenn alles schief geht, können beide immer noch fusionieren. Blinde und Lahme aller Bundesländer, vereinigt euch! |
Nr. 128, April 2008
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